Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
Geräusch der schreienden Jetski-Motoren übertönte das Motorengeräusch der Wasserkäfer , wurde schriller, als sie sich näherten.
„Molly, lass es auf mein Signal hin fallen!“
„ ’ kay“, keuchte sie.
Thomas stand mit geschlossenen Augen am Ruder, aufmerksam auf das Geräusch fokussiert. Dann ließ er plötzlich die Maschinen der Wasserkäfer wieder aufheulen.
„Molly, jetzt!“
Molly stöhnte, und die täuschende Nebelwolke verschwand, als hätte sie nie existiert.
Die Formation der nahenden Jetskis war nur noch etwa 45 Meter entfernt, sie kamen rasch hinter uns her und bewegten sich so viel schneller als wir, dass sie nach einigen Sekunden fast gleichauf mit der Wasserkäfer waren. Jetskis scherten nach rechts und links aus, um eine Kollision mit unserem Boot zu vermeiden.
Alle außer der Rotkappe. Der Typ lenkte den Jetski mit einer Hand und hielt einen militärischen Karabiner in der anderen. Seine Augen weiteten sich, als das Gefährt näher hetzte, aber statt zur Seite auszuweichen, grinste er breit, zielte mit der Pistole auf mich und beschleunigte noch weiter.
Ich entließ „Hexus!“ rufend meinen gesammelten Willen in einem Stoß völlig nichtfokussierter magischer Energie, noch bevor er schießen konnte.
Ich glaube, ich habe bereits erklärt, dass Technologie nicht mit Magiern auskam. Brachte man eine komplizierte Maschine in die Gegenwart des Magiers, so ging alles, was an der Maschine schiefgehen konnte, auch tatsächlich schief ... und das, wenn wir noch nicht mal versuchten, dies geschehen zu lassen. Am heftigsten traf es Elektronik, wie den Computer des armen Butters, aber dieses spezielle Gesetz der magischen Kräfte funktionierte auf der gesamten Skala.
Jetskis, vor allem die brandneuen Exemplare, waren komplizierte Maschinen. Sie bündelten gewaltige Kraft auf engsten Raum, kleine Computern steuerten ihre Systeme und so weiter. Sie waren eine Ansammlung kleiner, beinahe ununterbrochener Explosionen in einer Box, bewegten Wasser durch großen Druck – und eine ganze Welt von Dingen konnte an ihnen schiefgehen.
Der Jetski der Rotkappe erlitt ein sofortiges, katastrophales Motorversagen. Er gab ein abscheuliches Geräusch von zerfetzendem Metall, eine Stichflamme, und der Lenker entglitt dem Kerl abrupt. Die Nase des Jetskis bohrte sich ins Wasser und warf dabei die Rotkappe in voller Geschwindigkeit ab. Er hatte etwa 100 km/h drauf, als ich ihn traf, und hüpfte zweimal auf der Wasseroberfläche, bevor er in eine Woge des Kielwassers der Wasserkäfer prallte und unter der Oberfläche verschwand.
Thomas hatte inzwischen eine weitere Gelegenheit ergriffen. Als sich die Jetskis aufteilten, um uns zu umringen, drehte er das Ruder, wandte die Wasserkäfer scharf links. Ich hörte einen Schrei, und ein knirschendes Geräusch wurde von einem heftigen Widerhall des Decks unter meinen Füßen begleitet, als ein Jetski in die Nase unseres Bootes donnerte – mit einem Ergebnis, das einem in einen schnellfahrenden Lastwagen prallendem Reh sehr ähnlich war.
„Hexus!“, rief Molly von der Stelle aus, wo sie auf dem Deck kauerte. Sie zielte gut, auch wenn ihr Fluch nicht die gleiche rohe Kraft innehaben würde wie meiner. Aus dem Jetski, den Thomas verfehlt hatte, quoll Rauch, und sein dröhnendes Motorengeräusch wurde zu einem mühsam keuchenden Rasseln.
Ich drehte mich der anderen Seite zu und warf einen weiteren Fluch auf die beiden Jetskis, die hinter dem Schiff vorüberzogen. Sie befanden sich am Rand meiner Schussweite, deshalb überzeugte mein Fluch ihre Maschinen nicht davon, sich zu zerreißen, so wie der konzentrierte Fluch über eine kurze Distanz es mit dem Gefährt der Rotkappe getan hatte – aber einer der Jetskis hielt plötzlich, und der andere bog scharf nach rechts und drehte sich danach in einem wilden Kreis.
Thomas gab Vollgas, und die Wasserkäfer ließ die gelähmte Flotte der Möchtegern-Assassinen in ihrem Kielwasser treibend zurück.
Ich entspannte mich erst, nachdem ich die Außenseite des Schiffes mit meinen Augen und magischen Sinnen zugleich abgetastet hatte, um mich zu vergewissern, dass niemand an der Reling hing oder so. Dann kontrollierte ich, um wirklich sicherzugehen, Kabine und Laderaum zweimal, bis ich sicher wusste, dass niemand in dem Chaos das Boot infiltriert hatte.
Erst dann sank ich beruhigt auf einen Stuhl in der Kabine. Aber nur für einen Augenblick. Dann schnappte ich den Erste Hilfe-Kasten und ging hoch auf die Brücke, um nach
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