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Harry Potter und der Halbblutprinz

Harry Potter und der Halbblutprinz

Titel: Harry Potter und der Halbblutprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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nicht zögerte, seinen Vorteil auszunutzen.
    »Ich frage mich, ob Sie mir vielleicht etwas über Tom Riddles Vorgeschichte erzählen können. Ich glaube, er wurde in diesem Waisenhaus hier geboren?«
    »Das ist richtig«, sagte Mrs Cole und schenkte sich Gin nach. »Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen, weil ich selbst gerade hier angefangen hatte. Silvesterabend und bitterkalt, mit Schnee, wissen Sie. Eine scheußliche Nacht. Und dieses Mädchen, nicht viel älter, als ich damals war, kam die Treppe vorne hochgewankt. Nun ja, sie war nicht die Erste. Wir nahmen sie auf und nach einer Stunde war ihr Baby da. Und eine weitere Stunde später war sie tot.«
    Mrs Cole nickte nachdrücklich und nahm erneut einen großzügigen Schluck Gin.
    »Hat sie noch irgendetwas gesagt, ehe sie starb?«, fragte Dumbledore. »Etwas über den Vater des Jungen, zum Beispiel?«
    »Nun, zufällig tat sie das«, sagte Mrs Cole, die sich inzwischen, mit dem Gin in der Hand und einem eifrigen Zuhörer für ihre Geschichte, recht wohl zu fühlen schien.
    »Ich weiß noch, dass sie zu mir sagte: ›Hoffentlich sieht er wie sein Papa aus‹, und offen gestanden tat sie recht daran, das zu hoffen, denn sie war keine Schönheit – und dann verriet sie mir, dass er Tom heißen solle, nach seinem Vater, und Vorlost, nach ihrem Vater – ja, ich weiß, komischer Name, nicht wahr? Wir haben uns gefragt, ob sie vielleicht von einem Zirkus kam. Außerdem sagte sie, dass der Nachname des Jungen Riddle sein solle. Und bald danach starb sie ohne ein weiteres Wort.
    Nun, wir haben ihn genau so genannt, wie sie es wollte, das schien dem armen Mädchen ja so wichtig zu sein, aber kein Tom, kein Vorlost oder irgendein Riddle kam je, um ihn zu suchen, und auch überhaupt keine andere Familie, also blieb er im Waisenhaus, und das bis zum heutigen Tag.«
    Mrs Cole goss sich beinahe geistesabwesend noch einmal ordentlich Gin ein. Auf ihren Wangenknochen zeichneten sich oben zwei rosa Flecken ab. Dann sagte sie: »Er ist ein komischer Kerl.«
    »Ja«, sagte Dumbledore. »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Er war auch als Baby schon komisch. Hat kaum jemals geschrien, wissen Sie. Und dann, als er ein wenig älter wurde, war er … sonderbar.«
    »Sonderbar, inwiefern?«, fragte Dumbledore freundlich.
    »Nun, er –«
    Aber Mrs Cole verstummte abrupt, und der forschende Blick, den sie Dumbledore über das Ginglas zuwarf, hatte nichts Verschwommenes oder Vages an sich.
    »Er hat ganz sicher einen Platz an Ihrer Schule, sagen Sie?«
    »Ganz sicher«, erwiderte Dumbledore.
    »Und nichts, was ich sage, kann das ändern?«
    »Nichts«, sagte Dumbledore.
    »Sie werden ihn auf jeden Fall von hier fortnehmen?«
    »Auf jeden Fall«, wiederholte Dumbledore ernst.
    Sie sah ihn scharf an, als würde sie abwägen, ob sie ihm trauen konnte oder nicht. Offenbar entschied sie sich dafür, ihm zu trauen, denn plötzlich sagte sie ganz schnell: »Er macht den anderen Kindern Angst.«
    »Sie meinen, er quält sie?«, fragte Dumbledore.
    »Ich denke, ja«, sagte Mrs Cole mit einem leichten Stirnrunzeln, »aber es ist sehr schwierig, ihn dabei zu ertappen. Es gab Vorfälle … schlimme Dinge …«
    Dumbledore drängte sie nicht, doch Harry spürte deutlich, dass es ihn interessierte. Sie nahm abermals einen Schluck Gin und ihre rosigen Wangen wurden noch rosiger.
    »Billy Stubbs’ Kaninchen … also, Tom hat behauptet, dass er es nicht getan hat, und ich kann mir nicht vorstellen, wie er es hätte tun können, aber trotzdem, es hat sich ja nicht selbst am Dachbalken aufgehängt, oder?«
    »Das würde ich nicht meinen, nein«, sagte Dumbledore leise.
    »Aber der Teufel soll mich holen, ich wüsste doch zu gern, wie er da raufgekommen ist. Ich weiß nur, dass er und Billy sich am Tag vorher gestritten hatten. Und dann –«, Mrs Cole nahm einen weiteren kräftigen Zug Gin und schüttete sich diesmal ein wenig über ihr Kinn, »beim Sommerausflug – wir gehen einmal im Jahr mit ihnen raus aufs Land oder ans Meer, wissen Sie – nun, Amy Benson und Dennis Bishop waren von da an nicht mehr ganz richtig im Kopf, und alles, was wir aus ihnen rausgekriegt haben, war, dass sie mit Tom Riddle in eine Höhle gestiegen sind. Er hat geschworen, dass sie sie einfach nur ausgekundschaftet hätten, aber irgendwas ist dort drin vorgefallen, da bin ich sicher. Und, nun ja, es gab eine Menge Dinge, merkwürdige Dinge …«
    Sie sah Dumbledore erneut an, mit geröteten Wangen, doch mit

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