Harry Potter und der Gefangene von Askaban
genau, ob Black hinter Harry her ist.«
Es gab einen dumpfen Schlag auf Holz, und Harry war sich sicher, dass Mr Weasley mit der Faust auf den Tisch gehauen hatte.
»Molly, wie oft soll ich es dir noch sagen? Sie haben es nicht in der Zeitung gebracht, weil Fudge es geheim halten wollte, aber Fudge ging noch in der Nacht, als Black verschwand, nach Askaban. Die Wachen haben ihm berichtet, dass Black schon eine ganze Zeit im Schlaf geredet habe. Immer dieselben Worte … ›Er ist in Hogwarts – er ist in Hogwarts.‹ Black ist geistesgestört, Molly, und er will Harry umbringen. Wenn du mich fragst, glaubt er, dass er mit dem Mord an Harry Du-weißt-schon-wen an die Macht zurückbringt. Black hat alles verloren in der Nacht, als Harry die Macht von Du-weißt-schon-wem gebrochen hat, und er hat zwölf Jahre allein in Askaban hinter sich, in denen er darüber brüten konnte …«
Schweigen trat ein. Harry drückte das Ohr an die Tür, um ja kein Wort zu verpassen.
»Nun, Arthur, du musst tun, was du für richtig hältst. Aber du vergisst Albus Dumbledore. Ich bin sicher, dass Harry in Hogwarts nichts passieren kann, solange Dumbledore dort Schulleiter ist. Ich nehme an, er weiß alles über diese Geschichte?«
»Natürlich weiß er Bescheid. Wir mussten ihn fragen, ob er etwas dagegen hat, wenn sich die Wachen von Askaban an den Eingängen zum Schulgelände aufstellen. Er war nicht besonders erfreut darüber, aber er war einverstanden.«
»Nicht erfreut? Warum eigentlich, wenn sie da sind, um Black zu fangen?«
»Dumbledore hält nicht besonders viel von den Wachen in Askaban«, sagte Mr Weasley mit schwerer Stimme. »Und wenn du mich fragst – ich auch nicht … Aber wenn du mit einem Zauberer wie Black zu tun hast, musst du manchmal deine Kräfte mit denen von Leuten vereinen, die du sonst meidest.«
»Wenn sie Harry retten –«
»– dann werd ich nie wieder ein Wort gegen sie sagen«, sagte Mr Weasley mit müder Stimme. »Es ist spät, Molly, wir gehen besser nach oben …«
Harry hörte Stühle rücken. So leise er konnte, huschte er durch den Gang in die Bar und verschwand in der Dunkelheit. Die Salontür ging auf und ein paar Sekunden später hörte er Mr und Mrs Weasley die Treppe emporgehen.
Die Flasche mit dem Rattentonikum lag unter dem Tisch, an dem sie gesessen hatten. Harry wartete, bis er die Zimmertür der Weasleys zugehen hörte, dann machte er sich mit der Flasche auf den Weg nach oben.
Fred und George kauerten im dunklen Flur und krümmten sich vor Lachen, während sie Percy lauschten, der drinnen das Zimmer auf der Suche nach dem Abzeichen auseinandernahm.
»Wir haben es«, flüsterte Fred Harry zu. »Wir haben es ein wenig überarbeitet.«
»Großsprecher« hieß es jetzt auf der Plakette.
Harry zwang sich zu einem Lachen, ging hinein, um Ron das Rattentonikum zu bringen, schloss sich dann in seinem Zimmer ein und legte sich aufs Bett.
Sirius Black war also hinter ihm her. Das erklärte alles. Fudge war großzügig mit ihm gewesen, weil er so erleichtert war, dass er überhaupt noch lebte. Harry hatte ihm versprechen müssen, in der Winkelgasse zu bleiben, wo es genug Zauberer gab, die ihn im Auge behalten konnten. Und er schickte zwei Dienstwagen seines Ministeriums, um sie morgen alle zum Bahnhof zu bringen, so dass die Weasleys nach ihm sehen konnten, bis er im Zug war.
Harry lag da und lauschte dem gedämpften Streit nebenan und fragte sich, warum er eigentlich nicht mehr Angst hatte. Sirius Black hatte mit einem Fluch dreizehn Menschen umgebracht. Die Weasleys glaubten offenbar, Harry würde in Panik geraten, wenn er die Wahrheit erführe. Doch Harry war sich von ganzem Herzen mit Mrs Weasley einig, dass der sicherste Ort auf Erden dort war, wo Albus Dumbledore sich gerade aufhielt; sagten die Leute nicht immer, Dumbledore sei der Einzige, vor dem Lord Voldemort je Angst gehabt hätte? Sicher würde Black als Voldemorts rechte Hand ebenfalls Angst vor ihm haben?
Und dazu kamen noch die Wachen von Askaban, über die alle redeten. Sie schienen den meisten Leuten panische Angst einzujagen, und wenn sie um die Schule herum postiert würden, hätte Black sicher wenig Chancen hineinzukommen.
Nein, alles in allem machte sich Harry am meisten darüber Gedanken, dass seine Aussicht, nach Hogsmeade zu kommen, jetzt offensichtlich bei null lag. Keiner würde wollen, dass Harry die Sicherheit des Schlosses verließe, bis sie Black gefangen hatten. Harry ahnte außerdem voraus, dass
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