Hass
er hörte sich belustigt an. »Ja, Soldan war so gut, dass er nicht mal bemerkt hat, dass ich in seinem lächerlichen Scheichzimmer direkt hinter ihm stand. Ich konnte das Buch über seine Schulter hinweg mitlesen. Er hat nicht einmal hochgeschaut, bis ich den Draht um seinen dürren Hals gelegt hatte. Wussten Sie, dass er die Tagebücher in rote Seide eingewickelt und unter dem niedrigen Tisch verstaut hatte? Ziemlich viel Vertrauen hatte der Trottel.«
»Ja, ja, das ist ja nun vorbei. Vergessen Sie den Rest, Makepeace. Bringen Sie den Sheriff hier raus und stellen Sie sicher, dass er nie gefunden wird.«
Nach einem Moment der Stille sagte Makepeace: »Ich beseitige ihn für Sie, vergrabe ihn tief, vielleicht in einem Wäldchen im Westen von Marin County. Dann töte ich das Ransom-Miststück. Und dann bin ich hier fertig, Pallack.«
Pallack schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Verdammt, wie oft muss ich das noch sagen: Julia ist unwichtig. Sie muss nicht sterben. Von mir aus kann sie hundert Jahre alt werden.«
Makepeace’ Stimme wurde sehr leise: »Aber von mir aus nicht. Wie sprechen Sie jetzt eigentlich mit Ihren Eltern, wo Meissen tot ist?«
»Nur August hat mit ihnen gesprochen, Meissen nie. Er hat nur Unterhaltungen mit meinen Eltern aus Augusts Tagebucheinträgen wiederholt.« Seine Stimme wurde traurig. »Meine arme Mutter muss denken, dass ich sie vergessen habe. Es sind schon sechs Monate ohne ein Wort von mir. Sie muss schon völlig aufgelöst sein.«
»Ich dachte eigentlich, dass mich nichts mehr überraschen könnte. Aber Sie schaffen das doch«, sagte Makepeace. »Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Reicher wie Sie tatsächlich an diesen Quatsch glaubt.«
In Pallacks Stimme war Hohn zu hören. »Glauben Sie etwa, ich sei ein leichtgläubiger Dummkopf? Wie oft haben Sie versucht, Julia Ransom umzubringen, Makepeace? Wieso denken Sie, dass Sie schlau genug dafür sind?«
Dix wollte Pallack zurufen, endlich damit aufzuhören. War ihm etwa nicht klar, dass er ihn damit nur noch mehr anstachelte, Julia und Cheney zu töten? Und ihn auch.
»Da Sie mich so großzügig entlohnen, Pallack, bin ich schlau genug, Sie nicht zu töten. Für einhunderttausend Dollar kümmere ich mich sogar um den Sheriff. Dann fahre ich rüber zu Richter Sherlock und versorge Julia Ransom.«
Pallack war überrascht. »Woher wissen Sie, wo sie ist?«
»Ich bin den FBI-Beamten gefolgt. Da habe ich sie durchs Fenster mit diesem Stone gesehen.«
Charlotte sagte: »Was wollen Sie denn machen? Wieder eine Bombe zünden und das Haus des Richters mit allen drin in die Luft jagen?«
Dix hob den Kopf einen Millimeter, um die drei sehen zu können. Makepeace’ seelenlose Augen funkelten. »He, keine schlechte Idee. Da kann ich die ganzen Versager auf einen Schlag erledigen.«
»Wenn Sie einen Haufen FBI-Beamte ermorden«, sagte Pallack, »dazu einen Bundesrichter, seine Frau und wer auch immer sonst noch dort ist, dann jagen die Cops Sie für den Rest Ihres Lebens.«
»Sollen sie doch. Das machen sie ja sowieso schon seit Jahren. Kein Cop der Welt wird mir je nahe genug kommen. Und Sie werden sie auch nicht kriegen, Pallack, wenn Sie tatsächlich so schlau sind, wie Sie denken.«
Charlotte sagte: »Sie sind jetzt schon zu nah dran. Töten Sie Julia, wenn es sein muss, aber lassen Sie die anderen in Frieden.«
»Hören Sie, Makepeace, ich zahle Ihnen die hunderttausend, damit Sie mir den Sheriff vom Hals schaffen, aber Sie müssen versprechen, die Finger von Julia Ransom zu lassen.«
Die Stille schien aufgeladen und beinahe greifbar.
Makepeace blickte über Thomas Pallacks linke Schulter hinweg. Schließlich sagte er: »Na gut. Abgemacht. Überweisen Sie das Geld auf dasselbe Konto wie die andere Million.«
Dix glaubte, dass Makepeace ihn abschätzend ansah, um zu entscheiden, wie er ihn da hinaus bekam und wo er ihn umbringen wollte.
Aber er hatte sich geirrt. Makepeace wollte noch mehr Spaß. »Wissen Sie, nachdem ich die Tagebücher gefunden hatte, hatte ich noch etwas Zeit. Also habe ich ein bisschen darin gelesen. In dem einen Abschnitt stand, dass Sie, Charlotte, genau wie Thomas’ Mutter aussehen – und wie die andere Frau. Da habe ich mich gefragt, was das alles zu bedeuten hat. Jetzt, wo ich den Sheriff getroffen habe, denke ich, dass seine Frau das Pech hatte, auch wie Pallacks Mutter auszusehen. War sie die Frau, über die Ransom in den Tagebüchern geschrieben hat?«
Es herrschte absolute
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