Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Titel: Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: beltz Verlag
Vom Netzwerk:
täten sie es ebenso wenig wie mit einem seinerseits keine Rauschmittel gebrauchenden Partner. An ein Pendant indes, das zu Alkohol oder Drogen greift, passen sie sich an. Die Schwierigkeiten solcher Mädchen und Frauen liegen eindeutig auf tieferen, nicht stofflichen Ebenen. Es kann passieren, dass sie über lange Zeit hinweg keinen wirklich gestaltenden Einfluss auf die Beziehung und damit auf ihr Leben nehmen, wie es eine 34 Jahre alte Angestellte für mich aufschrieb:
    »Die Beziehung zu meinem Partner hat über die Kifferei angefangen. Kiffen hatte für ihn immer Priorität. Er hat sich auch damit von mir distanziert. Anfangs habe ich mit ihm zusammen gekifft, um so etwas wie Gemeinsamkeit herzustellen, später, um mich meinerseits abzugrenzen. Ich habe dann auch oft gekifft, um Auseinandersetzungen zu vermeiden. Beide haben wir mit dem Kiffen viel entschuldigt. Umgekehrt hat es uns das Kiffen erleichtert, den anderen zu idealisieren. Indem wir uns auf die Sucht konzentriert haben, mussten wir uns beide nicht um das eigentliche Problem kümmern. Wir konnten uns die Illusion der Beziehung aufrechterhalten, wie sie einmal sein sollte – später.«
    Längere Zeit lebten die beiden ihre Beziehung nebeneinanderher, umeinander herum, aneinander vorbei, nur niemals wirklich miteinander. Erst nach Abschluss ihrer Berufsausbildung ging die Frau den ersten Schritt der Trennung von ihrem Partner, indem sie ihn nicht mehr sah. Aber »über die Trennung hinaus hielt ich mit der Kifferei an der Beziehung fest«.
    Das Festhalten kostete sie ein weiteres halbes Jahr, bis sie zu mir in Therapie kam. Frühzeitig zu Beginn unserer gemeinsamen Arbeit vollzog sie den zweiten trennenden Schritt: Sie stellte von einem Tag auf den nächsten ihren täglichen Marihuanagebrauch ein. Symbolisch trennte sie sich damit und diesmal vollständig von ihrem Partner. Mit der Verzögerung des halben Jahres konnte sie danach das gesamte Ausmaß ihrer Trauer über »das Verlorene« zulassen, spüren und verarbeiten. An der Auflösung und Veränderung der tieferen Ursachen, welche an ihrer inneren Anpassungsbereitschaft bis hin zur Selbstaufgabe beteiligt sind, arbeitete sie noch eine geraume Zeit weiter.
    In Einzelfällen läuft »das Spiel« umgekehrt. Selbst stark oder gewohnheitsmäßig Cannabis gebrauchende junge Männer geben plötzlich und ohne weitere Schwierigkeiten ihren Drogengebrauch auf, wenn sie sich neu verlieben. Deren Motiv ist allerdings nicht die Anpassung an eine neue Partnerin. Vielmehr ist die »Macht der neuen Liebe« ein mehr als vollwertiger Ersatz, der den Gebrauch von Cannabis gänzlich überflüssig macht. Liebe ist »schließlich die beste aller Drogen«.
Ich kiffe, also bin ich wer …
    In Abwandlung eines der berühmtesten erkenntnistheoretischen Sätze in der Geschichte der Philosophie, in welchem der französische Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler René Descartes (1596–1650) durch die Schlussfolgerung »Ich denke, also bin ich« den menschlichen Existenzbeweis führte, verfahren viele heutige Cannabisgebraucher nach dem Motto: »Ich kiffe, also bin ich wer …!«
    Bloß, wer oder was sind sie, wenn sie kiffen? »Haschisch macht mich viel selbstbewusster«, oder: »Mit Cannabis fühle ich mehr Leben in mir«, sind so oder ähnlich öfter geäußerte Feststellungen. In der Tat vermögen die Wirkungen von Haschisch eine innere Leere zu füllen oder zu einer illusionären Steigerung eines zerbrechlichen Selbstwertgefühls beizutragen. Solche Wirkungen des Mittels sind beinahe alltäglich.
    Mehr Exklusivität nehmen diejenigen Cannabiskonsumenten für sich in Anspruch, die sich mit solch »billiger« Alltäglichkeit nicht zufriedengeben wollen. Sie fühlen sich berufen, Größeres zu leisten, und verkünden »frohe Botschaften«. Unter dem Einfluss von Cannabis wird das Gehirn so manches Konsumenten zu einer regelrechten »Denkfabrik«. Mit deren Erkenntnissen möchte er ohne Unterlass ehrerbietigen Verehrern ebenso wie von seinen Gedankengängen entnervten Mitmenschen den Lauf der Welt und des Universums erklären oder doch zumindest die Vorzüge des Mittels seiner geistigen Labsal preisen.
    Ein mit seinen Gedanken derart freizügig umgehender Student der Rechtswissenschaft ließ andere deutlich spüren, dass er sich für »etwas Besseres« hielt. Für ihn war sein »gepflegter Umgang mit Haschisch« wie »eine Einweihung in eine anderen Menschen nicht offen stehende Welt«. Als der junge Mann eines

Weitere Kostenlose Bücher