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Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Titel: Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: beltz Verlag
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Grenzen aus, sind aber gleichzeitig in der Lage, sinnhafte Regeln und Grenzen anzuerkennen und einzuhalten. Ihr Cannabisgebrauch dient ihnen zu keiner Zeit als Ausgleich für einen Mangel an tragenden sozialen Beziehungen oder als notdürftiger Versuch, Schwierigkeiten gleich welcher Art in ihrem Leben erträglicher zu gestalten. Ihre Probier- und Experimentiererfahrungen mit Cannabis machen sie zudem eher in einem Alter von 17 oder 18 Jahren und nicht darunter.
    Cannabis also ideologisch zu überhöhen und zu glauben, dass sein Gebrauch unter allen Umständen und in jedem beliebigen Alter positive Konsequenzen für seine Nutzer mit sich bringe, wäre ebenso interessengeleitet wie unrealistisch überzogen. Bei aller zulässigen Würdigung von Cannabis als jahrhundertealte psychoaktive Kulturdroge lässt die alltägliche Cannabisrealität keinen Raum für traumtänzerische Mythenbildung.

Hochsensibler Dreh-
und Angelpunkt:
Das Begehren nach Cannabis
in der Liebe
    Wer gelegentlich als Paar genüsslich Haschisch oder Gras raucht, danach das Bett aufsucht, um sich den körperlichen Freuden der Liebe hinzugeben, ja selbst, wer anlässlich sich ergebender Gelegenheiten unter Cannabiseinfluss flüchtigen Safer Sex praktiziert, mag weiterhin sein privates Vergnügen suchen und sich wenig davon angesprochen fühlen, mit welcher Vorhersagbarkeit dauerhafter Cannabiskonsum in längerfristigen Liebesbeziehungen entzweiend wirkt.
    Vorwiegend junge Leute zwischen 16 und 24 Jahren täten sich in weiser Voraussicht einen Gefallen, würden sie sich die nächsten Zeilen in Ruhe zu Gemüte führen. Eltern sowie Tätige in sozialen Arbeitsfeldern können die Hintergründe des Kapitels für präventive Zwecke nutzen. Ungezählte männliche Jugendliche in obiger Altersspanne konsumieren erhebliche Mengen von Cannabis. Wer gleichzeitig eine Liebesbeziehung zu einer jungen Frau unterhält, mit welcher er den Gebrauch der Substanz teilt, wer mit Cannabis »fremdgeht« oder gar der Meinung ist, er könne über längere Zeit hinweg eine Dreiecksbeziehung mit Freundin und Cannabis als »Mary-Jane-Lover« führen, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine für ihn überaus schmerzliche Erfahrung machen. Bewahrheitet sie sich, bleibt keine Spur des althergebrachten Mythos von Cannabis als »Bringer der Freude«. Ganz im Gegenteil wird Cannabis zum »Bringer von Tränen«.
    Bereits vor etlichen Jahren saß ein 18-jähriger junger Mann in der Beratung vor mir, der zusammen mit seiner damaligen Freundin sowie deren Mutter gekommen war. Die Mutter hatte sich an mich gewandt, weil ihre Tochter mit ihrem Freund ständig kiffte. Für ein Mädchen ihres Alters konsumierte sie große Mengen, aber längst nicht so viel wie ihr Freund. Der junge Mann war völlig von der Rolle, kaum in der Lage, ein einziges klares Wort hervorzubringen. Er wirkte antriebslos, depressiv, von der Welt abgeschottet, konnte die Augen zu keinem Blickkontakt heben. Nur zu seiner Freundin blickte er immer wieder, allerdings aus halb verschämt niedergeschlagenen Augen. Sprach ich ihn direkt an, reagierte er mundfaul verstockt. Hinter seiner drogierten Kifferidentität konnte ich dennoch einen jungen Mann mit deutlich liebenswerteren Zügen erahnen. Gegen Ende des Gesprächs, das in erster Linie die junge Frau mit ihrer Mutter bestritt, sagte ich ihm direkt und ohne Umschweife auf den Kopf zu:
    »Falls du weiter so stark kiffst, verwette ich meinen Kopf, dass du in spätestens einem halben Jahr nicht mehr mit deiner Freundin zusammen sein wirst. Sie hat dich zwar sichtlich sehr gern und hängt an dir. Trotzdem wird sie sich von dir trennen, wenn du nicht bald etwas veränderst, weil ihr dein Kiffen zu viel wird und ihr das als Beziehung zu dir nicht mehr reicht. Sie kifft zwar im Moment oft mit dir, aber sie wird bald etwas anderes wollen. Vielleicht sehen wir uns dann hier wieder und schauen gemeinsam, wie du bist, wenn du nicht ständig kiffst. Wenn du vorher noch mal mit deiner Freundin kommen möchtest, gebe ich euch gern einen Termin.«
    Der 18-Jährige schaute mir kurz aufgeschreckt in die Augen, dann zu seiner Freundin, die aber merklich verhalten auf meine Prognose reagierte. Ihr Blick besagte, dass sie die Trennung von ihrem Freund ebenfalls vorausahnte.
    Vier Monate später erfuhr ich von der Mutter, dass die junge Frau ihren Freund verlassen hatte. Sie wollte nicht mehr länger hinnehmen, dass das Zusammensein aus kaum mehr als Kiffen bestand. Dennoch war sie traurig über

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