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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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war, er aber wieder weg musste. Aber letzte Nacht hast du mit ihm geredet?«
    »Ja, klar.«
    Cheney fragte: »Haben Sie mit ihm mithilfe eines Ratgebers gesprochen?«
    »August ist anders als andere Hinübergegangene. Er wusste schon, wie die Dinge laufen und wie er zu mir durchkommt.«
    »Ich habe noch nie von diesen Ratgebern gehört«, sagte Cheney. »Sind das Tote, die diesen Dienst freiwillig übernehmen?«
    »Das ist mal ein origineller Gedanke, Agent Stone. Sie sind einfach … da«, sagte Bevlin. »Als ich das erste Mal feststellte, dass ich Dinge sehen konnte, die für andere Kinder unsichtbar waren, da erklärte mir ein Ratgeber, was gerade passierte. Er ist immer noch bei mir. Manchmal weckt er mich, wenn ich Gefahr laufe, einen Termin mit einem Klienten zu verschlafen.«
    Cheney sagte: »Können Sie jetzt mit einem sprechen?«
    Bevlin Wagner ließ sich auf einen Sitzsack nieder und schloss die Augen. Er saß für mehrere Minuten vollkommen still, dann öffnete er bedächtig die Augen, die jetzt einen verträumten und seltsam verschwommenen Ausdruck hatten. Erstaunlich, wie schnell sich diese Änderung vollzogen hatte. »Ich habe mit meinem ersten Ratgeber gesprochen. Er sagt, ich habe die Gabe, aber ich muss erst noch wachsen, bevor ich wirklich meiner Bestimmung folgen kann. Ich muss mich erst verwurzeln und denen zuhören, die mehr als ich wissen. Seiner Ansicht nach kann ich mein Potenzial irgendwann ausschöpfen, und er wird mir dabei helfen.«
    »Können Sie ihn fragen, warum er gerade zu Ihnen gekommen ist und nicht zu jemand anders?«
    Bevlin legte den Kopf schräg. »Das wird wohl etwas dauern. Bitte bedient euch in der Küche, da gibt’s Kaffee. Ich habe ihn erst heute Morgen gemacht.«
    Dann schloss er wieder die Augen. Einen Moment sah es so aus, als habe er zu atmen aufgehört. Cheney trat einen Schritt auf ihn zu.
    »Nein, ist schon gut«, sagte Julia. »Wir sollten in die Küche gehen. Aber den Kaffee sollten wir wirklich nicht versuchen. Es gibt auch Wasser.«
    »In Ordnung.« Trotzdem warf Cheney noch einen Blick über seine Schulter auf den Mann, der noch immer unbeweglich auf seinem Sitzsack saß.

KAPITEL 30
    Die Küche befand sich am Ende des Flurs auf der rechten Seite. Sie war klein und von Licht durchflutet und im französischen Landhausstil eingerichtet. In einer halbrunden Nische standen ein kleiner Tisch und zwei Stühle.
    Cheney sagte nachdenklich: »Er sagte, er habe einen finanziellen Ratgeber. Bedeutet das nicht, dass er weiß, wie man an der Börse spekuliert? Warum lebt er dann nicht in einer Villa?«
    Julia nahm zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlschrank und reichte ihm eine davon. »August hat immer gesagt, dass jeder an Wahrsager glauben würde, wenn einer von ihnen im Lotto gewänne. Wer weiß? Sehen Sie mal, der Garten ist wirklich kaum der Rede wert. Da ist schon gleich das nächste Haus. Trotzdem finde ich es hier gar nicht schlecht, wenn Sie mich fragen.«
    »Er ist ziemlich seltsam, Julia.«
    »Anders, Cheney. Einfach anders.«
    »Aber schauen Sie sich das nur mal an: Da sitzt dieser Kerl dort drüben leblos auf einem roten Sitzsack und spricht mit einem Gespensterratgeber. Und Sie denken, ich sei gefährlich?«
    »Ja.«
    Er verschluckte sich und spuckte dabei etwas Wasser aus, dann zog er die linke Augenbraue hoch.
    »Gleich und gleich gesellt sich gern. Ich habe erkannt, dass ich auch gefährlich bin.« Ihr Ton war leise und klang boshaft. Damit hatte sie recht, dachte er.
    Sie sagte: »Die Frage ist doch die: Warum sollte August Bevlin gegenüber behaupten, Sie seien gefährlich? Ich glaube auch, dass Bevlin da seine eigenen Gefühle hineinprojiziert.«
    Cheney grinste und stieß mit ihr an. »Na also. Vielleicht mag mich sein Ratgeber einfach nicht, oder er lügt.«
    Julia trank die Flasche leer und nahm sich eine weitere. »Mal sehen, ob Bevlin inzwischen seinen Ratgeber kontaktiert hat.«
    Sie gingen zurück ins Wohnzimmer. Bevlin Wagner lag mit über der Brust gekreuzten Armen und geschlossenen Augen auf dem Fußboden ausgestreckt.
    »Jetzt braucht er nur noch eine weiße Lilie«, sagte Cheney. »Oder eine schwarze, ich bin noch nicht sicher.«
    »Bloß nicht. Ich reagiere allergisch auf Lilien.«
    Bevlin öffnete die Augen, setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie. »Mein Ratgeber wachte eines Tages auf und fand mich, einen mageren Jungen, der mit seinen Eltern sprach und sich wunderte, warum sie sich nicht daran erinnerten, dass sie dieselbe

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