Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
Familiengespräche vorschlug sowie ihm einen Preis in Form einer zweckgebundenen Spende nannte, lehnte er ab. Er war innerlich nicht bereit, in das Wohlergehen seiner Familie, genauer: der Kinder, zu investieren. Ebenso wenig wollte er weitere Gespräche führen, die ihn in seiner Person einbegriffen hätten. Ich dagegen war nicht bereit, sein Spiel mitzuspielen und seinen Sohn als behandlungsbedürftigen, irregeleiteten jungen Mann abstempeln zu lassen.
In der Realität existieren ungezählte Wege, Kindern ihr Geburtsrecht auf Anerkennung und Bestätigung vorzuenthalten. Unsere Welt ist voller solcher Dramen. Gelegentlich finden sie jedoch einen im wahrsten Sinne des Wortes »versöhnlichen« Schluss.
Auf einer Präventionsveranstaltung für Eltern sprach mich ein etwa 50 Jahre alter Mann an, der mit seiner Familie einen Beratungstermin wahrzunehmen gedachte. Das Problem sei sein 16-jähriger, Haschisch und Marihuana rauchender Sohn. Im Eingangsgespräch wurde schnell ersichtlich, dass der Vater ursächlich in den Drogenkonsum seines Jungen verstrickt war.
Den Mann plagten seit geraumer Zeit quälende Schlafstörungen, die er wechselnd mit Schlaftabletten oder Alkohol zu lindern suchte. Beruflich war er haupt- wie nebenamtlich in so hohem Maße eingebunden, dass er nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf stand. Die Beziehung zu seinem Sohn finde kaum noch statt. Obendrein betrachte jener sein Zuhause nur noch als »Hotelfamilie«. Sei der Sohn anwesend, ziehe er sich bevorzugt in sein Zimmer zurück und rauche »Bong«. Als Vater könne er das nicht dulden. Es raube ihm die letzte Ruhe. Der Vater gestand, dass er seine Familie zugunsten seiner Karriere stark vernachlässigt habe. Er sei eben ungemein ehrgeizig und leistungsorientiert bis hin zur Arbeitssucht. Sein Sohn sei das krasse Gegenteil: »Er hängt den ganzen Tag nur rum, lässt sich ziel- und planlos treiben, lebt in den Tag hinein und unternimmt keinerlei Anstrengungen für die Schule.«
Der Vater wirkte gefühlsleer, wie ein von Rechnern gesteuerter Industrieroboter, der den Arbeitstakt hält. »Freie Zeit« oder »Müßiggang« schienen ihm Fremdwörter, weshalb ihn das »Rumgammeln« seines Sohnes bis aufs Blut reizte. Er hatte kein gutes Wort für ihn übrig. Mehrfach war er vor Zorn schon so außer sich geraten, dass er seinen Sohn demütigend aus dem Haus geworfen hatte. Der Vater litt dann zwar selbst darunter, beharrte indes auf seiner Sicht der Dinge. Die Mutter versuchte des Öfteren zu vermitteln, doch im Vater-Sohn-Drama spielte sie eine untergeordnete Statistenrolle.
Der Sohn erschien unter einer rauen Schale unglücklich und verletzlich, drehte aber jede Eskalationsspirale seines Vaters mit. Mehrfach schrie er ihn an: »Ich will nie so ein karrieregeiler, jämmerlicher Miesepeter werden wie du.« Die gegenseitigen Entwertungen zwischen Vater und Sohn waren vernichtend. Ersterer war blind auf Leistung fixiert und ebenso unfähig, die schönen Seiten des Lebens zu genießen, wie ungenießbar, wenn er seinen Sohn cholerisch herabwürdigte. Zugleich wirkte er streng »leibfeindlich«, wohingegen der Sohn seine Körperlichkeit sehr zu pflegen und zu trainieren schien. In Phasen, in denen der Vater sich »selbst nicht riechen« konnte, richtete er seinen Selbsthass wie als Verlängerung seiner eigenen Person gegen den männlichen Erben. Der Vater war regelrecht besessen von negativen Zukunftserwartungen für seinen Sohn: »Du hast doch nichts zu bieten. Schau dir doch bloß deine Noten in der Schule an. Du packst nicht mal die nächste Klasse, geschweige denn das Abitur. Aus dir kann ganz einfach nichts Erfolgreiches werden.« Der Sohn schrie zurück: »Ich werd dir schon noch zeigen, was aus mir wird.« Vorerst zeigte er seinem Vater allerdings nur, dass er all dessen Negativbilder über ihn als Sohn bestätigte. Das zeitweilige exzessive Kiffen trug maßgeblich dazu bei, den jungen Mann in seinen eigenen Aktivitäten zu lähmen.
Manchmal geht es in Veränderungsprozessen nicht »miteinander«, sondern besser »auseinander«. Die häusliche Situation zwischen den Streithähnen war derart verfahren, dass ich der Familie empfahl, ihr Sohn solle ausziehen. Im Alter von 17 Jahren richtete er sich ein eigenes kleines Appartement ein. Augenblicklich kiffte er bedeutend weniger. Als nächsten Schritt, die negativen Zukunftsbilder seines Vaters zu widerlegen, schaffte er durch beachtlichen Arbeitseinsatz das Klassenziel. Als paradoxe Reaktion auf die
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