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Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Titel: Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: beltz Verlag
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machen würden. Die meisten von ihnen verspüren bloß keine innere Bereitschaft mehr, über die Hintergründe sowie den Sinn und den Zweck ihres Cannabiskonsums nachzudenken. Sie sind der »Alltäglichkeit« von Haschisch und Marihuana voll erlegen.
    Die regelmäßigen Gewohnheitskiffer bilden keine einheitliche Gruppe. Die Vielraucher gruppieren sich in wenigstens drei abgrenzbare Untergruppen: solche, die trotz ihres regelmäßigen Cannabisgebrauchs nie ein ihr Leben ernsthaft beeinträchtigendes Problem mit der Droge bekommen. Die mit Nachdruck vorgetragene Äußerung: »Täglich meinen Joint zu rauchen ist doch nichts Besonderes. Ich sehe darin überhaupt kein Problem für mich«, ist für sie stimmig. Sie kommen für die Zeitspanne, in der Cannabis in der Geschichte ihres Lebens von Bedeutung ist, mit dem Stoff klar. Auch von außen betrachtet, bietet sich kaum ein anderes Bild.
    Für eine zweite Gruppe von Gewohnheitskiffern gilt das nicht. Sie sind persönlich zwar felsenfest der Überzeugung, keinerlei Schwierigkeiten mit ihrem Rauschmittelkonsum zu haben. Bei unvoreingenommener Betrachtung von außen lassen sich allerdings leicht Probleme benennen. Selbst- und Fremdeinschätzung liegen bei ihnen weit auseinander.
    Ein häufig anzutreffendes Alltagsbeispiel ist der 16-jährige Schüler, der in jeder ersten großen Pause regelmäßig seinen Joint rauchen geht, aber beständig behauptet: »Wenn ich will, kann ich jederzeit aufhören.« In Erklärungsnot gerät er, wenn die anderen Schüler während der Regenpausen bei schlechtem Wetter nicht mit ihm in die heimlichen Raucherecken gehen. Selbst dann muss er in den Regen, um seinen gewohnten Joint zu ziehen. Wenn Klassenkameraden ihn zurückzuhalten versuchen, wird er verlegen und ungehalten: »Lasst mich in Ruhe. Ich muss jetzt raus einen Joint rauchen, sonst halte ich das nicht aus.« Ein auf solche Weise gewohnheitsmäßig Cannabis gebrauchender Schüler hat bereits zwei Probleme: Erstens fällt es ihm ungeheuer schwer, wenn er seiner Gewohnheit nicht nachgehen kann. Zweitens gebraucht er die vertraute Droge im funktionellen Lebensbereich »Schule«, in dem sie absolut nichts zu suchen hat. Er stellt damit unter Beweis, dass er das Mittel nicht situationsangemessen zu benutzen weiß.
    Typische Vertreter für diese Art von Gewohnheitskonsumenten, welche sich langfristig soziale Nachteile einhandeln, sind auch viele Altkiffer. Ein Paradebeispiel ist ein mir lange bekannter, stark in die Jahre gekommener Mathematiker, der seit Jahrzehnten täglich Haschisch raucht. Er bekommt zwar sein Familien- wie Berufsleben geregelt, wirkt aber physisch wie psychisch derart herabgestimmt, dass er wie der Prototyp eines Haschisch-»Zombies« wirkt. Aufgrund seiner Trägheit hat er zahlreiche Lebenschancen ungenutzt an sich vorbeiziehen lassen, da er nicht in der Lage war, sie entschlossen anzupacken. So führt er ein »mittelmäßiges Leben« weit unterhalb der Möglichkeiten, die ihm von seinem intellektuellen Niveau her offengestanden hätten. Einen für sein Leben schädlichen Cannabisgebrauch verneint er jedoch entschieden.
    Beiden bisher erwähnten »Spezies« von Gewohnheitskonsumenten ist eines gemeinsam: ihr zur Schau getragenes Staunen darüber, dass es Menschen geben soll, die mit Haschisch und Marihuana überhaupt nicht umzugehen in der Lage sind. Da sie ihrer festen Selbsteinschätzung gemäß keinerlei Probleme im Umgang mit den Stoffen haben, gehen sie automatisch davon aus, dass es anderen Menschen ebenso ergehen müsste. Dass Cannabis für regelmäßige Kiffer zu einer echten Bedrohung werden kann, liegt zunächst einmal außerhalb ihres eigenen Erfahrungshorizonts und dessen, was sie zuzugeben gewillt sind. Der Unterschied zu den »militanten Kiffern« besteht darin, dass sie sich trotz aller Zweifel noch eher gesprächsbereit zeigen. Sie verteidigen zwar ihren Standpunkt, lassen Menschen mit anderer Einschätzung aber wenigstens zu Wort kommen. Sie haben das Zuhören nicht gänzlich verlernt. Wird im Kontakt mit ihnen ihre Selbsteinschätzung von »Problemlosigkeit« erschüttert, willigen sie nicht selten ein, ihre Gewohnheiten ernsthaft zu überprüfen. Damit sind sie das Publikum erster Wahl für einen Kiffertest der etwas anderen Art, wie ich ihn weiter hinten im Buch vorstellen werde.
    Eine dritte Untergruppe von Gewohnheitskiffern zeigt sich an einem Punkt ihrer Karriere problembewusst. Sie sind durch kritische Selbsteinschätzung zu der Erkenntnis

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