Harry Potter - Gesamtausgabe
Muggeln gezeigt hätten, wo sie hingehörten?
Und es gab Streit … und ich zog meinen Zauberstab und er seinen, und ich bekam den Cruciatus-Fluch zu spüren, vom besten Freund meines Bruders – und Albus versuchte ihn aufzuhalten, und dann haben wir uns alle drei einen Kampf geliefert, und bei den blitzenden Lichtern und dem Knallen ist sie ausgerastet, das hielt sie nicht aus –«
Alle Farbe wich aus Aberforths Gesicht, als hätte er eine tödliche Wunde erlitten.
»– und ich glaube, sie wollte helfen, aber sie wusste nicht recht, was sie tat, und ich weiß nicht, wer von uns es war, es hätten alle drei sein können – und sie war tot.«
Beim letzten Wort versagte ihm die Stimme und er sank in den nächsten Sessel. Hermines Gesicht war tränennass und Ron war fast so bleich wie Aberforth. Harry verspürte nichts als Abscheu: Er wünschte, er hätte es nicht gehört, wünschte, er könnte seine Gedanken davon reinwaschen.
»Es tut mir … es tut mir so leid«, flüsterte Hermine.
»Fort«, krächzte Aberforth. »Für immer fort.«
Er wischte sich an seinem Ärmelaufschlag die Nase ab und räusperte sich.
»’türlich ist Grindelwald abgehauen. Er hatte schon ein bisschen was auf dem Kerbholz, in dem Land, wo er hergekommen war, und er wollte nicht, dass Ariana noch dazukam. Und Albus war frei, nicht wahr? Frei von der Last seiner Schwester, frei, um der größte Zauberer der –«
»Er war niemals frei«, sagte Harry.
»Wie bitte?«, sagte Aberforth.
»Niemals«, sagte Harry. »In der Nacht, als Ihr Bruder starb, nahm er einen Zaubertrank, der ihn in den Wahnsinn trieb. Er fing an zu schreien, flehte jemanden an, der nicht da war. Tu ihnen nicht weh, bitte … tu doch mir weh.«
Ron und Hermine starrten Harry an. Er hatte nie im Detail geschildert, was sich auf der Insel im See abgespielt hatte: Die Ereignisse, die auf seine und Dumbledores Rückkehr nach Hogwarts gefolgt waren, hatten das alles völlig in den Schatten gestellt.
»Er meinte, wieder dort zu sein, mit Ihnen und Grindelwald, da bin ich mir sicher«, sagte Harry und erinnerte sich daran, wie Dumbledore gewimmert und gefleht hatte. »Er meinte, er würde dabei zusehen, wie Grindelwald Ihnen und Ariana Schmerzen zufügte … es war eine Folter für ihn; wenn Sie ihn damals gesehen hätten, würden Sie nicht behaupten, er wäre frei gewesen.«
Aberforth schien in die Betrachtung seiner eigenen, knotigen und geäderten Hände versunken. Nach einer langen Pause sagte er: »Wie kannst du sicher sein, Potter, dass mein Bruder nicht stärker am größeren Wohl interessiert war als an dir? Wie kannst du sicher sein, dass du nicht entbehrlich bist, genau wie meine kleine Schwester?«
Ein Eissplitter schien Harrys Herz zu durchbohren.
»Ich glaube das nicht. Dumbledore hat Harry geliebt«, sagte Hermine.
»Warum hat er ihm dann nicht befohlen, sich zu verstecken?«, schoss Aberforth zurück. »Warum hat er nicht zu ihm gesagt, pass auf dich auf, so und so kannst du überleben?«
»Weil«, sagte Harry, ehe Hermine antworten konnte, »weil man manchmal an mehr denken muss als an die eigene Sicherheit! Manchmal muss man an das größere Wohl denken! Das hier ist Krieg!«
»Du bist siebzehn, Junge!«
»Ich bin volljährig, und ich werde weiterkämpfen, auch wenn Sie aufgegeben haben!«
»Wer behauptet, dass ich aufgegeben hätte?«
»›Der Orden des Phönix ist erledigt‹«, wiederholte Harry. »›Du-weißt-schon-wer hat gesiegt, es ist vorbei, und jeder, der etwas anderes behauptet, macht sich selbst was vor.‹«
»Ich sage nicht, dass mir das gefällt, aber es ist die Wahrheit!«
»Nein, das ist es nicht«, sagte Harry. »Ihr Bruder wusste, wie man Du-weißt-schon-wen erledigen kann, und er hat dieses Wissen an mich weitergegeben. Ich werde weitermachen, bis ich mein Ziel erreicht habe – oder sterbe. Glauben Sie nicht, dass ich nicht weiß, wie das enden könnte. Ich weiß es seit Jahren.«
Er machte sich darauf gefasst, dass Aberforth spotten oder ihm widersprechen würde, doch das tat er nicht. Er blickte nur finster vor sich hin.
»Wir müssen nach Hogwarts rein«, sagte Harry noch einmal. »Wenn Sie uns nicht helfen können, warten wir bis zur Morgendämmerung, lassen Sie in Ruhe und versuchen auf eigene Faust, einen Weg zu finden. Wenn Sie uns helfen können – nun, dann wäre jetzt ein geschickter Zeitpunkt, darüber zu reden.«
Aberforth verharrte reglos in seinem Sessel und starrte Harry mit diesen Augen an, die denen
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