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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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von hier aus nicht richtig sehen.«
    Und er führte sie zwischen den hoch aufragenden Regalreihen mit Glaskugeln hindurch, von denen manche sanft aufglühten, als sie vorbeigingen …
    »Er ist hier in der Nähe«, flüsterte Harry, überzeugt, dass mit jedem Schritt die übel zugerichtete Gestalt Sirius’ am dunklen Boden vor ihnen auftauchen konnte. »Irgendwo hier … ganz nah …«
    »Harry?«, sagte Hermine behutsam, doch er wollte nicht antworten. Sein Mund war sehr trocken.
    »Irgendwo gleich … hier …«, sagte er.
    Sie hatten das Ende der Reihe erreicht und traten wieder in trübes Kerzenlicht. Es war niemand da. Um sie herum war nur hallende, staubige Stille.
    »Er könnte …«, flüsterte Harry heiser und spähte in den nächsten Gang. »Oder vielleicht …« Er lief hastig zum übernächsten Gang und sah hinein.
    »Harry?«, sagte Hermine erneut.
    »Was?«, knurrte er.
    »Ich … ich glaub nicht, dass Sirius hier ist.«
    Niemand sprach. Harry wollte keinen von ihnen ansehen. Ihm war schlecht. Er begriff nicht, warum Sirius nicht hier war. Er musste hier sein. Dies war der Ort, wo er, Harry, ihn gesehen hatte …
    Er rannte den Gang am Kopfende der Reihen entlang und starrte überall hinein. Eine leere Reihe nach der anderen flackerte vorbei. Er rannte zurück in die andere Richtung, vorbei an seinen Gefährten, die ihn anstarrten. Nirgends war ein Zeichen von Sirius zu sehen oder auch nur die kleinste Spur eines Kampfes.
    »Harry?«, rief Ron.
    »Was?«
    Er wollte nicht hören, was Ron zu sagen hatte, wollte nicht hören, wie ihm Ron erklärte, dass er dumm gewesen sei, oder vorschlug, dass sie nach Hogwarts zurückkehren sollten, doch die Hitze stieg ihm ins Gesicht, und ihm war, als würde er sich liebend gern eine ganze Weile hier in der Dunkelheit herumdrücken, ehe er sich der Helle des Atriums oben aussetzte und die anklagenden Blicke der anderen ertrug …
    »Hast du das gesehen?«, fragte Ron.
    »Was?«, sagte Harry, doch diesmal voller Eifer – es musste ein Zeichen sein, dass Sirius hier gewesen war, ein Indiz. Er ging mit raschen Schritten dorthin zurück, wo sie alle standen, ein Stück in Reihe siebenundneunzig hinein. Aber da war nichts, nur Ron, der eine der staubigen Glaskugeln auf dem Regal anstarrte.
    »Was?«, wiederholte Harry verdrossen.
    »Da – da steht dein Name drauf«, sagte Ron.
    Harry trat ein wenig näher. Ron deutete auf eine der kleinen Glaskugeln, in der ein trübes Licht glühte, obwohl sie sehr staubig aussah und offenbar seit Jahren nicht angefasst worden war.
    »Mein Name?«, sagte Harry verdutzt.
    Er trat vor. Da er kleiner war als Ron, musste er den Hals recken, um das vergilbte Schild zu lesen, das am Regalbord direkt unter dem staubigen Glas befestigt war. In spinnenartiger Handschrift war ein rund sechzehn Jahre zurückliegendes Datum darauf geschrieben und darunter stand:
    S. P. T. an A. P. W. B. D.
    Dunkler Lord
    und (?) Harry Potter
    Harry starrte darauf.
    »Was ist das?«, fragte Ron und klang zermürbt. »Was macht dein Name hier drauf?«
    Er spähte auf die anderen Schilder entlang der Regalflucht.
    »Mein Name ist hier nicht«, sagte er perplex. »Keiner von uns anderen ist hier.«
    »Harry, ich glaub nicht, dass du das anfassen solltest«, sagte Hermine scharf, als er die Hand ausstreckte.
    »Warum nicht?«, erwiderte er. »Das hat was mit mir zu tun, oder?«
    »Nicht, Harry«, sagte Neville plötzlich. Harry sah ihn an. Nevilles rundes Gesicht glänzte leicht vor Schweiß. Er machte den Eindruck, als könnte er nicht viel mehr Spannung ertragen.
    »Da steht mein Name drauf«, sagte Harry.
    Und mit einem Anflug von Verwegenheit schloss er die Finger um die staubige Kugel. Er hatte erwartet, dass sie sich kalt anfühlte, doch das tat sie nicht. Im Gegenteil, sie fühlte sich an, als hätte sie stundenlang in der Sonne gelegen, als würde der Lichtschimmer im Innern sie wärmen. In der Erwartung, ja in der Hoffnung, dass etwas Dramatisches geschehen würde, etwas Aufregendes, das ihre lange und gefährliche Reise am Ende doch noch lohnend machen würde, hob Harry die Glaskugel von ihrem Bord herunter und starrte sie an.
    Doch nichts passierte. Die anderen traten näher an Harry heran und besahen sich die Kugel, während er den Staub von ihr abrieb.
    Und dann, direkt hinter ihnen, sprach eine gedehnte Stimme.
    »Sehr gut, Potter. Jetzt dreh dich um, hübsch langsam, und gib sie mir.«

 
Jenseits des Schleiers
    Aus dem Nichts um sie her tauchten

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