Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
grausamer Schock für mich. Dieser angekündigte Verlust durch Krebs machte mir panische Angst. Bisher hatte mir jeder in der Familie die Krankheit verschwiegen. Nun logen wir die Mutter über Monate an und ließen sie alleine. Kurz bevor sie starb, bat sie mich: ›Sorge für den Vater, wenn ich tot bin.‹ Dieses Versprechen konnte ich ihr nicht geben. Ich habe ihr gesagt, dass es für mich unmöglich sei«.
Die Mutter wollte von ihrer Tochter ein unmögliches Versprechen. Sie gab ihr damit eine Hypothek auf deren zukünftiges Leben mit, denn seither fühlte sich die Tochter in Schuld gebunden. Nach dem Tod der Mutter lebte sie mit ihrem Partner, der zwischen ihr und seiner Clique hin- und herpendelte.
»Ich glaubte immer, dass die Liebe die Rettung sei bei einer Sucht. Eigentlich war ich so unwissend und hatte keine Ahnung, was Sucht bedeutet. Ich glaubte, es sei ein Suchen nach Geborgenheit, Suchen nach einem verlorenen Glück, ein Suchen nach einer unbekümmerten Kindheitserinnerung. Aber Sucht war: heftige Streitereien, Unfälle, Schlägereien, Selbstmordversuche, neue Arbeitsplätze. Sucht war Angst, Depressionen, Aggressionen, Vorwürfe, Schuldgefühle, Verzweiflung. Zu Alkohol und Haschisch kamen noch andere neue Drogen hinzu. Oft fühlte ich mich alleingelassen, EINSAM …! Ich glaube, aus diesem Gefühl heraus verstrickte ich mich immer tiefer in eine symbiotische Beziehung zu meinem Partner. Ich konnte mich nicht lösen. Immer wieder versuchte ich, ihn zu ermutigen, zu unterstützen, zu verstehen. Jahrelang glaubte ich, schuld an seinem krankhaften Suchtverhalten zu sein. Ich empfand die Krankheit als ein emotionales Chaos auf der ganzen Ebene, mir war es, als würde ich eine Karussellfahrt mit dem Teufel ›Sucht‹ machen. Ein zwanghafter, sich immer wiederholender Schmerz. Irgendwann in diesen Jahren brach mein Partner total zusammen und war endlich bereit, einen körperlichen Entzug und eine Therapie zu machen. Beide waren wir befreit und glücklich.«
Nach der Therapie war ihr Partner gestärkt mit Selbstvertrauen. Es folgte eine Zeit jahrelanger Abstinenz von Drogen und Alkohol, während derer er Erfolgserlebnisse in der Arbeit verbuchte und seinen Humor wiederfand. Das Paar pflegte regelmäßig soziale Kontakte. Der Mann »fand Freude am Motorradfahren, am Schachbrett, an der Musik«. Leider folgte dann »eine Phase, wo es für meinen Partner von Bedeutung war, zu testen, ob er ein normales Verhalten zum Alkoholtrinken haben könnte. In verträglichen Maßen nahm er nun Alkohol zu sich. Anfangs klappte es wunderbar«.
Während der stabilen Jahre heiratete das Paar. Die aktuelle Lebenssituation bereitet beiden jedoch große Sorge. Seit mehreren Jahren arbeitet der Mann in einer gesicherten Position in der öffentlichen Verwaltung. Die Institution verschafft ihm viel inneren Halt. Doch »das, was bleibt, ist dieses mulmige Gefühl im Bauch«. Im Hinblick auf seine familiäre Geschichte spricht der Mann »vom ›Geisterschiff‹, welches sich sporadisch in seine Gefühlswelt drängt. Er hat die Familie immer noch nicht losgelassen, obwohl er immer seltener von ihnen redet. Er verdrängt und steckt vieles weg«. Die Frau nimmt für sich in Anspruch, sich das notwendige Maß an Loslösung von ihrer Familie erarbeitet zu haben. Sie hat eine berufliche Pause eingelegt, lebt vom Geld ihres Mannes. Mit berechtigtem Argwohn nimmt sie zur Kenntnis, dass jener in immer kürzeren Abständen wieder größer werdende Mengen Alkohol zu sich nimmt. Beide spüren die Krise.
»Wir meiden den Kontakt zur Außenwelt mit ihren Genussmitteln. Auf der einen Seite ist unser Zuhause wie eine Insel der Geborgenheit, auf der anderen Seite ist die Insel auch einengend. Aus diesem Grund hat mein Mann zeitweilig das Bedürfnis, das Haus zu verlassen. Wenn er dies tut, dann mit schlechtem Gewissen, da er mich alleingelassen hat. Um seine Schuldgefühle zu unterdrücken und um sich überhaupt zu entspannen, sucht er Entlastung im Rausch, um somit wieder ein seelisches Gleichgewicht herzustellen.
Am nächsten Tag: Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Mangel an Selbstvertrauen – Angst vor Kontrollverlust. Sein Wunsch nach Genesung ist aktuell ganz akut. Jedoch aktive Änderungen kann ich keine direkt sehen. Seit Längerem ist mir klar, dass ich nicht schuld bin an der kranken Seele meines Mannes. Seither kann ich ihn mehr loslassen. Ich mache ihn nicht mehr verantwortlich für mein eigenes Unglücklichsein, lasse ihn gehen,
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