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Harry Potter und der Halbblutprinz

Harry Potter und der Halbblutprinz

Titel: Harry Potter und der Halbblutprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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Augen flackerten zwischen denen Dumbledores hin und her, als wollte er eines beim Lügen ertappen.
    »Magie?«, wiederholte er flüsternd.
    »Richtig«, sagte Dumbledore.
    »Ist das … ist das Magie, was ich kann?«
    »Was kannst du denn?«
    »Ganz viel«, hauchte Riddle. Vor Aufregung stieg ihm Röte den Hals hinauf, bis in die hohlen Wangen; er wirkte fiebrig. »Ich kann machen, dass Dinge sich bewegen, ohne dass ich sie anfasse. Ich kann machen, dass Tiere tun, was ich will, ohne dass ich sie dressiere. Ich kann machen, dass Leuten, die mich ärgern, böse Dinge zustoßen. Ich kann machen, dass es ihnen wehtut, wenn ich will.«
    Seine Beine zitterten. Er wankte vorwärts, setzte sich wieder aufs Bett und starrte seine Hände an, den Kopf geneigt wie zum Gebet.
    »Ich hab gewusst, dass ich anders bin«, flüsterte er seinen eigenen bebenden Fingern zu. »Ich hab gewusst, dass ich besonders bin. Ich hab immer gewusst, dass da irgendwas ist.«
    »Nun, du hattest vollkommen Recht«, sagte Dumbledore, der jetzt nicht mehr lächelte, sondern Riddle aufmerksam ansah. »Du bist ein Zauberer.«
    Riddle hob den Kopf. Sein Gesicht war wie verwandelt: Wilde Glückseligkeit lag darin, doch aus irgendeinem Grund sah er trotzdem nicht besser aus; im Gegenteil, seine fein geschnittenen Züge schienen irgendwie gröber, sein Ausdruck fast tierhaft.
    »Sind Sie auch ein Zauberer?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Beweisen Sie es«, verlangte Riddle sofort, im selben Befehlston, mit dem er »Sagen Sie die Wahrheit« gesagt hatte.
    Dumbledore zog die Brauen hoch.
    »Wenn du, wie ich vermute, deinen Platz in Hogwarts annimmst –«
    »Natürlich tu ich das!«
    »Dann solltest du mich mit ›Professor‹ oder ›Sir‹ anreden.«
    Riddles Miene verhärtete sich für einen kaum wahrnehmbaren Moment, dann sagte er mit höflicher, nicht wiederzuerkennender Stimme: »Verzeihung, Sir. Ich meinte – bitte, Professor, könnten Sie mir zeigen –?«
    Harry war sicher, dass Dumbledore dies ablehnen würde, dass er Riddle sagen würde, für praktische Vorführungen sei in Hogwarts Zeit genug, dass sie im Augenblick in einem Gebäude voller Muggel wären und daher vorsichtig sein müssten. Zu seiner großen Überraschung jedoch zog Dumbledore seinen Zauberstab aus einer Innentasche seiner Anzugjacke, richtete ihn auf den schäbigen Schrank in der Ecke und ließ ihn lässig schnippen.
    Der Schrank ging in Flammen auf.
    Riddle sprang hoch. Harry konnte durchaus verstehen, dass er vor Entsetzen und Wut losheulte; all seine Habseligkeiten auf Erden mussten dort drin gewesen sein; doch noch während Riddle wütend auf Dumbledore einschrie, verschwanden die Flammen und der Schrank blieb völlig unversehrt zurück.
    Riddle starrte vom Schrank zu Dumbledore, dann deutete er mit gieriger Miene auf den Zauberstab.
    »Wo kann ich so einen kriegen?«
    »Alles hat seine Zeit«, sagte Dumbledore. »Ich glaube, da will etwas aus deinem Schrank heraus.«
    Und tatsächlich, ein leises Rascheln war aus dem Schrank zu hören. Riddle wirkte zum ersten Mal erschrocken.
    »Öffne die Tür«, sagte Dumbledore.
    Riddle zögerte, dann durchquerte er das Zimmer und warf die Schranktür auf. Auf dem obersten Regal, über einer Stange mit zerschlissenen Kleidungsstücken, wackelte und raschelte eine kleine Pappschachtel, als wären etliche verzweifelte Mäuse darin gefangen.
    »Nimm sie heraus«, sagte Dumbledore.
    Riddle holte die bebende Schachtel herunter. Er wirkte zermürbt.
    »Ist irgendetwas in dieser Schachtel, das du eigentlich nicht haben solltest?«, fragte Dumbledore.
    Riddle warf Dumbledore einen langen, scharfen, berechnenden Blick zu.
    »Ja, ich denke schon, Sir«, sagte er schließlich mit tonloser Stimme.
    »Öffne sie«, sagte Dumbledore.
    Riddle nahm den Deckel ab und kippte den Inhalt der Schachtel auf sein Bett, ohne hinzusehen. Harry, der etwas viel Aufregenderes erwartet hatte, sah ein Durcheinander aus kleinen Alltagsgegenständen, darunter ein Jo-Jo, ein silberner Fingerhut und eine angelaufene Mundharmonika. Sowie sie aus der Schachtel befreit waren, hörten sie auf zu beben und lagen völlig reglos auf den dünnen Decken.
    »Du wirst sie ihren Besitzern zurückgeben und dich entschuldigen«, sagte Dumbledore ruhig und steckte den Zauberstab zurück in sein Jackett. »Ich werde erfahren, ob du es getan hast. Und sei gewarnt: Diebstahl wird in Hogwarts nicht geduldet.«
    Riddle zeigte keine Spur von Scham; er starrte Dumbledore nach wie vor kalt und

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