Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
in der Halle, jene Art von Stille, die gegen das Trommelfell drückt, die zu gewaltig scheint, als dass Mauern sie eindämmen könnten.
»Gebt mir Harry Potter«, sagte Voldemorts Stimme, »und keinem soll ein Leid geschehen. Gebt mir Harry Potter und ich werde die Schule unversehrt lassen. Gebt mir Harry Potter und ihr sollt belohnt werden. – Ihr habt Zeit bis Mitternacht.«
Abermals wurden sie alle von der Stille verschluckt. Sämtliche Köpfe drehten sich, alle Augen in der Halle schienen sich auf Harry gerichtet zu haben und ihn im grellen Licht Tausender unsichtbarer Strahlen zu bannen. Dann stand eine Gestalt am Slytherin-Tisch auf, und als sie ihren schlotternden Arm erhob, erkannte er Pansy Parkinson, die schrie: »Aber da ist er doch! Potter ist hier! Jemand soll ihn festhalten!«
Ehe Harry etwas sagen konnte, kam gewaltige Bewegung auf. Die Gryffindors vor ihm hatten sich erhoben und blieben nicht Harry, sondern den Slytherins zugewandt stehen. Dann standen die Hufflepuffs auf und fast im selben Moment die Ravenclaws, alle mit dem Rücken zu Harry, und alle blickten nicht zu ihm, sondern zu Pansy, und Harry sah beeindruckt und überwältigt, wie überall Zauberstäbe auftauchten, die aus Umhängen und Ärmeln hervorgezogen wurden.
»Danke, Miss Parkinson«, sagte Professor McGonagall mit schneidender Stimme. »Sie werden die Halle mit Mr Filch zusammen als Erste verlassen. Der Rest Ihres Hauses möge folgen.«
Harry hörte Bänke knarren und dann den Lärm der Slytherins, die auf der anderen Seite der Halle hinausmarschierten.
»Ravenclaws, folgt ihnen!«, rief Professor McGonagall.
Allmählich leerten sich die vier Tische. Der Slytherin-Tisch war vollkommen verlassen, doch einige ältere Ravenclaws verharrten auf ihren Plätzen, während ihre Mitschüler im Gänsemarsch hinauszogen. Von den Hufflepuffs blieben noch mehr zurück, und halb Gryffindor rührte sich nicht, weshalb Professor McGonagall sich genötigt sah, vom Lehrerpodium herabzusteigen und die Minderjährigen davonzuscheuchen.
»Kommt überhaupt nicht in Frage, Creevey, marsch! Und auch du, Peakes!«
Harry eilte hinüber zu den Weasleys, die alle am Gryffindor-Tisch versammelt waren.
»Wo sind Ron und Hermine?«
»Hast du sie nicht gefun–?«, begann Mr Weasley mit besorgtem Blick.
Doch er hielt inne, als Kingsley auf dem Podium nach vorne getreten war, um zu denen zu sprechen, die geblieben waren.
»Wir haben nur noch eine halbe Stunde bis Mitternacht, deshalb müssen wir schnell handeln! Die Lehrer von Hogwarts und der Orden des Phönix haben sich auf einen Schlachtplan verständigt. Die Professoren Flitwick, Sprout und McGonagall werden Gruppen von Kämpfern auf die drei höchsten Türme führen – Ravenclaw, Astronomie und Gryffindor –, dort haben sie einen guten Überblick und eine hervorragende Ausgangsposition, um Zauber auszuführen. Unterdessen werden Remus«, er wies auf Lupin, »Arthur«, er deutete auf Mr Weasley am Gryffindor-Tisch, »und ich Gruppen ins Gelände führen. Wir brauchen jemanden, der die Verteidigung der Tunneleingänge zur Schule übernimmt –«
»– klingt nach einem Job für uns«, rief Fred, indem er auf sich und George zeigte, und Kingsley nickte zustimmend.
»Nun denn, die Anführer hier hoch, wir teilen die Truppen ein!«
»Potter«, sagte Professor McGonagall und kam rasch auf ihn zu, während Schüler um das Podium strömten, um die besten Plätze rangelten und Anweisungen erhielten, »sollten Sie nicht nach etwas suchen?«
»Was? Oh«, sagte Harry, »ach jaah!«
Fast hatte er den Horkrux vergessen, fast vergessen, dass sie in die Schlacht zogen, damit er nach ihm suchen konnte: Dass Ron und Hermine unerklärlicherweise nicht da waren, hatte vorübergehend alle anderen Gedanken aus seinem Kopf verdrängt.
»Dann gehen Sie, Potter, gehen Sie!«
»In Ordnung – jaah –«
Er spürte, wie ihm Blicke folgten, als er aus der Großen Halle hinaus in die Eingangshalle rannte, wo sich noch viele Schüler drängten, die evakuiert wurden. Er ließ sich in der Menge die Marmortreppe hinauftreiben, doch oben angekommen, eilte er durch einen verlassenen Korridor davon. Angst und Panik vernebelten seine Gedankengänge. Er versuchte sich zu beruhigen, sich auf die Suche nach dem Horkrux zu konzentrieren, doch seine Gedanken schwirrten so hektisch und erfolglos durcheinander wie Wespen, die unter einem Glas gefangen waren. Ohne die Hilfe von Ron und Hermine konnte er seine Ideen scheinbar nicht
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