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Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Titel: Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: beltz Verlag
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mit Cannabis, die ihn von Mal zu Mal wieder tiefer in den Gebrauch seiner Droge hineinzogen. Der Klient wandelte während seiner Kifferjahre ständig am Abgrund des lauernden Niemandslands. Nach einem wochenlangen heftigen »Abturn« kämpft er aktuell in seiner Entwöhnungsbehandlung um eine wirklich stabile Abstinenz. Er bezeichnet sich selbst als »in höchstem Maße suchtgefährdet« und hat realisiert, dass er auf den letzten Zug zum Ausstieg aufgesprungen ist. Seine Freunde ficht das nicht an, weshalb er ernüchtert beklagt:
    »Ich finde echt scheiße, wie mich meine sogenannten Freunde bedrängen zu kiffen, obwohl sie wissen, dass ich schon mal eine Psychose gehabt habe. Ich merke jetzt ganz klar, dass die alle nur blöde Scheiße labern, selbst die, von denen ich bisher dachte, sie hätten was im Kopf. Es bleibt mir wirklich nichts anderes übrig, als denen allen den Rücken zu kehren, wenn ich das endlich schaffen will, aufzuhören mit dem Kiffen. Ich glaube, die anderen haben sich aufgegeben.«
    Der junge Mann, der mir schreibt: »Ich habe 10 unendlich lange Stunden gedacht, ich sterbe«, singt auch kein Loblied mehr auf die Droge seiner Wahl.
    Weit weniger beeinträchtigend als Todesängste, eindeutige psychotische Zustandsbilder und gänzliche Realitätsverluste wird es erlebt, wenn die eigenen Gedanken während eines unangenehmen Rauschverlaufs plötzlich laufen lernen, sich verselbstständigen, in unablässiger Gedankenflut anrollen, sich zu Bergen von innerem Chaos auftürmen und die Gedankenknäuel ein undurchdringliches Gewirr ergeben. Ein solcher »Wettkampf der Gedanken« wird zwar nicht mehr als bereicherndes Gut des philosophierenden Kiffers erlebt, sondern als »Foltergeist« im eigenen Kopf. Mit dem Ende des Rauschzustands verfliegt der lästige Spuk aber glücklicherweise wieder von allein.
    Die Frage, ob jahrelanger regelmäßiger Cannabiskonsum bleibende organische Gehirnschäden nach sich ziehen kann, wurde lange Zeit verneint. Endgültig vom Tisch ist sie jedoch nicht, zumal sie sich durch Ergebnisse der neueren Hirnforschung als offener denn je erweist. Zweifelsfrei beeinträchtigt werden durch gewohnheitsmäßiges Kiffen allerlei Gedächtnisleistungen. Die Konzentrations- und Merkfähigkeit leiden, das schnelle Hin- und Herschalten zwischen parallelen Gedankensträngen gestaltet sich schwieriger, Lernvorgänge werden durch die aus dem Gleichgewicht geratenen Cannabinoidrezeptoren blockiert oder laufen deutlich langsamer ab. Die flüssige Lesefähigkeit und das Leseverstehen leiden. Ohne jeden Zweifel gibt es auch komplizierte Wechselwirkungen mit den Sprachzentren im Gehirn: dem Zentrum für die Wortfindung und Sprachproduktion (dem sogenannten Broca-Zentrum) und dem Zentrum für die Sprachempfindung bzw. für das Sprachverständnis (dem Wernicke-Zentrum). Nicht bloß im akuten Rauschzustand kann die Sprachbildung schleppend und verwaschen werden. Der gesamte Umgang mit dem Sprachempfinden kann sich derart wahrnehmbar verändern, dass sich ein Kiffer hinsichtlich dieses Veränderungsprozesses sogar selbst als »Sprachkrüppel« bezeichnet, wie es Amon Barth tut:
    »Meine Sprache hat sich durch das Kiffen stark verändert. Die Grenzen zwischen sich über andere lustig machen und selbst ein Sprachkrüppel zu sein sind fließend: ›Ey Digger, der Fuchs, den wir eben klargemacht haben, ist so krass, weißt du, ich hab noch nie so gechillt und davor so wenig gebarzt.‹«
    Unter Umständen wirkt der gesamte sprach- wie psychomotorische Habitus eines Vielkiffers verlangsamt. Über einen Kamm zu scheren sind solche Folgewirkungen eines intensiven Haschisch- oder Marihuanagebrauchs aber keineswegs. Die individuellen Unterschiede zwischen jahre- oder gar jahrzehntelangen Hardcorekiffern sind enorm. Während manche wie marionettenhafte geist- und seelenlose »Zombies« wirken, scheinen andere im Verhalten relativ unbeeinträchtigt. Altersweisheit bewirkt chronisches Kiffen jedoch niemals.

Die Gretchenfrage:
Wie abhängig
macht Cannabis?
    Macht Cannabis abhängig? Und falls ja, in welchem Maße? Weder mit einem klaren »Jein« noch mit den Windungen einer weitgehend akzeptierenden Drogenarbeit kann man sich um eine Antwort auf diese Fragen herummogeln. Die eindeutige Antwort kann nur lauten: »Ja, Haschisch und Marihuana machen dafür empfängliche Menschen abhängig.« Im Anschluss bedarf es allerdings ausführlicher Erläuterungen dieser Aussage, um ihre Tragweite angemessen einzuordnen.
    Seit

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