Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Ollivander. »Er wollte alles erfahren, was ich ihm über den Zauberstab sagen konnte, der mal als Todesstab, als Zauberstab des Schicksals oder als Elderstab bezeichnet wird.«
Harry warf einen Seitenblick auf Hermine. Sie schaute völlig entgeistert.
»Der Dunkle Lord«, sagte Ollivander in gedämpftem und verängstigtem Ton, »war immer zufrieden mit dem Zauberstab, den ich ihm gemacht hatte – Eibe und Phönixfeder, dreizehneinhalb Zoll –, bis er die Verbindung der Zwillingskerne entdeckte. Nun sucht er einen anderen, mächtigeren Zauberstab als die einzige Möglichkeit, den Ihren zu besiegen.«
»Aber er wird bald erfahren, wenn er es nicht schon weiß, dass meiner zerbrochen und nicht mehr zu reparieren ist«, sagte Harry leise.
»Nein!«, rief Hermine mit angsterfüllter Stimme. »Er kann das nicht wissen, Harry, wie denn auch –?«
»Priori Incantatem«, sagte Harry. »Wir haben deinen Zauberstab und den Schwarzdornstab bei den Malfoys zurückgelassen, Hermine. Wenn sie die richtig untersuchen und die Zauber noch einmal wiederholen lassen, die sie kurz zuvor erzeugt haben, werden sie sehen, dass dein Zauberstab meinen zerbrochen hat, sie werden sehen, dass du vergeblich versucht hast, ihn zu richten, und es wird ihnen klar werden, dass ich seither immer den Schwarzdornstab benutzt habe.«
Das bisschen Farbe, das sie seit ihrer Ankunft wieder bekommen hatte, war aus ihrem Gesicht gewichen. Ron versetzte Harry einen vorwurfsvollen Blick und sagte: »Jetzt machen wir uns darüber mal keine Sorgen –«
Doch Mr Ollivander ergriff das Wort.
»Der Dunkle Lord sucht den Elderstab nicht mehr nur, um Sie zu vernichten, Mr Potter. Er ist entschlossen, ihn in Besitz zu nehmen, weil er glaubt, dass er ihn wahrhaft unbesiegbar machen wird.«
»Und wird er das?«
»Der Besitzer des Elderstabs muss immer einen Angriff fürchten«, sagte Ollivander, »aber die Vorstellung, dass der Dunkle Lord im Besitz des Todesstabes sein könnte, ist, ich muss es zugeben … beeindruckend.«
Harry fühlte sich plötzlich daran erinnert, dass er bei ihrem ersten Zusammentreffen nicht sicher gewesen war, wie gut er Ollivander leiden konnte. Selbst jetzt, nachdem er von Voldemort gefoltert und eingekerkert worden war, schien ihn die Vorstellung, dass der schwarze Magier im Besitz dieses Zauberstabs sein könnte, genauso zu faszinieren, wie sie ihn abstieß.
»Sie – Sie glauben wirklich, dass dieser Zauberstab existiert, Mr Ollivander?«, fragte Hermine.
»O ja«, sagte Ollivander. »Ja, es ist durchaus möglich, die Spur des Zauberstabs durch die Geschichte zu verfolgen. Es gibt natürlich Lücken, auch große, in denen er aus dem Blickfeld verschwindet, vorübergehend verloren oder verborgen ist; doch er taucht immer wieder auf. Er hat bestimmte kennzeichnende Merkmale, die diejenigen, die mit der Zauberstabkunde vertraut sind, erkennen können. Es gibt schriftliche Darstellungen, manche davon rätselhaft, die zu erforschen ich und andere Zauberstabmacher uns zur Aufgabe gemacht haben. Dem Anschein nach sind sie glaubwürdig.«
»Sie – Sie meinen also nicht, dass es sich um ein Märchen handeln könnte, oder um einen Mythos?«, fragte Hermine hoffnungsvoll.
»Nein«, sagte Ollivander. »Ob er tatsächlich durch Mord von Hand zu Hand gehen muss, weiß ich nicht. Seine Geschichte ist blutig, doch das könnte einfach daran liegen, dass er ein so begehrenswertes Objekt ist und in den Zauberern derartige Leidenschaften entfacht. Enorm mächtig, in den falschen Händen gefährlich, und etwas, das eine unglaubliche Faszination in uns allen auslöst, die wir die Macht von Zauberstäben erforschen.«
»Mr Ollivander«, sagte Harry, »Sie haben Du-weißt-schon-wem erzählt, dass Gregorowitsch den Elderstab hätte, nicht wahr?«
Ollivander wurde, soweit es möglich war, noch blasser. Er wirkte gespenstisch, als er schluckte.
»Aber woher – woher –?«
»Ist egal, woher ich das weiß«, sagte Harry und schloss kurz seine Augen, als seine Narbe brannte und er, nur für Sekunden, ein Bild von der Hauptstraße in Hogsmeade sah, wo es noch dunkel war, weil sie viel weiter nördlich lag. »Sie haben Du-weißt-schon-wem erzählt, dass Gregorowitsch den Zauberstab hätte?«
»Es war ein Gerücht«, flüsterte Ollivander. »Ein Gerücht, vor vielen, vielen Jahren, lange bevor Sie geboren wurden! Ich glaube, Gregorowitsch selbst hat es in Umlauf gebracht. Sie können sicher verstehen, wie geschäftsfördernd das gewesen sein muss:
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