Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
16-jährige Sohn einer »ganz normalen« Familie, der für die Familie zur Bedrohung wird und dessen Mutter mir in ihrer ohnmächtigen Ratlosigkeit mailt:
»Unser 16-jähriger Sohn hat ein gravierendes Cannabisproblem. Seit wir davon wissen, haben wir so ziemlich alles falsch gemacht, was man als Eltern falsch machen kann. Unser Sohn missachtet sämtliche Auflagen, sowohl in unserer Familie wie die seiner Schule. Kürzlich habe ich, um eine neue Grenze zu setzen, einen Bong, den ich in seinem Rucksack gefunden habe, entsorgt. Ich hätte nie geglaubt, dass unser Sohn so aggressiv reagieren könnte. Er hat mein Handy an sich genommen und fordert von mir, dass ich ihm seinen Bong wiedergebe, sonst würde er mein Handy zerstören. Ich denke, dass es falsch wäre, auf diesen Deal einzugehen. Im Moment fühlen wir uns völlig machtlos, wir haben kaum noch ein Mittel, uns gegen unsren Sohn durchzusetzen. Er droht uns ganz offen damit, wir würden schon sehen, was wir davon hätten, wenn wir weiter versuchen würden, gegen ihn vorzugehen.«
Ein anderer, 15-jähriger Kiffer, der seine Impulse nicht mehr zu zügeln wusste, stürzte sich während einer familientherapeutischen Sitzung ohne jede Vorwarnung auf seinen Vater und schlug ihn so heftig an den Kopf, dass dessen Brille in hohem Bogen durch den Raum flog. Der Vater hätte sich nicht zu wehren gewusst. Er war für seinen Sohn wie Watte, ohne Widerpart und Halt, aber beschämend entwertend auf der verbalen Ebene. Wäre ich nicht augenblicklich dazwischengegangen, weil ich mir absolut sicher war, dass der Junge gegen mich nicht vorgehen würde, wäre die Situation eskaliert.
Wiederum ist es ein 18-jähriger demotivierter Kiffer, der sich jegliche Einmischung seiner Mutter in seine Angelegenheiten verbitten möchte, zugleich aber alle Annehmlichkeiten seines Zuhauses in Anspruch nimmt, der seine Mutter in Anwesenheit seiner Kifferkumpane aus seinem Zimmer schiebt und sie anfährt: »Mach bloß, dass du hier rauskommst, sonst mache ich dich platt.« Verschieben sich derart die Machtzentren in einer Familie, haben die Söhne zwar vordergründig das Sagen, glücklich werden sie damit jedoch nicht. Vielfach leiden sie in solchen Fällen nicht bloß unter ihrer hinter vorgehaltener Hand eingestandenen Cannabisabhängigkeit, sondern auch unter gut verborgenen quälenden Scham- und Schuldgefühlen, welche sie sich erneut wegzukiffen trachten.
Noch eine Spur dramatischer und bedrohlicher wird die Lage für die Angehörigen von aggressiv überschießenden Cannabiskonsumenten, wenn in »doppelter Betroffenheit« das Drogenproblem zusätzlich in eine psychotische Erkrankung mündet. So suchte mich vor einiger Zeit die knapp 40-jährige Schwester eines intensiv kiffenden Bruders auf, der infolge seines Cannabisgebrauchs eine Psychose mit starker Negativsymptomatik ausbildete. Mehrmals war er in der Vergangenheit bereits gegen seine Eltern sowie die beiden Schwestern tätlich geworden, wenn sie ihm in seiner grenzenlosen Anspruchshaltung auf Versorgung nicht seinen Willen lassen wollten. Zweimal bereits wurde er stationär psychiatrisch behandelt und medikamentös eingestellt. Beide Male wurde er nach Abschluss der Behandlung kurzfristig rückfällig, war in seiner Aggression und Gewaltbereitschaft weder einzuschätzen noch zu kontrollieren. Beide Elternteile nahm das so mit, dass sie darüber selbst erkrankten. Als seine Schwester bei mir um Rat nachsuchte, war er zum dritten Mal in einer Klinik. Alle Familienmitglieder zitterten dem Tag entgegen, an dem er entlassen würde. Jeder fragte sich, vor wessen Tür er dann wohl auftauchen, sich nicht abweisen und sich nötigenfalls gewaltsam Einlass verschaffen würde. Zum eigenen Schutz und zu dem ihrer kranken Eltern erhoffte sich die Schwester einen Rat bezüglich dauerhafter Zwangsunterbringung.
Der verweigerte Segen,
oder: Dir werd ich’s zeigen …
Eines der traurigsten Kapitel in den Beziehungen zwischen Eltern und Kindern ist die Tatsache, dass so viele Heranwachsende den elterlichen Segen für ihr menschliches Wesen sowie ihre Zukunft im Leben nicht erhalten. Besonders tragisch wird es, wenn der Segen des gleichgeschlechtlichen Elternteils als Bestätigung der eigenen geschlechtlichen wie sexuellen Identität ausbleibt. Unsere Kultur macht es Müttern und Vätern nicht eben leicht, ihren Kindern den elterlichen Segen zu erteilen. Es fehlen uns die vertrauten Rituale. Kulturen, in denen sich fest gefügte Initiationsriten
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