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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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auf zu Umbridges Büro im dritten Stock. Als er an ihre Tür klopfte, rief sie mit zuckersüßer Stimme »Herein«. Vorsichtig trat er ein und sah sich um.
    Er kannte dieses Büro von dreien ihrer Vorgänger. Als Gilderoy Lockhart noch hier gewaltet hatte, war es mit strahlenden Porträts seiner selbst tapeziert gewesen. Als Lupin hier Lehrer gewesen war, konnte man zuweilen, wenn man bei ihm vorbeischaute, einem faszinierenden dunklen Geschöpf in einem Käfig oder Aquarium begegnen. In den Tagen des Doppelgängers von Moody hatten diverse Apparaturen und Gerätschaften hier herumgestanden, mit denen Fehlverhalten und Heimlichkeiten aufgespürt werden konnten.
    Nun jedoch war das Büro nicht mehr wiederzuerkennen. Auf sämtlichen Möbeln waren Spitzendecken und Tücher drapiert. Mehrere Vasen mit Trockenblumen standen herum, jede auf ihrem Untersetzer, und an einer Wand hing eine Sammlung von Ziertellern, alle mit großen quietschbunten Kätzchen bemalt, die jeweils eine andere Schleife um den Hals trugen. Sie waren so scheußlich, dass Harry sie verdutzt anstarrte, bis Professor Umbridge zu sprechen begann.
    »Guten Abend, Mr Potter.«
    Harry schreckte hoch und wandte ihr den Blick zu. Er hatte sie noch gar nicht bemerkt, weil sie einen grell geblümten Umhang trug, der nur zu gut mit der Decke auf dem Schreibtisch hinter ihr harmonierte.
    »’n Abend, Professor Umbridge«, sagte Harry steif.
    »Nun, nehmen Sie Platz«, sagte sie und deutete auf einen kleinen Tisch mit Spitzendeckchen, vor den sie einen Stuhl mit steiler Lehne gestellt hatte. Ein leeres Pergamentblatt lag auf dem Tisch, offenbar wartete es auf ihn.
    »Ähm«, sagte Harry, ohne sich zu rühren. »Professor Umbridge. Ähm – bevor wir anfangen, wollte ich – ich Sie um einen – einen Gefallen bitten.«
    Ihre Glubschaugen wurden schmal.
    »Ach ja?«
    »Nun, ich … ich bin in der Quidditch-Mannschaft von Gryffindor und ich sollte eigentlich bei den Auswahlspielen für den neuen Hüter am Freitag um fünf dabei sein und ich wüsste – wüsste gern, ob ich das Nachsitzen an diesem Abend nicht ausfallen lassen könnte und es – und es an einem anderen Abend … nachholen …«
    Lange bevor er zum Ende seines Satzes kam, wusste er, dass es keinen Zweck hatte.
    »O nein!«, sagte Umbridge und lächelte so breit, dass sie aussah, als hätte sie gerade eine besonders saftige Fliege geschluckt. »O nein, nein, nein. Dies ist Ihre Strafe dafür, dass Sie böse, widerwärtige, Aufmerksamkeit heischende Geschichten verbreitet haben, Mr Potter, und Strafen können sich selbstverständlich nicht nach den Launen des Schuldigen richten. Nein, Sie werden morgen Nachmittag um fünf Uhr kommen und am Tag darauf und auch am Freitag, und Sie werden Ihre Strafarbeiten wie geplant erledigen. Ich denke, es hat eher sein Gutes, dass Ihnen einmal etwas entgeht, was Sie wirklich gerne tun wollen. Das sollte der Lektion, die ich Ihnen zu erteilen gedenke, Nachdruck verleihen.«
    Harry spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss, und hatte ein dumpfes Pochen in den Ohren. Er verbreitete also »böse, widerwärtige und Aufmerksamkeit heischende Geschichten«?
    Sie beobachtete ihn mit leicht zur Seite geneigtem Kopf, noch immer breit lächelnd, als wüsste sie genau, was er dachte, und wartete nur darauf, ob er wieder laut werden würde. Mit Mühe wandte Harry den Blick von ihr ab, ließ seine Schultasche neben den Stuhl mit der steilen Lehne fallen und setzte sich.
    »Na also«, sagte Umbridge süßlich, »wir lernen offenbar bereits, unser Temperament zu zügeln, nicht wahr? Nun, Sie werden jetzt ein paar Zeilen für mich schreiben, Mr Potter. Nein, nicht mit Ihrer Feder«, fügte sie hinzu, als Harry sich bückte und seine Tasche öffnen wollte. »Sie werden eine ganz spezielle von mir verwenden. Hier, bitte sehr.«
    Sie reichte ihm eine lange, dünne schwarze Feder mit ungewöhnlich scharfer Spitze.
    »Ich möchte, dass Sie schreiben: Ich soll keine Lügen erzählen«, befahl sie leise.
    »Wie oft?«, fragte Harry, glaubwürdig Höflichkeit heuchelnd.
    »Oh, so lange es dauert, bis die Botschaft sich einprägt«, sagte Umbridge mit ihrer süßlichen Stimme. »Fangen Sie an.«
    Sie ging hinüber zu ihrem Schreibtisch, setzte sich und beugte sich über einen Stapel Pergamente, offenbar Aufsätze, die es zu benoten galt. Harry hob die scharfe schwarze Feder, dann fiel ihm auf, was fehlte.
    »Sie haben mir keine Tinte gegeben«, sagte er.
    »Oh, Sie werden keine Tinte

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