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Haschisch

Haschisch

Titel: Haschisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar A. H. Schmitz
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geschmeichelt durch das Gefallen, das ich an den Sammlungen fand, höflich aufforderte, ich solle mir von dem Gesehenen einiges aussuchen, was mir besonders gefiele. Da ließ ich die Blicke unentschlossen umherschweifen. Wieder drängten sich die fixen Ideen ungezogen heran. Aber ich brach mir Bahn nach einem halb offenstehenden rotschimmernden Gemach, in dem, obwohl es gar nicht groß war, fünfhundert – so sagte man mir – wundervolle, nackte Frauen lagerten, die still vor sich hinlächelten, als wollten sie sagen: Wir brauchen uns nicht vorzudrängen, man kommt zu uns. Ich war von dem weißen Schimmer der Leiber geblendet. Solche Formen hatte ich bisher nur in Gips gesehen, ich meinte, die wirklichen Frauen seien nun einmal immer häßlich, aber wer ein rechter Dichter sei, der setze sich darüber hinweg. Die Schmuggler freuten sich offenbar an meiner Verwirrung, in die mich besonders die zunächst Liegende durch ihre brennenden Blicke versetzte.
    »Die will ich haben ... alle 500«, rief ich gierig und wurde gleich sehr verlegen.
    Nichts sei leichter als das, antwortete man mir vergnügt, ich solle noch einmal wählen. Man öffnete vor mir eine andere Tür, durch die ein heftiges gelbes Licht fiel, das mir in den Augen weh tat. Als ich mich daran gewöhnt hatte, sah ich, daß Wände, Boden und Decke des geöffneten Gemaches mit geprägten Goldstücken gepflastert waren. Ich wollte weitergehen.
    »Es ist rund eine Million«, sagte man mir.
    »So?« erwiderte ich gleichgültig und blickte bald lüstern zurück in das Gemach zu den 500 Frauen, bald schweifte mein Blick suchend über die andern Kostbarkeiten.
    »Es ist eine Million«, wiederholte der Schmuggler erstaunt, »wollen Sie die nicht?«
    »Ach nein, geben Sie mir lieber die Wüste mit den Kamelen und Oasen oder sonst etwas Romantisches!«
    »Sie sind ein Narr, mein Herr. Erst lassen Sie sich 500 Weiber schenken und nun verschmähen Sie das lumpige Milliönchen. Was wollen Sie ohne Geld mit Ihren Weibern anfangen? Glauben Sie, die werden Ihnen Ruhe lassen? Dieses Volk will beschenkt sein mit Schmuck und Kleidern.«
    »Aber nackt gefallen sie mir viel besser.«
    »Das ist den Weibern gleich. Wenn Sie ihnen nichts geben, werden sie sich von andern etwas schenken lassen.«
    Ich erschrak sehr bei diesen Worten und ließ mir nun ruhig die Million versprechen. Die Schmuggler waren sehr zufrieden und sagten, nun dürfe ich noch ein letztes Mal wählen. Dieses Mal wolle man mich nicht beeinflussen, aber sie müßten mir doch vorher noch etwas zeigen, was mir gewiss besonders gefallen würde. Sie schoben eine Tapetentür auf, die sich ohne Schlüssel öffnen ließ, während alle andern Pforten von Eisen waren und schwere Schlösser hatten. Dafür war diese Tür so kunstvoll verborgen, daß sie nur ein Eingeweihter finden konnte. Wir traten in ein Zimmer, in dem offenbar niemals aufgeräumt wurde. Ein Haufen Metaphern, Anaphern, Symbole, Allegorien, geprägte Redensarten, Zitate, Sprichwörter, in Fäulnis übergangene Witze lagen wie Kraut und Rüben durcheinander. An den Mauern hingen ohne Ordnung poetische Bilder und Vergleiche in festen Rahmen. Tropen und Metonymien blickten verwirrend dazwischen hervor. Um die vier Wände des Zimmers ging nahe der Decke ein Wandbrett, auf dem zwischen Windöfchen, Kolben, Retorten und anderen Apparaten der Schwarzkunst hohe Gläser voll Flüssigkeit standen. Darin lagen, wie Tiere in Spiritus, Gedanken, gute Gedanken, die sich im Zustand langsamer Auflösung befanden. Manche waren noch deutlich erkennbar und hatten die umgebende Flüssigkeit nur leise gefärbt, andere waren bereits formlos, gallertartig geworden, während die Flüssigkeit immer trüber schien. In einzelnen Gläsern befand sich nichts als ein formloser, mißfarbiger Brei.
    Auf meine Frage, was diese Gedankenverdünnung bedeute, wollten mir die Schmuggler keine rechte Auskunft geben. Ich würde das eines Tages begreifen. Wenn nicht, so wäre mir nur um so wohler. Ich muß gestehen, daß mir das verdächtig vorkam. Ich wurde unwillkürlich an die Wirtshausküche erinnert, wo aus ein paar Pfund Fleisch soviel Brühe gewonnen werden kann, als – Wasser da ist. Es wurden hier offenbar Fälschungen vorgenommen. Und woher bezogen die Leute die zur Verdünnung benutzten Gedanken? Ich schwur, ihnen beileibe keine von meinen Versen vorzulegen, was mir sonst gar leicht passieren konnte. Vielleicht würden sie daraus eine Wassersuppe kochen.
    Indessen schweiften meine

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