Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
gelangt, dass sie mit Haschisch und Marihuana ein ihren Alltag einschränkendes Problem haben. Sie mussten während der Phase ihres Drogenkonsums schmerzlich erfahren, dass es in ihrem Leben zunehmend zu Komplikationen kam, die ihnen spürbar zum Nachteil gereichten. Sie schätzen zutreffend ein, dass ihnen die Kontrolle über ihren Drogengebrauch entglitten ist und dass sie in ihrem Leben etwas verändern müssen, wenn ihr Weg sie nicht weiter nach unten führen soll. In der Erkenntnis dieser Notwendigkeit stimmt ihre Selbstwahrnehmung mit Fremdeinschätzungen von außen überein. Wir finden Menschen in jener Gruppe, die sich von Haschisch und Marihuana völlig abhängig fühlen und die sich zunächst nicht vorzustellen vermögen, ohne die Droge ihrer Wahl überhaupt weiterleben zu können. Bei solchen problembeladenen oder abhängigen Kiffern handelt es sich um Haschischgebraucher, die es nach Ansicht der Gewohnheitskiffer ohne Schwierigkeiten im Umgang mit dem Stoff eigentlich gar nicht geben dürfte. Es sind die Kiffer, die am ehesten aus eigenem Antrieb Beratung und Hilfe suchen, denn wer realisiert, dass sein Leben den Bach runtergeht, kommt irgendwann an den Punkt, wo er endlich wieder gegensteuern möchte. E-Mail-Anfragen wie diese sind daher keine Seltenheit:
»Ich bin 20 Jahre alt und kiffe mittlerweile schon 5 oder 6 Jahre. In der letzten Zeit habe ich aber gemerkt, dass mein Leben stark bergab läuft und auch so weiterlaufen wird, wenn ich nix änder …!
Gibt es bei uns die Möglichkeit, eine stationäre Behandlung gegen das Kiffen zu beginnen? Wenn ja, wo genau, und kostet mich das was?«
Alle Gewohnheitskiffer, gleichgültig ob mit Problemen oder ohne im Umgang mit Cannabis (und weiteren Drogen), heben sich von gemäßigteren Konsumentengruppen dadurch ab, dass ihr Leben weniger geradlinig verläuft. Sie verfügen über ein weniger stabiles »inneres Gerüst«, über ein spürbar niedrigeres Selbstbewusstsein sowie eine schwächer ausgeprägte allgemeine Lebenskompetenz. Sie sind eingeschränkt leistungsmotiviert und weichen vor den Herausforderungen des Lebens häufiger zurück. Sie sind seltener optimistisch und erwartungsfroh gestimmt und fühlen sich insgesamt in ihrer Haut weniger wohl. Deshalb unterscheiden sie sich in ihrer Anwendung von Haschisch und Marihuana von den anderen Konsumentengruppen in einem ebenso bedeutsamen wie entscheidenden Merkmal: Während »Genießer« und »Individualisten« das Rauschmittel ihrer Wahl bevorzugt zur weiteren Steigerung angenehmer Gefühlszustände einsetzen, ist das vorrangige Ziel der Gewohnheitskonsumenten eher, drohende negative Gefühle zu vermeiden, sie abzupuffern oder ihren unkontrollierten Durchbruch mithilfe der dämpfenden Wirkungen von Cannabis in Schach zu halten.
Gewohnheitskiffer und von Cannabis abhängige Konsumenten tragen ihre Kifferexistenz phasenweise regelrecht stolz zur Schau. »Kiffer« zu sein ist Ehrensache, wie Amon Barth in seinem Buch »Mein Leben als Kiffer« bestätigt: »Kiffen ist zu einem Teil meiner Identität geworden. Ich bin ein Kiffer.«
Die »militanten« Kiffer
Der »militante Kiffer« ist kein geschützter Begriff. Der Typus hat sich mir im Laufe der Jahre durch Erfahrungen mit einer doch ziemlich genau zu beschreibenden Gruppe von Cannabisverehrern geradezu aufgedrängt. Mit »militant« ist nicht gemeint, dass diese Art von Kiffern zu tätlicher Gewaltbereitschaft neigen würde. Das ist nicht das Problem. Das hervorstechendste Merkmal, durch welches sich die militanten Kiffer auszeichnen, ist ihre äußerste Unduldsamkeit gegenüber Andersdenkenden. Ihr daraus resultierendes Auftreten vermag durchaus den Charakter »psychischer Gewalt« anzunehmen. Die militanten Kiffer sind nicht unbedingt gleichzusetzen mit Gewohnheitskiffern, eher sogar selten. Ihr persönlicher Cannabisgebrauch bleibt bevorzugt besonderen Gelegenheiten vorbehalten. Ihre Militanz beweisen sie in der absolut entschlossenen Verfechtung ihrer gemeinsamen Cannabisideologie. Auf diesem Feld haben sie selbstgerecht die Weisheit für sich gepachtet. Sie allein wissen, wo es langzugehen hat. Menschen, die Einwände gegen den Gebrauch von Cannabis vortragen, werden von militanten Kiffern gewöhnlich nicht für voll genommen. Es gibt für sie »nichts Schlimmeres, als wenn Leute schlecht über etwas reden, das a) nicht schlecht ist und von dem sie b) keine Ahnung haben«, wie es mir zwei »Militante« in einem »Bekennerschreiben« formuliert
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