Harry Potter und der Feuerkelch
verdutzt. »Hast du sie schon gefragt?«
»Gut, dass du’s sagst«, meinte Fred. Er wandte den Kopf und rief durch den Gemeinschaftsraum: »Hey! Angelina!«
Angelina, die sich am Kamin mit Alicia Spinnet unterhalten hatte, sah zu ihm herüber.
»Was gibt’s?«, rief sie.
»Willst du mit mir zum Ball gehen?«
Angelina musterte Fred einen Augenblick lang abschätzend.
»Na gut«, sagte sie und wandte sich dann verhalten grinsend wieder Alicia und ihrer Unterhaltung zu.
»Na bitte«, sagte Fred zu Harry und Ron, »nichts leichter als das.«
Er stand auf und gähnte: »Dann nehmen wir eben ’ne Schuleule. George, komm mit …«
Sie gingen hinaus. Ron ließ jetzt seine Augenbrauen in Ruhe und sah über die schwelende Ruine seines Kartenhauses hinweg Harry an.
»Wir sollten tatsächlich was unternehmen … einfach jemanden fragen. Er hat Recht. Wir wollen ja schließlich nicht mit einem Paar Trollinnen aufkreuzen.«
Hermine prustete entrüstet los. »Einem Paar … was bitte?«
»Na ja – du weißt schon«, sagte Ron achselzuckend. »Ich würd lieber allein gehen als zum Beispiel mit – Eloise Midgen.«
»Mit ihren Pickeln ist es in letzter Zeit viel besser geworden – und sie ist wirklich nett!«
»Ihre Nase ist verrutscht«, sagte Ron.
»Oh, verstehe«, köchelte Hermine. »Kurz und gut, du nimmst das bestaussehende Mädchen, das mit dir gehen will, selbst wenn sie ganz unausstehlich ist?«
»Ähm – ja, so ungefähr«, sagte Ron.
»Ich geh schlafen«, fauchte Hermine und rauschte ohne ein weiteres Wort zur Mädchentreppe davon.
Die Lehrerschaft von Hogwarts, ganz offensichtlich von dem Wunsch beseelt, die Gäste aus Beauxbatons und Durmstrang zu beeindrucken, schien entschlossen, die Schule dieses Weihnachten von ihrer besten Seite zu präsentieren. Sie wurde nun festlich geschmückt, und Harry musste feststellen, dass er das Schloss noch nie in so verblüffendem Gewand gesehen hatte. An den Geländern der Marmortreppe hingen ewige Eiszapfen; die üblichen zwölf Christbäume in der Großen Halle waren mit allem Erdenklichen geschmückt, von leuchtenden Stechpalmenbeeren bis zu echten, schuhuhenden Goldeulen; die Rüstungen waren allesamt verhext und sangen Weihnachtslieder, wenn man an ihnen vorbeiging. Es war schon beeindruckend, einen leeren Helm, der die Hälfte des Textes vergessen hatte, »Ihr Kinderlein, kommet« singen zu hören. Filch, der Hausmeister, musste wiederholt Peeves aus den Rüstungen zerren, wo er sich gerne versteckte und die Lücken in den Liedern mit selbst gebastelten und allesamt sehr unanständigen Reimen füllte.
Harry hatte Cho noch immer nicht gefragt, ob sie mit ihm zum Ball gehen wollte. Er und Ron wurden allmählich nervös, doch Harry meinte, Ron würde ohne Partnerin bei weitem nicht so dumm dastehen wie er; immerhin sollten Harry und die anderen Champions den Ball eröffnen.
»Es gibt ja immer noch die Maulende Myrte«, sagte er trübselig, in Gedanken bei dem Geist, der im Mädchenklo im zweiten Stock spukte.
»Harry – wir müssen die Zähne zusammenbeißen und es einfach tun«, sagte Ron am Freitagmorgen in einem Ton, als ob es darum ginge, eine uneinnehmbare Festung zu stürmen. »Wenn wir uns heute Abend im Gemeinschaftsraum treffen, haben wir beide eine Partnerin – abgemacht?«
»Ähm – einverstanden«, sagte Harry.
Doch jedes Mal, wenn er Cho an diesem Tag sah – in der Pause und dann beim Mittagessen und später wieder auf dem Weg zu Geschichte der Zauberei –, war sie von einer Traube Freundinnen umgeben. Ging sie denn nie irgendwo allein hin? Sollte er vielleicht warten und dann auf sie losstürmen, wenn sie aufs Klo ging? Aber nein – selbst aufs Klo schien sie mit einem Geleitzug aus vier oder fünf Mädchen zu gehen. Doch wenn er es nicht bald tat, würde ihm sicher ein anderer zuvorkommen.
Er konnte bei Snapes Gegengiftprüfung kaum einen vernünftigen Gedanken fassen, vergaß dann auch die wichtigste Zutat – einen Bezoar – und bekam prompt eine miserable Note. Doch es war ihm egal; er war ausschließlich damit beschäftigt, seinen Mumm für das zusammenzukratzen, was er gleich vorhatte. Als es läutete, packte er seine Tasche und hastete zur Kerkertür.
»Wir sehen uns beim Abendessen«, rief er Ron und Hermine zu und sprintete die Treppe hoch.
Er musste Cho doch nur um ein Wort unter vier Augen bitten, das war alles … auf der Suche nach ihr hastete er durch die rappelvollen Gänge, und dann (immerhin früher als erwartet)
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