Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
passiert, was ist passiert?«, fragte Luna.
Harry zog sie auf die Beine, und sie rasten, den Tarnumhang hinter sich herschleifend, den Korridor entlang in das leere Klassenzimmer, wo die Professoren McGonagall, Flitwick und Sprout vor einem zertrümmerten Fenster standen.
»Er ist gesprungen«, sagte Professor McGonagall, als Harry und Luna in das Zimmer rannten.
»Sie meinen, er ist tot?« Harry stürzte zum Fenster, ohne auf Flitwick und Sprout zu achten, die bei seinem plötzlichen Auftauchen erschrocken aufschrien.
»Nein, er ist nicht tot«, sagte McGonagall bitter. »Im Gegensatz zu Dumbledore trug er immer noch einen Zauberstab … und er hat offenbar ein paar Tricks von seinem Meister gelernt.«
Mit einem leisen Grauen sah Harry in der Ferne eine riesige fledermausartige Gestalt durch die Dunkelheit auf die Grenzmauer zufliegen.
Hinter ihnen waren schwere Schritte und heftiges Schnaufen zu hören: Slughorn war gerade angekommen.
»Harry!«, keuchte er und rieb sich die riesige Brust unter seinem smaragdgrünen Seidenpyjama. »Mein lieber Junge … was für eine Überraschung … Minerva, ich bitte Sie, erklären Sie … Severus … was …?«
»Unser Schulleiter macht eine kurze Pause«, sagte Professor McGonagall und deutete auf das snapeförmige Loch im Fenster.
»Professor!«, rief Harry, die Hände an seiner Stirn. Er konnte den See voller Inferi unter sich dahingleiten sehen, und er spürte, wie das geisterhaft grüne Boot gegen das unterirdische Ufer stieß, und Voldemort sprang heraus, Mord im Sinn –
»Professor, wir müssen die Schule verbarrikadieren, er kommt jetzt!«
»Na schön. Er, dessen Name nicht genannt werden darf, ist auf dem Weg hierher«, erklärte sie den anderen Lehrern. Sprout und Flitwick stockte der Atem; von Slughorn war ein schweres Stöhnen zu hören. »Potter hat auf Dumbledores Anordnung etwas im Schloss zu erledigen. Wir müssen sämtliche Schutzzauber, die wir aufbieten können, in Stellung bringen, während Potter tut, was er tun muss.«
»Ihnen ist natürlich klar, dass nichts von alldem Du-weißt-schon-wen auf Dauer fernhalten kann?«, quiekte Flitwick.
»Aber wir können ihn aufhalten«, sagte Professor Sprout.
»Danke, Pomona«, sagte Professor McGonagall, und die beiden Hexen tauschten einen Blick von grimmigem Einverständnis. »Ich schlage vor, wir treffen die grundlegenden Schutzmaßnahmen rund um das Schloss, dann rufen wir unsere Schüler zusammen und versammeln uns in der Großen Halle. Die meisten müssen in Sicherheit gebracht werden, doch wenn von den Volljährigen welche bleiben und kämpfen wollen, sollten sie, denke ich, die Gelegenheit bekommen.«
»Einverstanden«, sagte Professor Sprout und eilte bereits zur Tür. »Mein Haus und ich erwarten Sie in zwanzig Minuten in der Großen Halle.« Und während sie davonrannte, konnten sie sie murmeln hören: »Tentakula. Teufelsschlinge. Und Snargaluff-Kokons … ja, ich würde zu gern sehen, wie die Todesser dagegen kämpfen.«
»Ich kann von hier aus agieren«, sagte Flitwick, und obwohl er kaum etwas durch das kaputte Fenster erkennen konnte, zielte er mit dem Zauberstab nach draußen und begann hochkomplizierte Beschwörungen zu murmeln. Harry hörte ein sonderbares Brausen, als ob Flitwick die Kräfte des Windes über dem Gelände entfesselt hätte.
»Professor«, sagte Harry und näherte sich dem kleinen Zauberkunstmeister, »Professor, Verzeihung, dass ich Sie unterbreche, aber es ist wichtig. Haben Sie eine Ahnung, wo das Diadem von Ravenclaw ist?«
»… Protego horribilis – das Diadem von Ravenclaw?«, quiekte Flitwick. »Etwas mehr Weisheit ist nie verkehrt, Potter, aber ich denke kaum, dass es in dieser Situation besonders nützlich wäre!«
»Ich meinte nur – wissen Sie, wo es ist? Haben Sie es je gesehen?«
»Gesehen? Niemand hat es seit Menschengedenken gesehen! Es ist schon seit langem verschollen, Junge!«
Harry verspürte eine Mischung aus verzweifelter Enttäuschung und Panik. Was sonst konnte der Horkrux sein?
»Wir treffen Sie und Ihre Ravenclaws in der Großen Halle, Filius!«, sagte Professor McGonagall und winkte Harry und Luna, ihr zu folgen.
Sie hatten gerade die Tür erreicht, als Slughorn mit polternder Stimme zu sprechen begann.
»Meine Güte!«, japste er, blass und verschwitzt und mit zitterndem Walrossbart. »Was für ein Theater! Ich bin mir gar nicht sicher, ob das klug ist, Minerva. Er findet ganz bestimmt einen Weg herein, verstehen Sie, und jeder,
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