Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hart

Hart

Titel: Hart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Masters
Vom Netzwerk:
Weg zur Sonnenbank und dachte, ich ruf dich mal an. Ich hoffe, es geht dir gut und du hast einen schönen Tag. Bye.»
    Du hast zu tun oder bist weg oder so.
    Ich stellte mir Michael hinter dem Steuer seines Geländewagensvor. Ich sah vor mir, wie seine Tätowierung sich von seinem tiefbraunen Arm abhob und wie er beim Fahren immer die Augen hinter seiner Sonnenbrille verbarg. Ich versuchte ihn mir auf der Sonnenbank vorzustellen, den ganzen Körper in Licht gebadet.
    Ob er jemals so an mich dachte wie ich an ihn?
    Tom kam aus dem Schlafzimmer und sah mich an. Sein Körper war nackt und muskelbepackt. Ich streckte die Hand nach ihm aus, und er griff nach dem Telefon. Mein Kopf ruhte perfekt an seinem glatten Bauch.
    «Ich habe dich angelogen», gab ich zu.
    «Ich weiß.»
    «Manchmal tut es immer noch so schrecklich weh», sagte ich. «Und dann werde ich furchtbar wütend. Ich wünschte, er wüsste, wie schlimm es sich anfühlt, wenn einem jemand so wehtut wie er mir.»
    «Das meinst du nicht wirklich so, Kelley.»
    Ich trocknete meine Tränen an seiner Haut. «Doch, ich glaube schon.»
    Tom legte mir den Finger unters Kinn und hob meinen Kopf an. «Ich hole etwas zum Mittagessen, damit keiner von uns zu kochen braucht», sagte er. «Ruf ihn doch an, während ich weg bin.»
    «Nein   …»
    «Doch. Ich vertraue dir, Kelley. Ich weiß, dass du noch was zu erledigen hast.»
    Tom ging durch den Flur davon. Ich sah seinem Arsch nach, und obwohl ich es nicht wollte, fing ich an, ihn körperlich mit Michael zu vergleichen. Ich erwischte mich bei dem Gedanken, welcher der beiden den knackigeren Arsch hatte, und schalt mich dafür. Ich hörte, wie Tom sich anzog, und als er herauskam, trug er dieselben Kleider wie am Vortag und hatte außerdem ein selbstbewusstes Lächeln aufgesetzt. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn.
    «Ich hole mir frische Sachen und komme dann wieder. Heute Abend gehen wir zum Essen aus. Meinst du, du bist dem gewachsen?»
    «Ja.»
    «Ruf ihn an, Kelley. Und dann vergessen wir ihn für eine Weile. Okay?»
    Kurz darauf war Tom weg, und die Tür ging leise hinter ihm zu.
    Ich starrte das Telefon an. Ich könnte Michael tatsächlich anrufen. Ich könnte ihm sagen, dass wir uns unterhalten müssten, und dann könnte ich ihn mit dem konfrontieren, was ich in den letzten Tagen getan hatte. Ich könnte ihm sagen, dass sein Wunsch in Erfüllung gegangen war, dass er sich meiner entledigt hatte und dass ich jetzt dasselbe mit ihm gemacht hatte.
    Aber das war nicht die Wahrheit. Ich war nicht frei von ihm. Wäre ich es gewesen, hätte ich den Anruf nicht so hinausgezögert. Was mich neben der Tatsache, dass ich noch nicht ganz über ihn hinweg war, vor allem zurückhielt, war die Angst vor dem, was er sagen würde. Angst vor Zorn oder auch Trauer seinerseits hatte ich nicht. Was mir wirklich zu schaffen machte, war die Angst, dass es ihm vielleicht einfach völlig egal wäre. Mit jeder Reaktion käme ich zurecht, aber nicht mit Gleichgültigkeit. Wenn es ihm egal war, dass ich nun endgültig mit ihm abschloss, hinterließe das eine Wunde in meinem Herzen, die vielleicht niemals heilen würde.
    Ich hatte Tom gesagt, dass ich Michael anrufen würde. Also wählte ich die Nummer, die ich so lange täglich gewählt hatte, dass ich sie auswendig wusste. Mein Herz hämmerte, bis der Anrufbeantworter ansprang und ich erleichtert aufseufzte. Meine Nachricht war knapp, aber freundlich, und ich bat ihn nicht um einen Rückruf. Ich wünschte ihm einfach nur einen guten Tag und legte auf.
    Michael würde mich wahrscheinlich nicht zurückrufen. Es war inzwischen typisch, dass er mich anrief, wenn er einen Moment Zeit hatte und dann bis spätabends kurz vor dem Einschlafen unerreichbar war. Ich hatte oft das Gefühl, dass er mir auswich, obgleich er Stein und Bein schwor, dass das nicht stimmte. Welche Ironie des Schicksals, dass jetzt ich diejenige war, die ihn mied.
    Ich zog mich langsam im Schlafzimmer um, zwischen meinen Sachen, die ich seit jeher kannte. Sie schienen sich unauffällig verändert zu haben, genau wie ich. Ich erinnerte mich, wie Michael sich auf diesem Bett bewegt hatte, und dann erinnerte ich mich an die Dinge, die Tom darauf mit mir angestellt hatte. Ich erinnerte mich, wie ich mich oft noch lange, nachdem Michael gegangen war, in die Bettdecken gehüllt und in seinem Geruch geschwelgt hatte, und jetzt tat ich genau dasselbe und legte mich in das zerwühlte Bett, das noch nach Sex roch. Ich atmete tief

Weitere Kostenlose Bücher