Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
fröhlich sein und dabei benebelt sein« gleichsetzen, scheinen überdies bei der ins Auge gefassten Kundschaft ein sehr eingeschränktes Maß an innerer Genussfähigkeit vorauszusetzen. »Benebeltsein« ist das glatte Gegenteil von Genuss und natürlichem »Angeturntsein«. Im benebelten Zustand verringert sich die persönliche Erlebnisfähigkeit. Warum sollte sich ein genussfähiger Mensch beim »Feiern« und »Fröhlichsein« selbst herunterziehen, indem er sich »zumacht«? Das ist ein erlebnismäßiger Widerspruch in sich. Das eine schließt das andere aus. Auch wer beim »Ficken« benebelt ist, erlebt nur halbe Sachen. Nichts gegen den Ausdruck, wenn er zum persönlich vertrauten Vokabular gehört. Die Liebe an sich allerdings verträgt kein Benebeltsein. Nicht wenige Paare bezeugen ebenso unerfreuliche wie unbefriedigende Liebeserlebnisse im bekifften Zustand.
Die ebenfalls lange Zeit übliche Werbung für »Amok«-Bongs pries den Kunden zwar die außerordentliche Qualität der Rauchgeräte an, klammerte aber verständlicherweise jeden Hinweis darauf aus, welcher »Amok« sich bei deren allzu unbedachtem Einsatz innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen entwickeln kann. In jüngster Zeit liegt das Schwergewicht der Werbung für den Cannabiszubehörhandel weniger auf den Utensilien zum Gebrauch der Substanz, sondern auf der Vielfalt von Cannabissaatgut und ausgereiften Produkten für den Eigenanbau.
Für sich persönlich sind zahlreiche Kiffer schon weiter als manch seltsam anmutende Cannabiswerbung. Sie stehen zu ihren Problemen und setzen sich selbstkritisch damit auseinander, wie das folgende Beispiel einer 42-jährigen Frau bezeugt. Als Angestellte geht sie einer sie wenig fordernden Tätigkeit in der öffentlichen Verwaltung nach. Bis zum Alter von 30 Jahren, als sie zum ersten Mal schwanger wurde, hatte sie etwa 14 Jahre lang regelmäßig Haschisch geraucht. Mit der ersten Schwangerschaft stellte sie den Cannabiskonsum vollständig ein. Mit ihrem Mann und mittlerweile zwei Kindern lebt sie ihren familiären und beruflichen Alltag. Sie bekennt ebenso offen wie bedauernd, dass ihr gewohnheitsmäßiger Haschischkonsum ihre Persönlichkeitsentwicklung deutlich behindert hat. Sie leidet spürbar unter den Langzeitwirkungen ihres damaligen Verhaltens. Zwölf Jahre nach dem letzten Haschischgebrauch beklagt sie wörtlich:
»Ich bekomme den Arsch nicht mehr hoch, um mit Schwung und Begeisterung etwas Neues anzufangen. Ich weiß und spüre, dass ich mich in meiner Arbeit eindeutig unter Wert verkaufe, aber ich kann es nicht mehr ändern. Die Hauptlast in unserer Familie und mit den zwei Kindern trägt mein Mann, weil ich es nicht geregelt bekomme. Meine Kifferei hat mir weitaus mehr Nachteile als Gewinn eingebracht. Der Preis, den ich dafür heute immer noch bezahlen muss, ist einfach zu hoch. Aber ich kann die Zeit nicht zurückdrehen.«
Es mag sein, dass sich hinter dem blockierten Antrieb jener Verwaltungsangestellten eine latente Depression verbirgt. In keinem Fall jedoch stand ihr gewohnheitsmäßiger Cannabiskonsum im Dienst ihrer Lebenszufriedenheit. Nicht wenigen Altkiffern erging es ähnlich. Durch eine eigenmächtige psychoaktive Macht gebunden, sind sie im Leben weit hinter ihren eigentlichen Möglichkeiten zurückgeblieben. Da gibt es nichts zu beschönigen, und leider gelingt nach langen Jahren ohne nennenswerte Weiterentwicklung längst nicht immer ein Wiederanknüpfen an das eigene Entwicklungspotenzial.
Keinen Erfolg zog so meine Arbeit mit einem 47-jährigen Altkiffer nach sich, der mich nach der Lektüre der ersten Ausgabe meines Cannabisbuchs wegen eines Beratungstermins anrief. Innerlich getroffen von meinen Worten zur »blockierten Reifung«, war seine aufflackernde Absicht, spät zwar, aber nicht zu spät an seine brachliegenden Lebenspotenziale anzuknüpfen. Als er vor mir saß, erinnerte er schon von seinem äußeren Erscheinungsbild her an eine längst vergangene, 30 Jahre zurückliegende Zeit, der er nie entwachsen zu sein schien. Der Klient konsumierte seit 30 Jahren Haschisch und Marihuana, und seit 25 Jahren ging ihm die Kifferei zutiefst auf die Nerven. Sie bereitete ihm kaum nennenswerten Genuss, dominierte jedoch seine gesamte Lebensführung und den Ablauf jedes einzelnen Tages seit 30 langen Jahren. Phasenweise rauchte der Klient an einem einzigen Tag die unglaubliche Menge von 10 Gramm Haschisch weg. Aktuell lag sein Konsum bei durchschnittlich zwei Gramm pro Tag. Der
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