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Harry Potter und die Kammer des Schreckens

Harry Potter und die Kammer des Schreckens

Titel: Harry Potter und die Kammer des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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überlassen es also Ihnen, Gilderoy«, sagte Professor McGonagall. »Heute Nacht ist die beste Zeit dafür. Wir sorgen dafür, dass Ihnen niemand in die Quere kommt. Sie können es dann ganz allein mit dem Monster aufnehmen. Endlich freie Hand für Sie.«
    Lockhart blickte verzweifelt in die Runde, doch keiner kam ihm zu Hilfe. Er sah jetzt nicht im Entferntesten mehr hübsch aus. Seine Lippen zitterten und ohne sein übliches zähneblitzendes Grinsen sah er schlaffwangig und gebrechlich aus.
    »N… nun gut«, sagte er. »Ich geh in mein Büro und – bereite mich vor.«
    Und er ging hinaus.
    »Schön«, sagte Professor McGonagall mit geblähten Nasenflügeln, »jetzt haben wir ihn aus dem Weg. Die Hauslehrer sollten nun gehen und ihren Schülern mitteilen, was geschehen ist. Sagen Sie ihnen, der Hogwarts-Express wird sie gleich morgen früh nach Hause bringen. Und ich bitte die anderen, sich zu vergewissern, dass kein Schüler mehr außerhalb der Schlafsäle geblieben ist.«
    Die Lehrer erhoben sich und gingen einer nach dem andern hinaus.
    Es war wohl der schlimmste Tag in Harrys ganzem Leben. Er, Ron, Fred und George saßen zusammen in einer Ecke des Gemeinschaftsraums und brachten kein Wort heraus. Percy war nicht da. Er war weggegangen, um Mr und Mrs Weasley eine Eule zu schicken, und hatte sich dann in seinem Zimmer eingeschlossen.
    Kein Nachmittag hatte je so lange gedauert wie dieser und nie war es im Gryffindor-Turm so voll und zugleich so still gewesen. Bei Sonnenuntergang gingen Fred und George, die nicht mehr länger herumsitzen konnten, nach oben und zu Bett.
    »Sie wusste etwas, Harry«, sagte Ron und sprach damit zum ersten Mal, seit sie sich im Lehrerschrank versteckt hatten. »Deshalb wurde sie entführt. Es war nicht irgendein Blödsinn mit Percy. Sie hat etwas über die Kammer des Schreckens herausgefunden. Das muss der Grund sein, weshalb sie –« Ron rieb sich fieberhaft die Augen. »Ich meine, sie hat reines Blut. Es kann keinen anderen Grund geben.«
    Blutrot sah Harry am Horizont die Sonne untergehen. So schlecht hatte er sich noch nie gefühlt. Wenn er nur etwas tun könnte. Irgendetwas.
    »Harry«, sagte Ron. »Glaubst du, es könnte vielleicht doch sein, dass sie nicht – du weißt schon –«
    Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Ginny noch am Leben war.
    »Weißt du was?«, sagte Ron. »Ich glaube, wir sollten zu Lockhart gehen. Ihm sagen, was wir wissen. Er wird versuchen, in die Kammer zu kommen. Wir können ihm sagen, wo wir glauben, dass sie ist, und dass ein Basilisk dort drinsteckt.«
    Weil Harry nichts Besseres einfiel und auch er etwas tun wollte, stimmte er zu. Die Gryffindors um sie her waren so niedergeschlagen und die Weasleys taten ihnen so leid, dass keiner versuchte sie aufzuhalten, als sie aufstanden, den Raum durchquerten und durch das Porträtloch stiegen.
    Dunkelheit fiel über das Schloss, während sie zu Lockharts Büro hinuntergingen. Drinnen schien einiges los zu sein. Sie konnten Schleifen und Poltern und eilige Schritte hören.
    Harry klopfte und hinter der Tür wurde es jäh still. Dann öffnete sie sich einen winzigen Spaltbreit und sie sahen ein Auge Lockharts.
    »Oh – Mr Potter – Mr Weasley –«, sagte er und öffnete die Tür einen Daumenbreit weiter. »Ich bin im Augenblick sehr beschäftigt – wenn Sie sich beeilen würden –«
    »Professor, wir haben Ihnen etwas Wichtiges zu sagen«, erklärte Harry. »Wir glauben, es wird Ihnen helfen.«
    »Ähm – nun – es ist nicht unbedingt –« Die Seite von Lockharts Gesicht, die sie sehen konnten, sah sehr verlegen aus. »Ich meine – nun – also gut –«
    Er öffnete die Tür und sie traten ein.
    Sein Büro war fast ganz ausgeräumt. Zwei große Schrankkoffer standen aufgeklappt auf dem Boden. Umhänge, jadegrün, lila, mitternachtsblau, waren in aller Hast in den einen gepackt worden, Bücher stapelten sich kreuz und quer im anderen. Die Fotos, die die Wände bedeckt hatten, lagen in Kisten gestopft auf dem Schreibtisch.
    »Gehen Sie etwa fort?«, fragte Harry.
    »Ähm, nun, ja«, sagte Lockhart, riss ein lebensgroßes Poster seiner selbst von der Tür und fing an, es aufzurollen. »Dringender Ruf – unvermeidlich – muss gehen –«
    »Was ist mit meiner Schwester?«, stieß Ron hervor.
    »Nun, was das angeht – unglückliche Sache –«, sagte Lockhart und mied ihre Blicke, während er eine Schublade herauszog und deren Inhalt in eine Tasche kippte.

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