Harrys Höllen-Cocktail
Seelen, damit seine Macht erhalten blieb. Harry wollte sie ihm besorgen.
Durch die Nase holte er Luft, verzog das Gesicht zu einer Grimasse und wischte den letzten Schaum ab. Er sah sein Gesicht im Spiegel, an dem Kondenswasser dicke Tropfen gebildet hatte, die in langen Spuren an der Fläche herabliefen.
Mit seinem Aussehen war er nicht zufrieden. In den Augen glaubte er die innere Anspannung lesen zu können, die ihn überfallen hatte. Oder war es Furcht?
Er liebte den Teufel und hatte gleichzeitig Angst vor ihm. Eine Art Haßliebe, wie sie nur zwischen einem Menschen und einem Dämon Zustandekommen konnte.
Sicherlich wußte der Satan schon über seine Mißerfolge Bescheid. Mit ihm hatte er sich noch nicht in Verbindung gesetzt. Der Keeper bückte sich, drehte den Kran auf und ließ warmes Wasser in seine Hände laufen und wusch sich das Gesicht.
Er trocknete sich ab, ließ das Handtuch sinken, schaute wieder in den Spiegel - und erschrak. Ein Gesicht stand auf der Fläche. Das des Teufels! Kam jetzt die Abrechnung?
Harry ließ seine Arme sinken. Das Handtuch rutschte ab und landete vor seinen Füßen. Obwohl er sich vor nicht einer Minute noch erfrischt hatte, schwitzte er plötzlich.
Satan grinste ihn an.
Unsagbar häßlich und widerlich. Mit Augen, in denen die Flammen des Höllenfeuers zuckten und sich auch manchmal drehten, so daß sie zu regelrechten Flammenrädern wurden.
Harry, sonst nicht auf den Mund gefallen, spürte den Klumpen in seiner Kehle. Er war nicht in der Lage, auch nur ein Wort hervorzubringen, deshalb wartete er, bis ihn der Teufel ansprach. Der tat es auch.
Seine Worte drangen wie das Zischen eines überhitzten Kessels aus der Spiegelfläche, so daß der Keeper Mühe hatte, sie überhaupt zu verstehen. Er mußte schon sehrgenau hinhören, damit erdie Vorwürfe auch vernahm.
»Du hast schon wieder versagt. Du wolltest meine Feinde umbringen lassen, aber sie waren wieder schlauer als die Leute, die du angeheuert hast.«
»Dafür haben sie bezahlen müssen«, rechtfertigte sich der Keeper.
»Es interessiert mich nicht. Sinclair und sein Freund leben noch. Sie bilden eine große Gefahr, denn er besitzt das Kreuz. Wenn er mit einem von unseren Freunden zusammenkommt, explodiert dieser. Da gibt es keine Rettung. Aus diesem Grunde solltest du alles daransetzen, um ihn zu töten. Ich kann weiterhin existieren und suche mir unter den Menschen neue Diener aus. Bei dir ist es etwas anderes. Deine Existenz steht auf dem Spiel. Bisher hast du dich gut gefühlt, aber es gibt Situationen, aus denen man nicht mehr herauskommt.«
»Was soll ich noch tun?« Harrys Stimme klang verzweifelt. »Ich… ich muß heute abend die Bar öffnen.«
»Das sollst du auch.«
»Wissen Sinclair und der andere, wer ich bin?«
»Bestimmt ahnen sie es.«
»Dann werden sie auch kommen.« Asmodis grinste noch breiter.
»Damit mußt du rechnen.«
»Hast du einen Ratschlag für mich?«
»Ja, den hätte ich schon.« Der Teufel ließ sich Zeit mit seiner weiteren Antwort, weil er zusehen wollte, wie sich der Mann quälte.
Harry verlegte sich aufs Flehen. »Bitte!« flüsterte er, »bitte, ich möchte dich bitten, mir einen Ratschlag zu geben.«
»Es wird der letzte sein.«
Der Keeper nickte. »Das verstehe ich.«
»Gut, hör mir genau zu. Wenn die beiden kommen, wirst du dich völlig normal benehmen. Sie werden sich zu dir an die Barstellen und mit dir reden wollen. Gehe ruhig auf das Gespräch ein, aber mache folgendes…«
Asmodis redete mit haßerfüllter Stimme.
Harry hörte zu. Er war völlig hin und weg. »Aber das ist ja Wahnsinn!« hauchte er. »Sagenhaft, wunderbar… vorausgesetzt, es klappt alles.«
»Das«, sagte der Teufel mit knarrender Stimme, »liegt nicht mehr an mir. Du mußt dafür Sorge tragen. Solltest du diesmal auch versagen, hole ich dich zu mir…«
»Nein, Asmodis, nein! Ich werde nicht versagen. Ich setze alles ein, die beiden kommen um. Sie müssen einfach sterben!« Er wollte noch etwas hinzufügen, verschluckte seine Worte aber, weil er sah, daß ihn doch niemand mehr gehört hätte.
Der Spiegel war leer.
***
Wir waren bereit!
Germaine Gradie hatte es sich nicht nehmen lassen. Sie wollte unbedingt mit, wir konnten nichts dagegen tun und waren in ihr Hotel gefahren, wo wir uns auch umziehen konnten.
Ich trug eine locker fallende Jacke ohne Futter und eine hellgraue Hose. Das Hemd war schon älter, im Gegensatz zu Bills Klamotten, die alle sehr schick und up to date waren.
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