Harry Potter und die Kammer des Schreckens
zu betrachten.
»… alle denken, er sei so begabt , der wunderbare Potter mit seiner Narbe und seinem Besen –«
»Das hast du mir mindestens schon ein Dutzend Mal erzählt«, sagte Mr Malfoy mit mahnendem Blick auf seinen Sohn, »und ich muss dich nicht zum ersten Mal daran erinnern, dass es – unklug ist, nicht allzu angetan von Harry Potter zu sein, wo die meisten von uns ihn doch als Helden betrachten, der den Schwarzen Lord verjagt hat – ah, Mr Borgin.«
Ein gebeugter Mann war hinter dem Ladentisch erschienen und wischte sich fettige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
»Mr Malfoy, welche Freude, Sie wiederzusehen«, sagte Mr Borgin mit einer Stimme, die so ölig war wie sein Haar. »Eine Ehre – und den jungen Mr Malfoy hat er auch mitgebracht – wie reizend. Was kann ich für Sie tun? Ich muss Ihnen unbedingt etwas zeigen, gerade heute hereingekommen und sehr günstig im Preis –«
»Ich kaufe heute nicht, Mr Borgin, ich verkaufe«, sagte Mr Malfoy.
»Verkaufen?« Das Lächeln auf Mr Borgins Gesicht verblasste.
»Ihnen ist natürlich zu Ohren gekommen, dass das Ministerium verstärkt Hausdurchsuchungen durchführt«, sagte Mr Malfoy, zog eine Pergamentrolle aus der Tasche und wickelte sie für Mr Borgin auf. »Ich habe ein paar – ähm – Gegenstände zu Hause, die mich in eine peinliche Lage bringen könnten, wenn die Leute vom Ministerium kämen …«
Mr Borgin klemmte sich einen Zwicker auf die Nase und beugte sich über die Liste.
»Das Ministerium würde sich doch nicht anmaßen, Ihnen Unannehmlichkeiten zu bereiten, Sir?«
Mr Malfoy schürzte die Lippen.
»Man hat mich noch nicht besucht. Der Name Malfoy gebietet immer noch einen gewissen Respekt, doch im Ministerium wird man immer unverschämter. Es gibt Gerüchte über ein neues Muggelschutzgesetz – kein Zweifel, dass dieser flohgebissene dumme Muggelfreund Arthur Weasley dahintersteckt –«
Harry spürte, wie Zorn in ihm hochkochte.
»– und wie Sie sehen, könnten einige dieser Gifte den Eindruck erwecken –«
»Verstehe vollkommen, Sir, natürlich«, sagte Mr Borgin. »Schauen wir mal …«
»Kann ich die haben?«, unterbrach Draco und deutete auf die verwitterte Hand auf dem Kissen.
»Ah, die Hand des Ruhmes!«, sagte Mr Borgin, ließ Mr Malfoys Liste liegen und schlurfte hinüber zu Draco. »Man steckt eine Kerze hinein und sie leuchtet nur für den Halter! Der beste Freund der Diebe und Plünderer! Ihr Sohn hat Geschmack, Sir.«
»Ich hoffe, aus meinem Sohn wird mehr als ein Dieb oder Plünderer, Borgin«, sagte Malfoy kühl und Mr Borgin setzte rasch nach:
»Das sollte keine Beleidigung sein, Sir, keinesfalls –«
»Sollten allerdings seine Schulnoten nicht besser werden«, sagte Mr Malfoy noch kühler, »könnte es durchaus sein, dass er so endet –«
»Das ist nicht meine Schuld«, erwiderte Draco. »Die Lehrer haben alle ihre Lieblinge, diese Hermine Granger zum Beispiel –«
»Ich hätte gedacht, du würdest dich schämen, dass ein Mädchen, das nicht mal aus einer Zaubererfamilie kommt, dich in jeder Prüfung geschlagen hat«, sagte Mr Malfoy mit schneidender Stimme.
»Ha!«, entfuhr es Harry leise, der sich freute, Draco beschämt und wütend zugleich zu sehen.
»Wo man hinkommt, ist es dasselbe«, sagte Mr Borgin mit seiner öligen Stimme, »Zaubererblut gilt immer weniger –«
»Nicht bei mir«, sagte Mr Malfoy und seine langen Nasenflügel blähten sich.
»Nein, Sir, bei mir auch nicht«, sagte Mr Borgin mit einer tiefen Verbeugung.
»Wenn das so ist, können wir vielleicht auf die Liste zurückkommen«, sagte Mr Malfoy barsch. »Ich bin etwas in Eile, Borgin, muss heute noch wichtige Geschäfte erledigen –«
Sie begannen zu feilschen. Harry beobachtete nervös, wie Draco mit neugierigem Blick auf die ausgestellten Waren seinem Versteck immer näher rückte. Er hielt inne, um einen langen Henkersstrick zu begutachten, und las mit feixender Miene das Kärtchen, das an ein herrliches Opalhalsband geheftet war: Vorsicht: Nicht berühren. Verflucht! Hat bis heute 19 Muggelbesitzer das Leben gekostet.
Draco wandte sich ab und hatte nun den Schrank im Visier. Er trat näher, streckte die Hand nach dem Türgriff aus –
»Das wär erledigt«, sagte Mr Malfoy am Ladentisch. »Komm, Draco –«
Draco wandte sich ab und Harry wischte sich mit den Ärmeln den Schweiß von der Stirn.
»Einen schönen Tag noch, Mr Borgin, ich erwarte Sie morgen auf meinem Landsitz, wo Sie die Sachen abholen
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