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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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du über Christie?«
    Chappy schüttelte sich. Es bedurfte für ihn offensichtlich einer großen Anstrengung, sich zu sammeln. »Jules hat Christie gesehen.«
    »Jules?«
    »Ja, du weißt schon, Christies Patenonkel – Jules Advere. Du bist ihm doch in den letzten Jahren schon ein paarmal begegnet, Dix, erinnerst du dich nicht? Er wohnt seit einem Jahr in San Francisco. Hat gesagt, er wollte eine Großstadt mit einem langsameren Rhythmus. Er wohnt in Sea Cliff, direkt am Meer, sein Haus hat einen Ausblick auf die Golden Gate Bridge.«
    »Ja, gut. Aber du sagst, er hat Christie gesehen?«
    »Er hat mich angerufen und gesagt, er hat sie gesehen.«
    Dix ließ seine Hände sinken. Er trat einen Schritt zurück, starrte seinen Schwiegervater blind an und schüttelte unaufhörlich den Kopf. Sein Gehirn war völlig leer. Er musste sich zum Atmen zwingen. Er brauchte Speichel im Mund zum Sprechen. Nein, es war unmöglich.
    Chappy ergriff Dix’ Handgelenk. »Du weißt, wenn mir jemand anders mit dieser Geschichte gekommen wäre, hätte ich es sofort abgetan, demjenigen vielleicht sogar eine Tracht Prügel verpasst, aber nicht Jules. Er war hier, als Christie geboren wurde. Er hat sie ihr ganzes Leben gekannt. Er mag zwar älter sein als ich, aber er ist nicht senil, Dix, er sieht immer noch so gut wie ein Habicht. Ehrlich gesagt, vertraue ich ihm vollkommen, es sei denn, es geht um mein Geld.«
    Und das wollte schon etwas heißen. Dix hatte Jules Advere etwa ein Dutzend Mal getroffen, bevor Christie an diesem Tag vor langer Zeit einfach spurlos verschwand. Er erinnerte sich an Jules, als dieser einmal am Flughafen in Richmond angekommen war, aus irgendeinem bizarren Land wie Lettland. Er war ein kleiner älterer Mann mit einem dunklen Schnurrbart und einem ziemlich dicken Bauch, der Chappy veranlasste, ihn ständig aufzuziehen. Er hatte genau wie alle anderen versucht, Christie wiederzufinden, und sein Bestes gegeben, um die Jungs zu trösten. Er hatte sogar einen eigenen privaten Ermittler angeheuert, hatte damit jedoch kein Glück gehabt. Niemand hatte auch nur ein Quäntchen Glück gehabt.
    Jules hatte Christie gesehen? Nein, das war unmöglich. Dix hatte schon vor langer Zeit akzeptiert, dass Christie tot war, ermordet von einem Psychopathen und irgendwo in einem nicht gekennzeichneten Grab verscharrt. Deswegen hatte er sich lange Zeit zu sehr nach innen gekehrt und hatte dabei beinahe seine Söhne mit in das schwarze Loch gezogen. Er dachte daran, welche Auswirkungen diese Neuigkeiten auf Rob und Rafe haben würden. Er würde ihnen kein Wort davon erzählen. Jedenfalls jetzt noch nicht.
    Er war Polizist und musste alles etwas sachlicher betrachten, sich zusammennehmen. »Chappy, wo hat Jules sie gesehen? In San Francisco? Hat er mit ihr gesprochen? Komm, denk noch einmal nach und erzähl mir alles von vorne.«
    Chappy sackte in einem fast dreihundert Jahre alten, mit grün-weiß gestreiftem Originalbrokat überzogenen Hepplewhite-Sessel zusammen. Er schaute auf seine italienischen Slipper. Seine Hände zitterten. »Er war bei einer Spendensammlung für einen Senatskandidaten in einer dieser großen angeberischen Penthousewohnungen in Russian Hill. Jules sagte, es war die Frau des Gastgebers – es gebe keinen Zweifel. Es war Christie.«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Thomas Pallack. Ich kenne ihn geschäftlich. Er war einmal hier in Maestro. Das war vielleicht vor dreieinhalb Jahren, noch bevor Christie verschwand. Er blieb nur zwei Tage. Ich glaube aber nicht, dass er Christie damals kennengelernt hat. Er ist Jahrzehnte älter als die Einkommensteuergesetze. Und er ist stinkreich, hat sein Geld mit Öl gemacht und dann seine Geschäfte weiter ausgebaut. Wie gesagt, sie ist seine Frau, das hat Jules gesagt – seine Frau ist Christie.«
    Dix antwortete langsam und geduldig: »Du weißt, dass das unmöglich ist, Chappy.«
    »Ja, ich weiß, aber trotzdem, Dix. Ich bin mir da nicht ganz so sicher wie du. Ich weiß ja, dass sie niemals freiwillig gegangen wäre. Sie liebte dich und die Jungs über alles. Zum Teufel, sie hat sogar mich geliebt und die bescheuerte Frau ihres Bruders ertragen. Aber Jules hat Stein und Bein geschworen, dass sie es war. Es hat ihn so sehr bewegt, sie zu sehen, dass er dachte, er bekäme einen Herzinfarkt – unglaubliche Schmerzen in der ganzen rechten Seite, und er konnte nicht atmen. Er hat ihr ›Christie‹ zugeflüstert. Daraufhin hat sich Thomas neben ihn gekniet, während der Notarzt

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