Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
für Wild Bill“, sagte ich. „Aber wie kommt es, dass die anderen Metropolen noch nicht gefallen sind?“
„Lara“, sagte Thomas einfach. Seine Stimme veränderte sich, und ich konnte die akkurat artikulierten Töne wiedererkennen, Kennzeichen der Stimme seiner Schwester. „Wir mühten uns Jahrhunderte, um diese Herde zu kultivieren. Ich werde jetzt keine Bande von abgehalfterten Wilderern ertragen.“
„Sie ist süß“, sagte ich.
„Sie hat viel getan“, sagte er. „Aber ohne das Paranet hätte sie das nicht gekonnt.“
„Wow. Ehrlich?“
„Wissen ist Macht“, sagte er. „Im Paranet gibt es Zehntausende Menschen. Augen und Ohren in jeder Stadt, die täglich erfahrener werden. Es geschieht etwas; einer der Fomorer wird aktiv, und das gesamte Kollektiv weiß Minuten später Bescheid.“
Ich blinzelte. „Das können sie?“
„Internet“, sagte Thomas. „Die Netter sind alle Talente mit schwächeren Begabungen. Sie können Rechner und Mobiltelefone nutzen, ohne sie zu verhexen. Sobald etwas geschieht, twittern sie darüber, und Lara schickt ein Team.“
„ Überdies findet sie so zufällig mehr über die Magiebegabten in anderen Metropolen heraus. Die, die sich selbst nicht wirklich verteidigen können. Falls sie später Hunger hat.“
„Ja“, sagte er. „Aber es ist nicht so, als hätten die Netter viel Entscheidungsfreiheit, was das angeht.“ Er schwieg für ein paar Blocks, dann sagte er: „Lara wird langsam furchteinflößend.“
„Lara war schon immer furchteinflößend.“
Thomas schüttelte den Kopf. „Nicht so. Sie mischt sich in Regierungsangelegenheiten.“
„Das hat sie schon immer getan“, sagte ich.
„Stadträte, klar. Ein paar Schlüsselfiguren in der Bürokratie des Staates. Außerdem ging sie sachte und unsichtbar vor – Beeinflussung, Manipulation. Aber jetzt legt sie es auf etwas anderes an.“
„Worauf?“
„Kontrolle.“
Es war seltsam, wie schrecklich ein kleines Wort sein konnte.
„Dann setze ich sie auf meine Erledigungsliste“, sagte ich.
Thomas grunzte.
„Nicht so“, sagte ich. „Perversling.“
„Ja. Weil du sie hässlich findest.“
„Sie ist zu furchteinflößend, um hübsch zu sein“, log ich.
„Wenn sie wüsste, dass ich dir so viel erzählt habe, würden schlimme Dinge passieren.“
„Dir?“
„Nein. Ich gehöre zur Familie.“ Er biss die Zähne zusammen. „Justine.“
„Nein“, sagte ich. „Dann wenn sie das versucht, werden wir Justine beschützen.“
Thomas sah mich an. „Danke“, flüsterte er.
„Schon gut“, sagte ich. „Hier drin wird’s gerade sentimental. Sind wir bald da?“
Er lachte. „Idiot.“
„Feigling.“
„Depp.“
„Weichei.“
„Spießer.“
„Blöder Kerl.“
„Arsch.“
„Schwächling ...“
***
Thomas hatte den Hummer gerade auf einem Parkplatz in einem Parkhaus gegenüber seinem Apartmenthaus im Loop eingeparkt, als ein goldener SUV aufjaulte und hinter uns zu einem plötzlichen Halt kam. Thomas und ich wechselten einen kurzen Blick und dachten beide das Gleiche. Ein Auto bedeutete, dass der Angreifer wahrscheinlich ein Sterblicher war, der Waffen Sterblicher nutzte. Das bedeutete Schießeisen. Das bedeutete, sollten sie auf uns zu schießen beginnen, noch während wir im Auto saßen, hatte Molly, die auf dem Rücksitz schlief, nicht die geringste Chance.
Beide rollten wir aus den Vordersitzen, entfernten uns vom Hummer, so schnell es ging. Thomas trug seinen Revolver bei sich. Ich nahm die Winchester mit.
Die Insassen des SUVs sprangen nicht aggressiv heraus. Der Motor erstarb. Dann, einige Sekunden später, öffnete sich die Fahrertür, und jemand stieg aus. In aller Ruhe ging er um die Vorderseite des Wagens.
Es war ein schmaler Mann, etwas kleiner als der Durchschnitt. Sein Haar war von einem so hellen Blond, dass es fast weiß war. Er trug verwaschene Jeans und ein grünliches Seidenhemd, dazu einen Waffengürtel ähnlich dem von Thomas, ausstaffiert mit einer Automatikwaffe an einer und einem Schwert an der anderen Hüfte. Er war kein besonders gutaussehender Mann und benahm sich nicht aggressiv, aber sein Gesicht und seine Augen waren hart. Er stoppte an einem Punkt, von dem er uns beide sehen konnte und stand dort, die Arme in die Seiten gestemmt, die Hände nicht gänzlich entspannt an den Seiten – und nahe seinen Waffen.
„Harry“, sagte er ruhig.
„Fix“, sagte ich. Ich kannte ihn. Er war mein Gegenstück auf der Sommerseite der Welt. Mein
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