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Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Titel: Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: beltz Verlag
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Seine Schwester übernahm jetzt teilweise die Mutterrolle. Als er 6 Jahre alt war, heiratete sein Vater eine 23 Jahre jüngere Frau, und man begann, »das mutterlose Kind zu verwöhnen. Er wurde zum Musterschüler und ein jeder liebte und verhätschelte ihn. Mit 9 Jahren bekam er noch eine Halbschwester«. Von diesem Zeitpunkt an und insbesondere in der Pubertät verschlechterte sich die Beziehung zur Stiefmutter drastisch. »Der Vater stellte sich auf die Seite seiner Frau. Es begann der Lebensabschnitt, wo man autoritärer auf meinen Mann einwirken wollte. Mit massivem Druck reagierte man auf Konflikte. Mein Mann begann zuerst Alkohol zu trinken und dann zu kiffen. Er zog sich immer mehr zurück. Seine Schulleistungen wurden zusehends schlechter. Systematisch entmutigte man ihn, keiner hatte Vertrauen, außer die große Schwester. Mit ihr hatte er eine solidarische Beziehung. Es wurde auf seinem Selbstwertgefühl herumgetrampelt. Man hielt ihn für einen Versager, einen Drogierten, einen Homosexuellen, einen, der sich an der jüngsten Schwester vergreifen könnte.« Die ältere Schwester verließ fluchtartig das Elternhaus und der junge Mann fühlte sich erneut verlassen. Die Situation eskalierte, als der Vater ihm vernichtende Schläge versetzte: »Du bist nicht wert, meinen Namen zu tragen«, schrie er ihn wiederholt an. Auch in Details machte er seinem Sohn klar, dass er gar keine Existenzberechtigung mehr für ihn hatte: Der Vater fuhr mit seiner jüngeren Frau bevorzugt doppelsitzige Sportwagen. Dass sein Sohn darin keinen Platz mehr fand, war bezeichnend dafür, dass ihm der Vater in seinem Leben überhaupt keinen Raum mehr gewährte. Der junge Mann zog in »eine kleine, vergitterte Kellerwohnung, ging nicht mehr zur Schule, hatte keinen Kontakt mehr zur Familie. Sein Alltag wurde immer chaotischer. Er begann, regelmäßig zu trinken und zu kiffen, schloss sich einer Drogenclique an, wo er endlich das Gefühl von Dazugehörigkeit und Anerkennung fand, zumal seine Freunde ihn brauchten, weil er durch sein mütterliches Erbteil über Geld verfügte.«
    Seine spätere Frau wuchs in einer bäuerlichen Großfamilie auf:
    »Meine Großmutter war eine geizige, gefühlskalte Person, die ständig an mir herumnörgelte. Nach dem Tod des Großvaters übernahm mein Vater die Rolle des Oberhaupts in der Familie. Er entschied. Jedoch über Gefühle oder Probleme wollte und konnte er nicht sprechen. Er flüchtete in die Arbeit oder reagierte besserwissend, abschätzig und autoritär. Nie bekam ich Anerkennung von ihm, was ich auch tat. Meine Mutter lebte zurückhaltend und angepasst. Das Verständnis und die Liebe, welche sie nicht bei ihrem Mann fand, suchte sie bei uns Kindern. Ein besonders gutes Verhältnis hatte sie zu meinem jüngsten Bruder. Oft war ich gekränkt und fühlte mich selbst nicht geliebt. Rebellierte ich, wollte ich über meine Probleme und Wünsche reden, sagte mir meine Mutter nur: ›Sei nicht so, das macht mich krank.‹ Ich musste eine pflegebedürftige Großtante pflegen, mit der ich während der ganzen Kindheit ein Zimmer teilte. Nicht einmal ein Kinderbuch befand sich in diesem Zimmer. Eigentlich wollte ich immer einen kreativen Beruf erlernen. Hierbei wurde ich jedoch total entmutigt. Mit 15 Jahren fand ich eine Arbeitsstelle. Mit 15 wurde ich auch sexuell missbraucht. Ich blieb damit allein, fühlte mich einsam, klebte dauernd an meiner Mutter.«
    Im Alter von 20 Jahren kündigte die junge Frau ihre Arbeitsstelle und beschloss, Sozialarbeiterin zu werden:
    »Ich wollte anders auf die Probleme und Konflikte von Jugendlichen eingehen, anders als dies der Fall bei mir selbst war. Ich suchte einen neuen Freundeskreis, begann Haschisch zu rauchen und holte irgendwie meine Pubertät nach. Ich zog in eine Wohngemeinschaft, hatte aber immer Kontakt zu meiner Mutter. Ihr gegenüber fühlte ich mich in der Zwischenzeit für ihr Wohlergehen verantwortlich. Ich glaube, ich nahm nun die Rolle des Vaters ein und begann sie zu verwöhnen.«
    Zur gleichen Zeit lernte die junge Frau ihren späteren Mann kennen. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, obwohl sie schnell erkannte, dass in seiner Wohngemeinschaft Alkohol, Haschisch und härtere Drogen »in unerhörten Massen« konsumiert wurden. Mit dem neuen Partner »lernte ich zum ersten Mal, mich zu entspannen«. Doch in die Phase der Entspannung platzt eine Hiobsbotschaft für die junge Frau: Der ihr vom Arzt eröffnete Gesundheitszustand der Mutter »war ein

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