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Hasenherz

Hasenherz

Titel: Hasenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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den die verklemmten Scharniere geben, und duckt hastig den Kopf ins Wageninnere. Gott sei Dank. Unter den Scheinwerfer- und Scheibenwischerknöpfen sind die Umrisse des achteckigen Zünd schlüssels sichtbar. Gesegnet sei diese neuerliche Schlamperei. Rabbit setzt sich zurecht und zieht vorsichtig den Schlag zu, bis Metall und Metall sich ineinanderfügt. Die Vorderfront des stuckverzierten Sprin ger-Hauses ist noch immer dunkel. Aus irgendeinem unklaren Grund erinnert es ihn an einen verlassen Eisstand. Er dreht den Schlüssel von An zu Start, und der Motor kurbelt und springt an. Vor lauter Angst, Lärm zu machen, tritt Rabbit zu sacht aufs Gaspedal, und der Motor, der seit Stunden müßig steht an diesem kühlen Vorfrühlingstag, ist kalt, spuckt und stirbt. Rabbits Herz strauchelt, und ein Geschmack nach Stroh steigt ihm in die Kehle. Aber verdammt noch mal, was wäre denn schon, wenn sie wirklich herauskäme? Das einzig Verdächtige ist, daß er den Jungen nicht dabei hat. Aber er könnte ja sagen, er sei auf dem Weg, ihn zu holen. Das zu tun wäre ohnehin das Logischste. Trotzdem, er will nicht in die Lage gebracht werden, lügen zu müssen, so glaub würdig es sich auch immer anhören würde. Er zieht den Choke ein Stückchen heraus, gerade weit genug, um sich die Finger einzuklem men, und läßt den Motor abermals an. Er schiebt den Choke zurück und schielt zur Seite und sieht gerade noch, wie in Springers Wohnzim mer das Licht aufflammt, dann läßt er die Kupplung los, und der Ford springt vom Kantstein ab.
    Er fährt zu schnell durch die Joseph Street, biegt dann links ein und übersieht das Schild, auf dem H ALT steht. Er rast die Jackson Street hinunter, auf die Central Street zu, die in schrägem Winkel mit der Jackson zusammenstößt und unter der Nummer 422 geradewegs nach Philadelphia führt. H ALT . Er will nicht nach Philadelphia, aber die Straße wird so schön breit am Rand der Stadt, hinter dem Elektrizitäts werk, und die einzige andere Möglichkeit wäre, durch Mt. Judge zurückzufahren, um den Berg herum, ins abendliche Verkehrsgewühl von Brewer hinein. Er will Brewer nicht wiedersehen, diese Blumen topfstadt. Die Autostraße ist erst dreispurig, dann vierspurig, und es besteht keinerlei Gefahr, mit einem andern Auto zusammenzustoßen; wie Baumstämme auf einem Strom, so gleiten sie alle nebeneinander hin oder aneinander vorüber. Rabbit schaltet das Radio ein. Ein Summen ist zu hören, und dann tönt eine herrliche Negerinnenstimme: «Ohne ein Liehied kann kein Tag zu Ende gehn, ohne ein Liehied.» Rabbit hätte jetzt gern eine Zigarette, die ihn in seinem Gefühl innerer Reingewaschenheit bestärken soll, aber dann fällt ihm ein, daß er das Rauchen aufgegeben hat, und er fühlt sich noch sauberer. Er wird langsamer und legt den rechten Arm auf die Lehne des Sitzes neben ihm und gleitet, linkshändig steuernd, den im Zwielicht sich senkenden Hügel hinab. «Ein Kornfeld», die Stimme der Negerin wölbt sich dunkel und warm wie das Innere eines Cellos, «die Halme wachsen», das Land längs der Straße steigt und fällt wie ein dunkler Vogel, der immer mitfliegt, «es gibt kein Wie und Warum», seine Kopfhaut zieht sich verzückt zusam men, «ohne ein Liehied». Es riecht nach versengtem Gummi: die Heizung kommt in Gang. Rabbit stellt den kleinen Hebel auf Mittel.
    , und noch was, dessen Namen er aber vergessen hat. Musik zum Abendbrot. Musik, bei der man kochen kann. Nervös wendet er seine Gedanken ab von der ungebeten herauf gezogenen Vorstellung, wie Janices Mahlzeit in den Töpfen brutzelt: Koteletts wahrscheinlich, fettiges Wasser, das trostlos vor sich hinsie det, tiefgekühlte Erbsen, die ihre Vitamine in die Luft dampfen. Er versucht, an etwas Erfreuliches zu denken. Er stellt sich vor, daß er gerade im Begriff ist, einen langen einhändigen Wurf zu machen; aber er steht auf einer Klippe, und unter ihm ist ein Abgrund, in den er stürzen muß, sobald der Ball seine Hände verläßt. Er versucht, sich das Bild wieder vor Augen zu führen, wie Mutter und Schwester seinen Sohn gefüttert haben, aber in seiner Erinnerung jetzt weint der Junge, seine Stirn ist rot, sein Mund weit aufgerissen und sein hilfloser Atem heiß. Irgend etwas muß sich aber finden: das Wasser von der Eisfabrik vielleicht, das gelblich durch die Rinne sickert, wie es sich kräuselt um die Steine und in schrägen Falten weiterläuft und die hübschen Schlick streifen am Rand in

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