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Harrys Höllen-Cocktail

Harrys Höllen-Cocktail

Titel: Harrys Höllen-Cocktail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich zu erheben, sonst wäre ich mit dem malträtierten Kopf gegen die Decke gestoßen und hätte mir noch etwas dazu geholt.
    »Noch mal«, sagte Bill. »Wen haben Sie gesehen?«
    »Die Bombenleger.«
    »Es waren zwei.«
    »Ja, sie schlichen an Deck. Ich hatte euch besuchen wollen, hielt mich aber zurück. Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, da kamen sie wieder von Bord. Sie hatten es ziemlich eilig, stiegen in einen roten Renault 5 und fuhren los.«
    »Wohin?« fragte Bill.
    Germaine lachte rauh. »Ich verfolgte sie bis in ein Bergdorf.«
    »Was geschah dann?«
    »Fuhr ich wieder zurück.«
    Bill schlug auf seinen rechten Schenkel. »Jetzt sag nur, daß die beiden dort noch hocken.«
    »Deshalb fahren wir ja hin. Holt sie euch, die verfluchten Bastarde!«
    ***
    Germaine Gradie wurde mir immer unheimlicher. Was diese Frau an Energie aufbrachte, war einfach fabelhaft. Da hatte sie zwei Killer bis in deren Versteck verfolgt. Unwahrscheinlich.
    Bill drehte den Kopf. »Hast du das gehört, Alter? Davon können wir uns eine Scheibe abschneiden.«
    »Es war reines Glück«, wiegelte Germaine ab.
    »Auch«, sagte ich.
    Wir hatten die Stadt in östlicher Richtung verlassen, wo es nach Antibes und Nizza ging. Links der Straße waren die Häuser verschwunden. Dafür sahen wir zahlreiche Campingplätze. Die Wohnwagen, die dort noch standen, wirkten vergammelt. Auf ihnen klebte noch der Schmutz des Winters. Einige Besitzer waren damit beschäftigt, ihre Wagen zu reinigen.
    Unser Blick glitt über die Straße, die sehr schnell enger wurde und sich nach einer Linkskurve in die Berge schraubte.
    Zuvor mußten wir ab. Germaine bremste ziemlich stark, fuhr auf die Straßenmitte, betätigte den Blinkhebel, ich sah rechts das Hinweisschild auf einen kleinen Ort, vergaß den Namen aber sofort wieder. Wenig später mußten wir bremsen. Ein verrostet aussehender Kleinbus mit Bauarbeitern kam uns entgegen. Die Männer grinsten in den Jaguar hinein.
    Dann ging es weiter.
    Der Asphalt hörte bald auf. Staubig war es zum Glück nicht. Die Erde zeigte noch genügend Feuchtigkeit vom letzten Regen. Schottersteine lagen in den Kurven, sie wurden von den breiten Reifen des Jaguar zur Seite geschleudert.
    Ich sah die ersten Häuser.
    Sie waren versetzt gebaut worden. Ein Dorf lag vor und über uns, das seine Ursprünglichkeit verloren hatte, weil zwischen die alten Bauten neue, weiß schimmernde Villen gesetzt worden waren, auf deren großen Fensterscheiben sich das Licht der Sonne brach.
    Die Kirche mit ihrem Turm bildete dennoch den Mittelpunkt, den wir hinter uns ließen und in eine enge Gasse fuhren, die als Einbahnstraße ausgewiesen war und mit Kopfsteinpflaster bedeckt war. Zu den meisten, sehr dicht stehenden Häusern führten schmale Treppen hoch. Sie lagen ebenso im Schatten wie die Hauswände selbst. Die Gasse mündete in einen breiten Trichter, wo soviel Platz vorhanden war, daß ein LKW hätte wenden können.
    Wir hielten an.
    »Sind wir da?« fragte Bill.
    »Nicht ganz«, antwortete Germaine, »aber diese Gegend hier ist günstig. Wir können auch vom Haus der beiden nicht entdeckt werden.«
    »Dann wollen wir mal.« Bill öffnete den Wagenschlag und verließ das Gefährt.
    Auch ich stieg aus. Germaine ebenfalls, doch ich drückte die Tür schnell wieder zu. »Sie nicht, Germaine. Warten Sie lieber. Sagen Sie uns nur, wo wir das Haus finden können.«
    Einige Sekunden dachte die Frau nach. Dann nickte sie. »Ich bin einverstanden. Gehen Sie den Weg hier links hoch bis zu dem Haus mit dem vorspringenden Erker. Direkt daneben liegt ein alter Bau. Er ist grün angestrichen. Dort wohnen die Lumpen.«
    Eine bessere Beschreibung konnte man uns nicht liefern. Wir bedankten uns und nahmen den Rest der Strecke in Angriff. Germaine blieb zurück. Sie setzte sich wieder in den Wagen, ließ ihn ein Stück zurückrollen und drehte ihn so, daß er mit der Schnauze wieder in Fahrtrichtung stand. Natürlich wurden sie gesehen. Einige Bewohner standen hinter den Fensterscheiben und starrten auf die schmalen Gassen. Zumeist ältere Leute, für die jeder Tag fast gleich war.
    Kinder spielten nicht weit entfernt mit einem alten Fußball, zwei Jugendliche arbeiteten an einem Motorrad. Ein typischer Dorfbetrieb. Daß das mondäne Cannes nur ein paar Kilometer entfernt lag, war hier nicht zu merken.
    Wir sahen auch das beschriebene Erkerhaus. Man hatte es renoviert und frisch angestrichen. Fachwerkbalken waren nachgezeichnet worden. Neben ihm sollte

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