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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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Cheney. Er hatte sich zu sehr in die Unterhaltung hineinziehen lassen. Es war Zeit, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Denken Sie, Kathryn könnte Dr. Ransom ermorden lassen haben, weil er Julia nicht verlassen wollte?«
    »Nein, Kathryn steht gar nicht auf so etwas. Sie wusste ja auch, dass August Julia wirklich liebte und dass er sie niemals für eine andere Frau verlassen würde.«
    Er lächelte Julia an. »Nein, er hätte dich nie verlassen, selbst wenn die berühmte Madame Zorastre aus dem Prag des neunzehnten Jahrhunderts sich ihm dargeboten hätte. Er hat Madame Z, wie wir sie nennen, wirklich bewundert. Das hat er sonst von keinem anderen Medium gesagt. Wahrscheinlich hat er sie inzwischen schon kennengelernt.«
    »Wieso nicht?«, sagte Cheney.
    Plötzlich ging Bevlin zum Fenster und schaute nach unten. »Hab ich mir’s doch gedacht«, sagte er über die Schulter. »Mein benebeltes Mütterchen ist hier, und ich darf sie davon überzeugen, dass ihr Mann will, dass sie auf ihren Sohn hört bei dieser Treuhandsache. Bitte finden Sie Augusts Mörder, Agent Stone, und passen Sie auf Julia auf.«
    Cheney und Julia begegneten der zierlichen Alten in ihren hellblauen Rüschen auf der Treppe. Sie hielt an, musterte die beiden kurz und nickte dann zustimmend. »Ich sehe gleich, dass Mr Wagner Ihnen geholfen hat. Sie sind so gut aufeinander eingespielt. Wie schön ist es doch, jung zu sein und immerfort tändeln zu wollen. Jetzt bin ich dran. Mr Wagner wird sich für mich freuen – ich heirate meinen lieben jungen Mann.« Und dann ging sie leichten Schrittes die Treppe hinauf, während die rosige Kopfhaut durch ihr dünnes Haar schimmerte.
    »Oje«, sagte Julia. »Das wird Bevlin nicht gerade entzücken.«
    »Ralph auch nicht. Ich komme mir vor, als sei ich ins Kaninchenloch gefallen. Tändeln? Ist das nicht schon im achtzehnten Jahrhundert aus der Mode gekommen?«
    »Nein, das wird es nie.«

KAPITEL 31
    Xavier Makepeace stand am Fenster seines Hotelzimmers in Palo Alto und belächelte die Menschen, wie sie ziellosen Lemmingen gleich umherirrten. Sie waren alle nichts wert. Er stellte sich vor, wie er mit seiner Kalaschnikow eine breite Schneise in die endlos lärmende Horde mähte. Dreißig Schuss – das geht so schnell, dass einem die Zähne im Mund vibrieren. Das würde all diese Idioten aus ihrem Elend erlösen.
    Die Kalaschnikow war sein Lieblingssturmgewehr. Sie war erschwinglich und unkompliziert und ließ ihn niemals im Stich. Er sprach immer den vollen Namen aus, weil er den Silbenfluss auf der Zunge mochte, wenn er ihn vor sich hin flüsterte, anstelle der lächerlichen Abkürzung AK-47. Nur dumm, dass er sie zu Hause in Montego Bay hatte lassen müssen. Trotzdem genoss er den Gedanken an die fliegenden Geschosse – er konnte fast die Schreie hören, den Geruch der Angst und das Aroma des Todes einsaugen. Es brachte ihn jedes Mal auf Hochtouren.
    Er dachte zurück an die Jahre, bevor er seine Kalaschnikow hatte, als er in seiner Jugend junge Jamaikaner um sich versammelt hatte. Er hatte sie mit dem besten, dem stärksten Ganja, ihrem spirituellen Hilfsmittel und, so schien es ihm, ihrem einzigen Ausweg, bestochen. Er glaubte damals, sie zu allem Möglichen anstiften zu können. Er wollte die bleichen Briten ausrauben, ihren Willen brechen und sie so schnell wie möglich zurück auf ihre kalte, umnachtete Insel schicken. Er dachte, er hätte einige der Männer überzeugt, ihre Zukunft in seine Hände zu legen und mit ihm gegen die bescheuerten Gesetze, die nervtötende Erziehung, die verdammte imperialistische Geschichte und affige Sprache der Briten, dieser gierigen Diebe, zu rebellieren. Seinen Vater, der als Verwaltungsbeamter auf diese vermeintlich trostlose kleine Insel geschickt wurde, um das Los der Einheimischen zu verbessern, bezog er da mit ein. Als ob es den gekümmert hätte, ob diese Verbesserung jemals eintrat.
    Xavier hatte schon vor seinem Vater herausgefunden, dass diese jungen Männer gar nicht verbessert werden wollten. Sie wollten ihre Tage im Schatten verbringen und in der betäubenden Glückseligkeit ihres Ganja schwelgen. Sie blieben seinem Vater gegenüber höflich und zogen sich von Xavier zurück, als ob er verrückt wäre und sie sich anstecken könnten.
    Xavier dachte an die endlosen Regeln und Vorschriften seines Vaters und die hochnäsige Art, mit der er auf die, die er als unterlegen betrachtete, hinabblickte, also auf alle, die nicht in Sandhurst gewesen

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