Harter Schnitt
Peachtree Road. Oder sie könnten es sich einfach machen und hier in Stellung gehen …« Er zeichnete ein längliches Rechteck neben Evelyns Haus. » Roz Levys Carport. Sie hat dort eine niedrige Mauer, hinter der sie sich mit einem Gewehr auf die Lauer legen könnten. Von Evelyns Badefenster aus sieht man direkt zu Mrs. Levys Haus. Einen kleinen Hang hoch. Von Mrs. Levy aus kann man direkt bis zur Küche durchsehen, ohne dass irgendjemand etwas bemerkt. Faith kommt zur Tür herein, und sie knallen sie ab.«
Amanda nahm den Stift und machte aus dem Fußende des T einen Kreis. » Little John ist eine Schleife. Das ganze Viertel führt auf sich selbst zurück.« Sie zeichnete weitere Bögen. » Das ist die Nottingham. Friar Truck. Robin Hood. Beverly. Lionel.« An den Endpunkten zeichnete sie große X. » Die Beverly stößt schließlich auf die Peachtree, da muss jedes Auto irgendwann durch, das andere Ende führt einen nur in die unendlichen Schleifen von Ansley Park. Bei der Lionel ist es dasselbe. Das sind Flaschenhälse. Die meisten Häuser an diesen Routen haben Bordstein-Parkplätze. Wir könnten an jedem Punkt zehn Autos stehen haben, und kein Mensch würde es bemerken.«
Will sagte: » Ich mache mir weniger Gedanken wegen der Fluchtrouten. Ich mache mir Gedanken, was passiert, wenn Faith allein in das Haus geht. Wenn sie die Gegend wirklich überwachen, merken sie sofort, wenn jemand kommt, der nicht hierhergehört. Sie hatten fast drei ganze Tage Zeit, um das Viertel auszuspionieren, wahrscheinlich mehr. Auch wenn die Jungs von der Spurensicherung kommen und gehen, zählen sie, wie viele reingehen und wie viele rauskommen.«
Amanda drehte das Blatt um. Sie zeichnete einen ungefähren Grundriss des Hauses und benannte dann die Räumlichkeiten. » Faith kommt durch die Küche herein. Hier ist die Diele, von der man ins Wohnzimmer geht. Hier auf der linken Seite ist das Bücherregal– meiner linken. Nimmt die ganze Wand ein. Das Sofa steht hier an der Wand. Der Ohrensessel ist hier rechts. Ein paar andere Sessel sind hier und hier. Hier die Stereoanlage. Glasschiebetür gegenüber der Diele.« Sie tippte mit dem Stift auf das Schlafzimmer. » Bestimmt halten sie Ev hier fest, bis Faith mit dem Geld kommt, dann bringen sie sie ins Wohnzimmer. Es ist der für den Austausch offensichtliche Bereich.«
» Hier ist nichts offensichtlich.« Will schnappte sich den Stift. » Wir können die vorderen Fenster nicht abdecken, weil wir nicht wissen, wer das Haus beobachtet. Wir können auch die Rückseite nicht abdecken, weil der Hinterhof für alle Nachbarn gut einsehbar ist und man jede Bewegung durch jedes Fenster sehen kann. Wir wissen noch immer nicht, wie viele von den Jungs noch übrig sind. Es könnte nur einer sein, es könnten hundert sein.« Er warf den Stift auf die Theke. Dann sagte er mit fester Stimme: » Das gefällt mir nicht, Faith. Sie können da nicht reingehen. Nicht zu deren Bedingungen. Wir müssen einen anderen Weg finden. Wir schlagen einen anderen Treffpunkt vor, den wir vorab sichern, damit wir für Ihre Sicherheit garantieren können.«
Amanda klang verärgert. » Seien Sie doch nicht so fatalistisch, Will. Wir haben noch sechs Stunden. Wir kennen alle den Grundriss des Hauses, das ist sowohl deren wie unser Vorteil. Ich kenne jeden Anwohner in diesem Viertel. Es ist eine Wohnstraße. Wir haben Jogger, Lieferanten, Transporter vom Kabelfernsehen, Postboten und nachmittägliche Spaziergänger. All diese Personengruppen können wir als Tarnung benutzen. In den nächsten paar Stunden kann ich tröpfchenweise vier Teams reinbringen, und niemand wird etwas merken. Wir sind doch keine Hinterwäldler-Truppe. Wir wissen, wie man so was anstellt.«
» Ich mache es«, bot Will an, und Sara spürte plötzlich ihr Herz in der Kehle.
» Sie dürften kaum für Faith durchgehen.«
» Wir schicken ihnen eine E-Mail, um sie wissen zu lassen, dass ich zum Austausch kommen werde. Roger Ling weiß, wie ich aussehe. Auch wenn er mit dieser Sache nichts zu tun hat, genießt er offensichtlich die Show. Er weiß, wer diese Jungs sind, und kann ihnen sagen, dass sie mir trauen sollen.«
Mit großer Erleichterung sah Sara, dass Amanda den Kopf schüttelte.
Er blieb beharrlich. » So ist es sicherer. Sicherer für Faith.«
Wie üblich nahm Amanda kein Blatt vor den Mund. » Das ist so ziemlich das Dümmste, was ich je von Ihnen gehört habe. Überlegen Sie mal, was wir in den letzten Tagen gesehen haben. Das
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