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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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erledigen konnte. Zu allem Überfluss stellte ihn Angelina Johnson beim Abendessen erneut zur Rede, und als sie hörte, dass er nicht bei den Auswahlspielen für den Hüter am Freitag dabei sein konnte, erklärte sie ihm, ihm fehle die richtige Einstellung und sie erwarte von Spielern, die in der Mannschaft bleiben wollten, dass sie das Training allen anderen Verpflichtungen voranstellten.
    »Ich muss nachsitzen!«, rief ihr Harry hinterher, als sie davonstolzierte. »Glaubst du vielleicht, ich stecke lieber in einem Zimmer mit dieser alten Kröte, als Quidditch zu spielen?«
    »Wenigstens musst du nur Sätze schreiben«, sagte Hermine tröstend, als Harry auf die Bank zurücksank und auf seine Steak-und-Nieren-Pastete hinabblickte, die er nicht mehr besonders verlockend fand. »So schrecklich ist die Strafe nun auch wieder nicht, echt mal …«
    Harry öffnete den Mund, schloss ihn wieder und nickte. Er wusste nicht genau, warum er Ron und Hermine verschwieg, was in Umbridges Zimmer wirklich geschah. Er wusste nur, dass er ihre entsetzten Gesichter nicht sehen wollte, denn dann würde ihm alles nur noch schlimmer vorkommen und damit noch schwieriger zu ertragen. Auch spürte er dunkel, dass dies eine Sache zwischen ihm und Umbridge war, ein persönlicher Kampf Wille gegen Wille, und er würde ihr nicht die Genugtuung verschaffen zu hören, dass er sich darüber beschwert hatte.
    »Ich kann einfach nicht fassen, wie viel Hausaufgaben wir aufhaben«, sagte Ron niedergeschlagen.
    »Tja, warum hast du nicht gestern Abend welche erledigt?«, fragte ihn Hermine. »Wo warst du eigentlich?«
    »Ich war … ich hatte Lust auf ’nen Spaziergang«, sagte Ron leichthin.
    Harry hatte den deutlichen Verdacht, dass er im Moment nicht der Einzige war, der etwas verheimlichte.
    Das zweite Nachsitzen war ebenso schlimm wie das erste. Die Haut auf Harrys Handrücken war nun schneller gereizt und bald rot und entzündet. Harry glaubte nicht, dass sie weiterhin so zügig verheilen würde. Bald würden die Schnitte in seiner Hand eingraviert bleiben und vielleicht war Umbridge dann zufrieden. Dennoch blieb er darauf bedacht, trotz aller Schmerzen keinen Laut von sich zu geben, und von dem Augenblick an, da er das Zimmer betrat, bis zu dem Augenblick, da sie ihn, wiederum nach Mitternacht, entließ, sagte er nichts als »Guten Abend« und »Gute Nacht«.
    Mit seinen Hausaufgaben allerdings war es nun zum Verzweifeln. Obwohl er völlig erschöpft in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum zurückkam, ging er nicht zu Bett, sondern schlug seine Bücher auf und begann mit dem Mondsteinaufsatz für Snape. Als er damit fertig war, war es halb drei. Er wusste, dass der Aufsatz wenig taugte, aber es half nichts; wenn er nichts abzugeben hatte, würde er als Nächstes bei Snape Strafstunden absitzen. Dann kritzelte er Antworten auf die Fragen hin, die Professor McGonagall ihnen gestellt hatte, stoppelte etwas über den artgerechten Umgang mit Bowtruckles für Professor Raue-Pritsche zusammen und taumelte schließlich hoch in den Schlafsaal, wo er sich in seinen Kleidern auf die Bettdecke fallen ließ und sofort einschlief.
    Der Donnerstag ging in einem Nebel von Müdigkeit dahin. Auch Ron war offenbar sehr müde, obwohl Harry nicht wusste, wieso. Sein drittes Nachsitzen verlief wie die beiden zuvor, nur verschwanden nach zwei Stunden die Wörter Ich soll keine Lügen erzählen nicht mehr von seinem Handrücken, sondern blieben dort eingeritzt und sonderten Blutstropfen ab. Weil das Kratzen der spitzen Feder einen Moment aussetzte, blickte Professor Umbridge auf.
    »Ah«, sagte sie mit weicher Stimme und kam hinter ihrem Schreibtisch hervor, um die Hand persönlich zu untersuchen. »Gut. Das sollte Ihnen eine Lehre sein, nicht wahr? Sie können für heute Abend gehen.«
    »Muss ich trotzdem morgen wiederkommen?«, sagte Harry und griff seine Schultasche mit der linken und nicht mit der brennenden rechten Hand.
    »O ja«, sagte Professor Umbridge, wie stets mit einem breiten Lächeln. »Ja, ich denke, wir können die Botschaft mit der Arbeit eines weiteren Abends noch ein wenig tiefer einprägen.«
    Harry hatte noch nie überlegt, ob es vielleicht einen Lehrer auf der Welt geben könnte, den er mehr hasste als Snape, aber während er zum Gryffindor-Turm zurückging, musste er zugeben, dass Snape eine ernsthafte Konkurrentin bekommen hatte. Sie ist böse, dachte er, als er die Treppe zum siebten Stock hochstieg, sie ist eine böse, gemeine, wahnsinnige

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