Harrys Höllen-Cocktail
überhaupt nicht. Er konnte nur raten, und er glaubte plötzlich, daß alles zu spät war.
Sie hatten Niccolo überlistet.
Er wußte es genau, deshalb sprang er plötzlich hoch, wollte zu dem Kerl hin und ihm die Mündung gegen die Stirn drücken, aber in diesem Augenblick stieß jemand die Tür auf.
Enrico kreiselte herum.
Er sah zwei Männer.
Einen ihm unbekannten Typ, der sich Niccolo auf die Schulter gewuchtet hatte, zwei Schritte in den Raum hineintrat, sich zur Seite neigte und den Mafioso fallen ließ.
Er schlug mit einem dumpfen Geräusch auf die staubigen Bodenbretter des Raums.
Enrico starrte ihn an. Sein Bruder war tot, okay, daran konnte er nichts ändern, aber wie er ums Leben gekommen war, das mußte schrecklich gewesen sein. Furchtbar sah er aus. Überall mit Blut bedeckt, als wären seine Adern von innen geplatzt, denn Messerwunden sah Enrico nicht.
Ein so schreckliches Grauen wie in diesen Augenblicken hatte er noch nie in seinem Leben gespürt. Es kroch über seinen Rücken, es drückte im Magen, und er wußte selbst, daß es die heiße Angst war, die ihn umklammert hatte.
»Tot!« flüsterte er. »Verdammt, er ist tot…«
»Und du wirst es auch sein!« erklärte der Mann mit der Brille. Enrico wußte, daß es für ihn nur eines gab, wenn er sein Leben retten wollte. Er mußte schneller sein. Als an der Tür noch andere Personen erschienen, wirbelte er herum, wollte abdrücken, aber die Hand des blonden Brillenträgers war schneller.
Sie erwischte ihn.
Der Schlag traf die Schalldämpfer-Waffe. Sie trudelte plötzlich dem Fußboden entgegen und war noch nicht aufgeprallt, als ein harter Griff Enrico Versini nach hinten riß.
Der Arm lag um seinen Hals, er bekam keine Luft. Jemand trat ihm die Beine weg, so daß er zu Boden fiel, dann stürzten sich die Typen zu zweit auf ihn.
Sosehr sich der Mafioso auch wehrte, eine Chance gaben sie ihm nicht. Sie preßten ihn durch ihr Gewicht auf den Boden, er schnappte nach Luft, der Schrei blieb in seinem Hals stecken, dann hatten sie ihn dort, wo sie ihn haben wollten.
Bewegungslos…
»Der Teufel gibt uns die Kraft!« vernahm er das gemein klingende Flüstern. »Nur der Teufel, das kann ich dir versprechen. Der Teufel sorgt für deinen Tod, und wir führen nur die Befehle des Höllenherrschers aus.«
Das taten sie rücksichtslos.
Enrico erging es so wie seinem Bruder. Kurz bevor er starb, hatte er noch eine Vision.
In seinem Blickfeld öffnete sich eine Gasse. Eine blonde Gestalt erschien, elegant und auch überheblich sowie wissend grinsend. Harry, der Keeper!
»Ihr wart schlecht«, hörte er ihn noch sagen. »Sehr schlecht sogar. Einfach zu schlecht. Deshalb werdet ihr auch sterben…«
Diese Worte nahm der Mafioso mit ins Jenseits…
Das Haus war uns nicht geheuer. Auch Bill betrachtete es voller Mißtrauen.
Als wir im düsteren Flur standen, rieselte es mir kalt den Rücken hinab.
»Hier stimmt was nicht«, sagte mein Freund.
»Klar.«
»Es ist zu ruhig…«
Er hätte auch über die Stille des Todes sprechen können, das wäre auf das gleiche hinausgelaufen. Ich wurde sehr oft mit dem Tod konfrontiert. Jedesmal war diese Stille vorhanden und auch das gewisse Gefühl, das einem entgegenschwingt, wenn man kurz vor der Konfrontation steht. Da spürt man, wie grausam er ist. Da läuft es einem kalt den Rücken runter, da zieht sich der Magen zusammen.
Ich holte meine Lampe hervor, weil es einfach zu dunkel war. Der helle Lichtstrahl fuhr über den schmutzigen Boden und glitt auch an die dunklen Flecken heran, die sich trotz des Schmutzes noch deutlich abzeichneten. Das war Blut.
Und es blieb nicht bei diesen Flecken. Sie vereinigten sich zu einer Spur, die auf eine Tür zuführte. Sie war auch unser Ziel. Ich ging als erster, Bill deckte mir den Rücken. Sein Blick glitt auch die Treppe hoch, denn auch dort konnte sich eine Gefahr zusammenbrauen. Da war nichts zu sehen.
An der Tür blieb ich stehen. Mit der Fußspitze kickte ich sie auf. Sie knirschte regelrecht in den Angeln, als sie vor unseren Augen nach innen schwang.
Auch dieses Zimmer war düster, so daß ich hineinleuchten mußte. Der Lampenstrahl brauchte nicht erst zu wandern, die beiden Leichen waren schon beim ersten Hinsehen deutlich zu erkennen. Zwei uns unbekannte Männer lagen auf dem Boden. Aber wir wußten genau, daß wir die Mörder der jungen Claudine Schnaubert vor uns hatten und damit auch die Bombenleger.
Auf Zehenspitzen betraten wir den Raum. Das Licht
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