Harry Potter und der Halbblutprinz
gemacht!«
»Nicht ganz«, sagte Snape gelassen. »Er wollte mir den Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste nämlich nicht anvertrauen. Schien zu glauben, das könnte, ähm, einen Rückfall bewirken … mich in Versuchung führen, wieder alte Gewohnheiten anzunehmen.«
»Das war also dein Opfer für den Dunklen Lord, dass du dein Lieblingsfach nicht unterrichtet hast?«, höhnte sie. »Warum bist du die ganze Zeit dort geblieben, Snape? Um weiter Dumbledore auszuspionieren, für einen Herrn, den du tot glaubtest?«
»Wohl kaum«, sagte Snape, »obwohl der Dunkle Lord erfreut ist, dass ich meinen Posten nie verlassen habe: Als er zurückkam, konnte ich ihm Informationen über Dumbledore geben, die ich sechzehn Jahre lang gesammelt hatte, ein etwas nützlicheres Wiedersehensgeschenk als die endlosen Geschichten über das ungemütliche Askaban …«
»Aber du bist geblieben –«
»Ja, Bellatrix, ich bin geblieben«, sagte Snape und zeigte zum ersten Mal einen Anflug von Ungeduld. »Ich hatte eine angenehme Arbeit, die ich einem Aufenthalt in Askaban vorzog. Sie haben damals die Todesser verfolgt, wie du weißt. Der Schutz, den Dumbledore mir gewährte, hat mich vor dem Gefängnis bewahrt, er kam mir sehr gelegen und ich nutzte ihn. Ich wiederhole: Der Dunkle Lord beschwert sich nicht, dass ich geblieben bin, deshalb verstehe ich nicht, warum du es tust.
Ich glaube, als Nächstes wolltest du wissen«, fuhr er rasch und mit leicht erhobener Stimme fort, da Bellatrix ihn allem Anschein nach unterbrechen wollte, »warum ich mich zwischen den Dunklen Lord und den Stein der Weisen gestellt habe. Das lässt sich leicht beantworten. Er wusste nicht, ob er mir trauen konnte. Er dachte wie du, dass ich mich von einem treuen Todesser in Dumbledores Handlanger verwandelt hätte. Er war in einem bedauernswerten Zustand, ganz schwach, und hatte sich im Körper eines mittelmäßigen Zauberers eingenistet. Er wagte es nicht, sich einem ehemaligen Verbündeten zu offenbaren, da dieser Verbündete ihn womöglich Dumbledore oder dem Ministerium ausliefern würde. Ich bedauere zutiefst, dass er mir nicht vertraute. Er hätte drei Jahre früher wieder Macht erlangt. So sah ich nur, wie der gierige und nichtswürdige Quirrell versuchte, den Stein zu stehlen, und ich gebe zu, dass ich nach Kräften alles tat, um ihn daran zu hindern.«
Bellatrix’ Mund verzog sich, als hätte sie eine bittere Medizin geschluckt.
»Aber du bist nicht zurückgekehrt, als er zurückkam, du bist nicht gleich zu ihm geflogen, als du gespürt hast, wie das Dunkle Mal brannte –«
»Stimmt. Ich kehrte zwei Stunden später zurück. Und zwar auf Dumbledores Befehl.«
»Auf Dumbledores –?«, begann sie in empörtem Ton.
»Denk nach!«, sagte Snape, erneut ungeduldig. »Denk nach! Indem ich zwei Stunden wartete, nur zwei Stunden, ermöglichte ich es mir, als Spion in Hogwarts zu bleiben! Indem ich Dumbledore im Glauben ließ, ich würde nur an die Seite des Dunklen Lords zurückkehren, weil Dumbledore es mir befohlen hatte, konnte ich nach wie vor Informationen über Dumbledore und den Orden des Phönix weitergeben! Überleg doch, Bellatrix: Das Dunkle Mal wurde monatelang immer stärker, ich wusste, dass seine Rückkehr kurz bevorstand, alle Todesser wussten das! Hätte ich nicht genügend Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was ich tun wollte, meinen nächsten Schritt zu planen, zu fliehen, wie es Karkaroff tat?
Das anfängliche Missfallen des Dunklen Lords über meine Verspätung schwand ganz und gar, das kann ich dir versichern, als ich ihm erklärte, dass ich treu geblieben war, auch wenn Dumbledore meinte, ich sei auf seiner Seite. Ja, der Dunkle Lord dachte, ich hätte ihn für immer verlassen, doch er irrte sich.«
»Aber was hast du uns gebracht?«, höhnte Bellatrix. »Welche nützlichen Informationen haben wir von dir erhalten?«
»Meine Informationen wurden direkt dem Dunklen Lord übermittelt«, sagte Snape. »Wenn er dich nicht daran teilhaben lässt –«
»Er lässt mich an allem teilhaben!«, schoss Bellatrix wutentbrannt zurück. »Er nennt mich seine zuverlässigste, seine treueste –«
»Tatsächlich?«, sagte Snape und ließ mit gesenkter Stimme seine Zweifel durchklingen. »Macht er das immer noch, nach dem Fiasko im Ministerium?«
»Das war nicht meine Schuld!«, sagte Bellatrix errötend. »Der Dunkle Lord hat mir früher seine wertvollsten – wenn Lucius nicht –«
»Wag es nicht – wag es ja nicht,
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