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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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war, zum anderen, dass er von Umbridges Fenster aus, so schrecklich das letzte Nachsitzen auch sein würde, von weitem das Quidditch-Feld sehen konnte und mit ein wenig Glück vielleicht etwas von Rons Auswahlspiel mitbekommen würde. Das waren recht kärgliche Lichtblicke, gewiss, aber Harry war dankbar für alles, was seine gegenwärtig triste Stimmung aufhellen konnte. Noch nie hatte er eine so schlimme erste Woche in Hogwarts erlebt.
    Um fünf Uhr nachmittags klopfte er an die Tür zu Professor Umbridges Büro, zum letzten Mal, wie er flehentlich hoffte, und wurde hereingerufen. Das leere Pergament lag auf dem Tisch mit dem Spitzendeckchen für ihn bereit, die scharfe schwarze Feder daneben.
    »Sie wissen, was Sie zu tun haben, Mr Potter«, sagte Umbridge mit ihrem süßlichen Lächeln.
    Harry nahm die Feder und spähte durch das Fenster. Wenn er seinen Stuhl nur ein wenig nach rechts rückte … Er tat, als wolle er den Stuhl näher zum Tisch schieben, und schaffte es: Jetzt konnte er in der Ferne die Quidditch-Spieler von Gryffindor sehen, die über dem Feld auf und ab schossen, während ein halbes Dutzend schwarzer Gestalten am Fuß der drei hohen Torstangen offenbar darauf wartete, als Hüter an die Reihe zu kommen. Es war auf diese Entfernung unmöglich, zu sagen, wer davon Ron war.
    Ich soll keine Lügen erzählen, schrieb Harry. Die Schnitte auf seinem rechten Handrücken öffneten sich und begannen wieder zu bluten.
    Ich soll keine Lügen erzählen . Die Schnitte vertieften sich, es stach und brannte.
    Ich soll keine Lügen erzählen . Blut tröpfelte über sein Handgelenk.
    Er wagte noch einen flüchtigen Blick aus dem Fenster. Wer immer es war, der gerade die Tore verteidigte, machte seine Sache ziemlich schlecht. Katie Bell traf zweimal in den paar Sekunden, die Harry sich zuzusehen traute. Er hoffte inständig, dass der Hüter nicht Ron war, und senkte die Augen wieder auf das mit Blut besprenkelte Pergament.
    Ich soll keine Lügen erzählen .
    Ich soll keine Lügen erzählen .
    Er blickte auf, wann immer er meinte, es riskieren zu können: wenn er Umbridges Feder kratzen oder eine Schreibtischschublade aufgehen hörte. Der Dritte, der es probierte, war ziemlich gut, der Vierte war lausig, der Fünfte wich einem Klatscher ungewöhnlich gut aus, verschusselte dann aber einen leichten Quaffel. Der Himmel verdunkelte sich, und Harry bezweifelte, dass er den Sechsten und Siebten überhaupt würde sehen können.
    Ich soll keine Lügen erzählen .
    Ich soll keine Lügen erzählen .
    Das Pergament leuchtete nun blutrot und sein Handrücken brannte. Als er wieder aufblickte, war es tiefe Nacht und er konnte das Quidditch-Feld nicht mehr sehen.
    »Schauen wir mal, ob Sie die Botschaft schon verstanden haben«, tönte Umbridges weiche Stimme eine halbe Stunde später.
    Sie trat auf ihn zu und langte mit ihren kurzen beringten Fingern nach seinem Arm. Und in dem Moment, als sie ihn ergriff, um die Wörter zu begutachten, die in seine Haut geschnitten waren, durchzuckte ihn ein sengender Schmerz, nicht an seinem Handrücken, sondern an seiner Narbe auf der Stirn. Im selben Augenblick hatte er eine äußerst merkwürdige Empfindung irgendwo in der Zwerchfellgegend.
    Er entwand den Arm ihrem Griff, sprang auf und starrte sie an. Sie erwiderte seinen Blick und ein Lächeln verzerrte ihren breiten, schlaffen Mund.
    »Ja, es tut weh, nicht wahr?«, sagte sie weich.
    Er gab keine Antwort. Sein Herz schlug sehr heftig und schnell. Redete sie von seiner Hand, oder wusste sie, was er gerade an der Stirn gespürt hatte?
    »Nun, ich denke, ich habe mein Anliegen deutlich gemacht, Mr Potter. Sie können gehen.«
    Er griff nach seiner Schultasche und verließ den Raum, so schnell er konnte.
    Bleib ruhig, sagte er sich, als er die Treppen hochsprintete. Bleib ruhig, das bedeutet nicht unbedingt das, was du denkst …
    »Mimbulus mimbeltonia!«, keuchte er die fette Dame an und sie schwang wieder nach vorne.
    Er wurde von donnerndem Lärm empfangen. Ron kam auf ihn zugerannt, er strahlte übers ganze Gesicht und bekleckerte sich die Brust mit Butterbier aus dem Kelch, den er in der Hand hielt.
    »Harry, ich hab’s geschafft, ich bin dabei, ich bin Hüter!«
    »Was? Oh – klasse!«, sagte Harry und versuchte ungezwungen zu lächeln, während sein Herz weiter raste und seine Hand pochte und blutete.
    »Nimm dir ein Butterbier.« Ron drängte ihm eine Flasche auf. »Ich kann’s nicht fassen – wo ist eigentlich

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