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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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brauchen«, sagte Professor Umbridge mit dem leisen Anflug eines Lachens in der Stimme.
    Harry setzte die Federspitze auf das Papier und schrieb: Ich soll keine Lügen erzählen.
    Er keuchte auf vor Schmerz. Die Wörter waren auf dem Pergament erschienen, offenbar mit leuchtend roter Tinte geschrieben. Zugleich waren die Wörter auf dem Rücken von Harrys rechter Hand aufgetaucht, in seine Haut geschnitten, als hätte ein Skalpell sie dort eingeritzt. Noch während er auf die schimmernde Schnittwunde starrte, verheilte die Haut, und die Stelle mit der Schrift war nun leicht gerötet, aber wieder vollkommen glatt.
    Harry wandte sich zu Umbridge um. Sie beobachtete ihn, ihr breites Krötenmaul zu einem Lächeln verzerrt.
    »Ja?«
    »Nichts«, sagte Harry leise.
    Er blickte wieder auf das Pergament, setzte die Feder von neuem auf, schrieb Ich soll keine Lügen erzählen, und zum zweiten Mal spürte er den brennenden Schmerz auf seinem Handrücken; abermals waren die Wörter in seine Haut geritzt und abermals verheilte sie innerhalb von Sekunden.
    Und so ging es weiter. Wieder und wieder schrieb Harry die Wörter auf das Pergament, nicht mit Tinte, wie ihm bald klar wurde, sondern mit seinem eigenen Blut. Und wieder und wieder ritzten sich die Wörter auf seinem Handrücken ein, verheilten und erschienen erneut, sobald er die Feder aufs Pergament setzte.
    Draußen vor Umbridges Fenster brach die Dunkelheit herein. Harry fragte nicht, wann er aufhören durfte. Er sah nicht einmal auf seine Uhr. Er wusste, dass sie ihn beobachtete und auf ein Zeichen von Schwäche wartete, und er würde sich nichts dergleichen anmerken lassen, selbst dann nicht, wenn er hier die ganze Nacht sitzen und mit dieser Feder seine eigene Hand aufschneiden musste …
    »Kommen Sie her«, sagte sie, und es kam ihm vor, als wären Stunden vergangen.
    Er stand auf. Seine Hand brannte vor Schmerz. Als er sie ansah, stellte er fest, dass der Schnitt verheilt, die Haut aber wundrot war.
    »Hand«, sagte sie.
    Er streckte ihr die Hand entgegen. Sie nahm sie in die ihre. Harry unterdrückte ein Schaudern, als sie ihn mit ihren dicken Stummelfingern berührte, an denen sie etliche hässliche, alte Ringe trug.
    »Aber, aber, ich scheine ja noch nicht viel Eindruck gemacht zu haben«, sagte sie lächelnd. »Nun, da müssen wir es morgen Abend einfach noch mal versuchen, nicht wahr? Sie können gehen.«
    Harry verließ ihr Büro, ohne ein Wort zu sagen. Die Schule war völlig ausgestorben; gewiss war es schon nach Mitternacht. Er ging langsam den Korridor entlang, und dann, als er um die Ecke gebogen und sicher war, dass sie ihn nicht hören konnte, fing er an zu rennen.
    Er hatte keine Zeit gehabt, Verschwindezauber zu üben, hatte keinen einzigen Traum in sein Traumtagebuch geschrieben, den Bowtruckle nicht fertig gezeichnet und auch die Aufsätze nicht geschrieben. Am nächsten Morgen ließ er das Frühstück ausfallen, schmierte ein paar erfundene Träume für Wahrsagen in der ersten Stunde hin und stellte überrascht fest, dass Ron, der ziemlich zerzaust aussah, ihm Gesellschaft leistete.
    »Wieso hast du das nicht gestern Abend gemacht?«, fragte Harry, während Ron auf der Suche nach einer Anregung hektisch im Gemeinschaftsraum umherstarrte. Ron hatte fest geschlafen, als Harry in den Schlafsaal gekommen war, und murmelte nun etwas von wegen, er hätte »andere Dinge zu tun« gehabt, beugte sich dann tief über sein Pergament und kritzelte ein paar Worte.
    »Das muss reichen«, sagte er und schlug das Tagebuch zu. »Ich hab geschrieben, ich hätte geträumt, wie ich ein neues Paar Schuhe kaufte, da kann sie ja nichts Komisches draus lesen, oder?«
    Eilends machten sie sich zusammen auf zum Nordturm.
    »Wie war eigentlich das Nachsitzen bei Umbridge? Was musstest du machen?«
    Harry zögerte einen winzigen Augenblick, dann sagte er: »Sätze schreiben.«
    »Das ging ja noch, was?«, sagte Ron.
    »Hm«, machte Harry.
    »Hey – hab ich ganz vergessen – wird sie dich am Freitag laufen lassen?«
    »Nein«, sagte Harry.
    Ron stöhnte mitleidvoll.
    Es war abermals ein übler Tag für Harry; er war einer der Schlechtesten in Verwandlung, weil er überhaupt keine Verschwindezauber geübt hatte. Er musste seine Mittagspause opfern, um den Bowtruckle fertig zu zeichnen, und überdies gaben ihnen die Professorinnen McGonagall, Raue-Pritsche und Sinistra noch mehr Hausaufgaben, die er an diesem Abend wegen seines zweiten Nachsitzens bei Umbridge unmöglich

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