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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Faith war unfähig, einen vollständigen Satz zu bilden.
    » Mann, reg dich ab.« Jeremy schob sich an seinem Onkel vorbei und nahm Emma aus Faith’ Armen. » Alles okay, Mom?«
    » Mir geht’s gut«, erwiderte sie, doch ihre Aufmerksamkeit war auf Zeke gerichtet. » Bist du aus Deutschland gekommen?«
    Jeremy antwortete an seiner Stelle: » Er wohnt jetzt in Florida.« Er zog Faith ins Haus. » Hast du was gegessen? Ich kann dir was machen.«
    » Ja– ich meine, nein. Mir geht’s gut.« Kurz hörte sie auf, sich Gedanken über Zeke zu machen, und konzentrierte sich auf ihren Sohn. » Bist du okay?«
    Er nickte, aber sie merkte, dass er den Tapferen nur spielte.
    Faith versuchte, ihn an sich zu ziehen, aber er rührte sich nicht, wahrscheinlich weil Zeke sie genau beobachtete. Sie sagte zu Jeremy: » Ich will, dass du heute Nacht hierbleibst.«
    Er zuckte die Achseln. Keine große Sache. » Klar.«
    » Wir holen sie zurück, Jaybird. Das verspreche ich dir.«
    Jeremy wiegte Emma in seinen Armen und schaute auf sie hinunter. » Jaybird« war Evelyns Spitzname für ihn gewesen, bis eines Tages alle seine Mitschüler diesen Namen gehört und Jeremy verspottet hatten, bis ihm die Tränen kamen. Er sagte: » Tante Mandy hat mir dasselbe gesagt, als sie anrief. Dass sie Grammy zurückbringen wird.«
    » Na, du weißt doch, dass Tante Mandy nicht lügt.«
    Er versuchte, einen Witz daraus zu machen. » Diese Kerle möchte ich nicht sein, wenn sie sie schnappt.«
    Faith legte Jeremy die Hand an die Wange. Seine Haut war stoppelig, und daran würde sie sich nie gewöhnen. Ihr kleiner Junge war größer als sie, aber sie wusste, dass er nicht so stark war. » Grandma ist zäh. Du weißt, dass sie eine Kämpferin ist. Und du weißt, dass sie alles tun würde, was nötig ist, um zu dir zurückzukommen. Zu uns.«
    Zeke machte ein Geräusch des Abscheus, und Faith warf ihm über Jeremys Schulter hinweg einen bösen Blick zu. Er sagte: » Victor will, dass du ihn anrufst. Du erinnerst dich doch noch an Victor, oder?«
    Victor Martinez war der letzte Mensch auf Erden, mit dem sie jetzt reden wollte. Zu Jeremy sagte sie: » Leg Emma für mich hin, okay? Und mach ein paar von diesen Lichtern aus. Georgia Power muss nicht unbedingt mein ganzes Gehalt bekommen.«
    » Du klingst wie Grandpa.«
    » Geh.«
    Jeremy schaute sich nach Zeke um, er wollte nicht gehen. Er hatte schon immer den Instinkt gehabt, Faith zu beschützen.
    » Jetzt gleich«, sagte sie und schob ihn sanft zur Treppe.
    Zeke hatte wenigstens den Anstand zu warten, bis Jeremy außer Hörweite war. Er verschränkte die Arme vor der Brust und richtete sich noch mehr auf. » In was für ein verdammtes Schlamassel hast du Mom denn gebracht?«
    » Ich freue mich auch, dich zu sehen.« Sie schob sich an ihm vorbei und ging den Gang entlang zur Küche. Sie hatte seit zwei Uhr so gut wie nichts mehr gegessen, und sie spürte diese vertrauten pochenden Kopfschmerzen und die leichte Übelkeit, die ankündigten, dass etwas nicht stimmte.
    » Wenn Mom irgendwas passiert…«
    » Was dann, Zeke?« Faith wirbelte zu ihm herum. Er hatte andere schon immer gern eingeschüchtert, und wie bei allen Männern seiner Art konnte man ihn nur stoppen, wenn man sich ihm entgegenstellte. » Was wirst du dann mit mir tun? Meine Puppen wegwerfen? Mir eine Brennnessel verpassen?«
    » Ich habe nicht…«
    » Ich musste mich die letzten sechs Stunden von Arschlöchern grillen lassen, die glauben, ich hätte meine Mutter entführen lassen und wäre dann in einen Blutrausch geraten. Von meinem Bruder brauche ich diese Scheiße nicht.«
    Sie machte kehrt und ging auf die Küche zu. An ihrem Tisch saß ein junger Mann mit rötlich blonden Haaren. Er hatte das Sakko ausgezogen. Eine Smith and Wesson M&P ragte aus seinem Schulterhalfter wie eine schwarze Zunge. Die Gurte spannten sich straff um seine Brust, sodass sein Hemd sich aufbauschte. Er blätterte in dem Lands’-End-Katalog, der gestern mit der Post gekommen war, und tat so, als hätte er Faith nicht aus Leibeskräften schreien hören. Als sie hereinkam, stand er auf. » Agent Mitchell, ich bin Derrick Connor von der APD -Verhandlungseinheit bei Geiselnahmen.«
    » Vielen Dank, dass Sie hier sind.« Sie hoffte, dass sie aufrichtig klang. » Ich nehme an, es hat noch keine Anrufe gegeben?«
    » Nein, Ma’am.«
    » Irgendwelche neuen Entwicklungen?«
    » Nein, Ma’am, aber Sie werden die Erste sein, die davon erfährt.«
    Faith bezweifelte das

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