Hass
Haushälterin ist!«
Dix nickte. »Unter Umständen holt sie ihn heute mal hervor.«
»Das ist fraglich«, sagte Bernard. Dann platzte er unvermittelt heraus: »Denken Sie, es ist Christie, Dix?«
Also hatte Bernard doch an der Tür gehorcht. Dix hätte es an seiner Stelle auch getan. Er sah die Besorgnis in seinen Augen. Bernard war schon bei Chappy, seit die beiden in den Zwanzigern gewesen waren. »Nein, unmöglich. Es handelt sich um ein Missverständnis. Bernard, wie ich schon zu Chappy sagte, das muss unter uns bleiben. Verstehen Sie? Nicht einmal ein Wort zu Mrs Goss.«
Bernard nickte. »Das Letzte, was ich will, ist, dass Rob und Rafe davon erfahren.«
»Das ist gut«, sagte Dix. »Bis bald, Bernard.«
KAPITEL 8
Beim Abendessen zwei Stunden später steckte Dix seinem weißen Zwergpudel Brewster einen Streifen Hühnerbrust zu, von der er zuvor die frittierte Kruste entfernt hatte. Er registrierte, dass beide Jungs wenigstens ein paar der grünen Bohnen auf ihren Tellern gegessen hatten. Dann log er sie an: »Ich habe einen geschäftlichen Termin in San Francisco, was wahrscheinlich zwei Tage dauern wird. Das FBI hat mich heute angerufen, die wollen, dass ich bei einem Forum über Tatorte berichte. Um ehrlich zu sein, gibt es noch immer großes Interesse an diesem bizarren Mord in der Winkel’s Cave. Das wird es sein, was alle hören wollen.«
»Das ist aber sehr kurzfristig, Dad«, sagte Rafe und blickte mürrisch auf die Hühnerschenkel. Rafe war vierzehn, immer noch dürr wie ein Ast und hatte dieselben dunklen Augen wie Dix. Er würde einmal bei den Mädchen sehr beliebt sein, wie Chappy jedes Mal verlauten ließ, wenn er seinen Enkelsohn sah. Genau wie Rob. Hast du mit ihnen schon »das Gespräch« geführt, Dix? Dix rollte mit den Augen, als er sich jetzt erinnerte, wie er die beiden aufgeklärt hatte. Es war ihnen genauso peinlich gewesen wie ihm selbst. Nur daran zu denken, bereitete ihm noch immer Kopfschmerzen. Wieso aß Rafe denn nichts? Er futterte doch sonst die ganze Zeit. Der große Haufen Knochen auf Rafes Teller deutete allerdings darauf hin, dass er wohl inzwischen satt sein musste. Dix zeigte auf die grünen Bohnen auf dem Teller und beobachtete seinen Sohn, wie er eine davon nahm und sie anbiss. »San Francisco ist ja nicht gerade auf der anderen Seite des Bundesstaates.«
»Nein, es ist ganz schön weit weg.«
»Sollte nicht Ruth morgen kommen?«, fragte Rob. »Sie wollte mir doch beim Spiel gegen die Panthers zusehen.«
Ruth Warnecki, eine ehemalige Polizistin in Washington, D.C., und jetzt Special Agent beim FBI, arbeitete bei der CAU, der Criminal Apprehension Unit in der FBI-Zentrale. Er hatte sie kennengelernt, als er ihr vor gut zwei Monaten das Leben gerettet hatte. Sie war gescheiter, als sie eigentlich sein dürfte, und genauso dickköpfig und hartnäckig wie er. Und sie war unendlich liebenswürdig. Fakt war, er war verrückt nach ihr. Wenn er an sie dachte, musste er in den unmöglichsten Momenten grinsen und unter der Dusche singen, besonders wenn er sich vorstellte, wie sie auf dem Rücken unter ihm lag, die starken Beinen fest um seine Hüften geschlungen.
So vieles war geschehen, seit er sie kennengelernt hatte, doch nun gehörte Ruth zu ihm. Die Jungs mochten sie auch, das wusste er, obwohl sie sich deswegen schuldig fühlten, wenn sie an ihre Mutter dachten. Aber sie hatten Ruth in ihr Leben gelassen wie nach Christies Verschwinden nie jemanden zuvor. Sie lachten mit ihr, sorgten sich mit ihr und vertrauten sich ihr an.
Die vier waren eine feste Einheit geworden, wenn auch nicht vor dem Gesetz. Dix hatte eine Frau, die vermisst wurde, es gab keinen Beweis für ihren Tod. Wenn er die Scheidung einreichte, würde er als Grund angeben müssen, dass sie ihn verlassen hat. Christie dessen zu beschuldigen, verursachte ihm Übelkeit. Niemals würde er es sich oder jemand anderem erlauben, das zu behaupten. Er konnte es nicht zulassen, dass es in irgendwelchen offiziellen Dokumenten auftauchte. Wie konnten sie also ihre Zukunft planen? Bis jetzt hatte es noch keine Rolle gespielt. Er und die Jungs besuchten Ruth in Alexandria, und sie kam nach Maestro, meistens für ein verlängertes Wochenende, wenn sie ihren Chef, FBI Unit Chief Dillon Savich, überreden konnte, was fast immer der Fall war. In letzter Zeit hatte sie nicht mehr von einer Versetzung in die Außenstelle in Richmond gesprochen. Eigentlich hatten sie fast überhaupt nicht über die Zukunft geredet. Sie
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