Harry Potter und der Feuerkelch
ernsthaft nachgedacht hatte. Das Mädchen ging mit ziemlich verletzter Miene davon und Harry musste während der ganzen Geschichtsstunde Deans, Seamus’ und Rons Spötteleien über sich ergehen lassen. Am nächsten Tag fragten ihn noch zwei Mädchen, eine Zweitklässlerin und (zu seinem Entsetzen) eine Fünftklässlerin, die den Eindruck machte, als würde sie ihn zu Boden strecken, wenn er ablehnte.
»Sah aber ziemlich gut aus«, sagte Ron offenherzig, nachdem er sich von seinem Lachanfall erholt hatte.
»Sie war über einen Kopf größer als ich«, sagte Harry, immer noch genervt. »Stell dir vor, wie ich aussähe, wenn ich versuchen würde mit ihr zu tanzen.«
Hermines Worte über Krum gingen ihm immer wieder durch den Kopf. »Sie stehen ja nur auf ihn, weil er berühmt ist!« Harry bezweifelte stark, dass eines der Mädchen, die ihn gefragt hatten, auch dann mit ihm zum Ball gehen wollte, wenn er nicht der Schul-Champion wäre. Dann fragte er sich, ob ihn das stören würde, wenn Cho ihn bitten würde.
Alles in allem musste sich Harry eingestehen, dass es ihm trotz der peinigenden Aussicht, den Ball eröffnen zu müssen, wieder besser ging, seit er die erste Aufgabe geschafft hatte. Wenn er durch das Schloss lief, musste er sich kaum noch Spötteleien anhören, und er vermutete, dass vor allem Cedric dahintersteckte – Harry ahnte vage, dass Cedric, weil er ihm für seine Drachenwarnung dankbar war, den Hufflepuffs gesagt hatte, sie sollten ihn in Ruhe lassen. Auch kam es ihm vor, als würde er immer weniger »Ich bin für CEDRIC DIGGORY «-Anstecker zu sehen bekommen. Draco Malfoy zitierte natürlich immer noch bei jeder möglichen Gelegenheit lautstark Rita Kimmkorns Artikel, doch er erntete immer spärlichere Lacher – und wie um Harrys Laune noch zu verbessern, erschien auch kein Artikel über Hagrid im Tagespropheten .
»Die fand magische Geschöpfe wohl nicht so spannend, kann ich dir nur sagen«, erklärte Hagrid, als Harry, Ron und Hermine ihn in der letzten Stunde Pflege magischer Geschöpfe vor Weihnachten fragten, wie sein Interview mit Rita Kimmkorn gelaufen war. Zu ihrer gewaltigen Erleichterung ersparte ihnen Hagrid jetzt den direkten Umgang mit den Krötern, und so hockten sie heute nur hinten im Schutz des Hüttendachs an einem Klapptisch und bereiteten ein frisches Menü zu, mit dem sie die Kröter in Versuchung führen wollten.
»Sie wollte, dass ich über dich rede, Harry«, fuhr Hagrid mit gedämpfter Stimme fort. »Na ja, ich hab ihr gesagt, wir sind Freunde, seit ich dich von den Dursleys weggeholt hab. ›Und in vier Jahren mussten Sie nie ein Donnerwetter veranstalten?‹, hat sie gesagt. ›Er hat Sie im Unterricht nie auf die Schippe genommen?‹ – ›Nee‹, hab ich gesagt, und da war sie überhaupt nich zufrieden. Hätte fast gedacht, sie wollte, dass ich sage, du bist ’n furchtbarer Kerl, Harry!«
»Natürlich wollte sie das«, sagte Harry, warf Drachenleberstücke in eine große Blechschüssel und nahm sein Messer zur Hand, um noch eine weitere Leber zu schneiden. »Sie kann nicht die ganze Zeit schreiben, was für ein tragischer kleiner Held ich bin, das wird doch langweilig.«
»Sie will eben hinter die Kulissen sehen, Hagrid«, sagte Ron weise und pellte ein weiteres Salamanderei. »Du hättest sagen sollen, Harry ist ein verrückter Unruhestifter!«
»Das ist er aber nicht!«, sagte Hagrid und schien aufrichtig schockiert.
»Sie hätte Snape interviewen sollen«, sagte Harry grimmig. »Er wird bestimmt jederzeit über mich auspacken. ›Seit er an dieser Schule ist, übertritt er ständig Grenzen …‹«
»Das hat er gesagt, ne?«, sagte Hagrid unter dem Gelächter von Ron und Hermine. »Tja, du hast vielleicht ’n paar Regeln strapaziert, Harry, aber im Grunde bist du ’n anständiger Kerl, oder?«
»Schon gut, Hagrid«, sagte Harry grinsend.
»Kommst du eigentlich zu diesem komischen Ball an Weihnachten, Hagrid?«, fragte Ron.
»Dachte, ich könnt mal vorbeischauen, ja«, sagte Hagrid brummig. »Könnt ganz lustig werden, denk ich mal. Du eröffnest den Ball, nicht wahr, Harry? Wen nimmst du mit?«
»Hab noch keine«, sagte Harry und merkte, wie er schon wieder rot anlief.
Hagrid drang nicht weiter in ihn ein.
In der letzten Woche vor den Weihnachtsferien ging es immer turbulenter zu. Durch das ganze Schloss schwirrten Gerüchte über den Weihnachtsball, doch Harry glaubte nicht die Hälfte davon – zum Beispiel hieß es, Dumbledore hätte bei Madam
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