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Hassbluete

Hassbluete

Titel: Hassbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Kottmann
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vor ihm hatte? Und ich auch hin und wieder, wie ich zugeben musste? Wozu war er dann noch in der Lage?
    Also besser doch nicht mit Mike drüber reden!?
    Die Entscheidung wurde mir abgenommen – ich hörte den Schlüssel, überlegte eine Sekunde zu lange und behielt den Brief in den Händen.
    Mike war erstaunt, mich zu sehen. Und nicht gerade begeistert. Wahrscheinlich hatte er gehofft, alleine zu sein und vielleicht noch weiter stöbern zu können.
    »Hi, was hast du da?«, fragte er. Er wirkte distanziert. Keine Umarmung, kein Kuss. Ich wusste wieder mal überhaupt nicht, wo wir standen, was wir für einander waren.
    »Robins Abschiedsbrief«, sagte ich trocken und reichte ihn rüber.
    Er überflog ihn, faltete ihn schnell zusammen und steckte ihn in seine hintere Hosentasche.
    »Hey, das ist mein Brief!«, protestierte ich.
    »Woher hast du ihn?«
    »Sag ich nicht.«
    Mike sah mich noch einen Moment an, dann drehte er sich um und wollte gehen. Aber so kam er mir nicht davon. Ich sprang aus dem Sessel, versuchte, ihn am T-Shirt festzuhalten, und als das misslang, sprang ich ihn von hinten an. Er wankte. »Verdammt noch mal, Michelle«, schnaufte er. Dann torkelte er zum Sofa und ließ sich rücklings mit mir als Rucksack darauf fallen. Blitzschnell drehte er sich um und packte meine Handgelenke. Er presste mich an die Lehne, sodass ich keine Chance hatte, mich zu rühren.
    »Ich weiß nicht, woher du diesen Brief hast, und ich glaube, ich will es auch gar nicht wissen. Aber du überlässt ihn jetzt mir und alles Weitere auch, okay?«, fauchte er.
    »Was meinst du mit alles Weitere?«, keuchte ich. »Was hast du vor?«
    »Das werde ich dir nicht verraten, damit du nicht wieder irgendwelche Alleingänge startest.«
    »Ich tue, was ich will«, presste ich heraus.
    »Und genau das ist das Problem.«
    »Meint Robin dich in seinem Brief? Hast du Robin auf dem Gewissen?« Ich musste diese Frage einfach stellen.
    »Halt die Klappe!«
    »Spinnst du? Wie redest du denn mit mir?«
    »Halt endlich die Klappe! Wenn der Brief in die falschen Hände gerät, bist du genauso dran. Alle glauben, dass es ein Unfall war.«
    Endlich ließ Mike mich los und schmiss sich neben mich auf die Couch, dass die Sprungfedern krachten. »Du musst schweigen, Michelle. Sonst wird man auf dich aufmerksam, und das könnte furchtbare Folgen haben.«
    »Wovon redest du? Ich hab nichts mit Robins Tod zu tun!«, verteidigte ich mich.
    »Dass du nicht dabei warst, bedeutet nicht, dass du nichts damit zu tun hast. Darum geht’s doch in dem Brief! Du hast ihn doch gelesen, oder etwa nicht?«
    »Dann bist du Tsunami?«
    »Tsunami? Was hat denn das jetzt damit zu tun? Von dem steht da doch gar nichts! Wir haben doch null Ahnung, wen Robin damit gemeint hat und was mit dem los ist. Ob er überhaupt wichtig ist!?«
    Das würde ich an Mikes Stelle jetzt auch behaupten. »Was hat Robin gesagt, als du dich bei ihm entschuldigt hast!? Vielleicht bist du der Letzte, der mit ihm gesprochen hat!?«
    »Ich hab mich nicht bei ihm entschuldigt«, sagte Mike zögernd.
    »Aber du wolltest es doch in Ordnung bringen, nachdem du ihn rausgeschmissen hattest. Und du hast gesagt, du hättest dich entschuldigt.«
    »DU hast ihn rausgeschmissen!«
    »Und DU hast mich angelogen, als du behauptet hast, du hättest dich entschuldigt!«
    »Ich wollte erst, das heißt … ich hab das gesagt, um dich zu beruhigen. Aber dann … ich hab ihn auch nirgendwo mehr gefunden, und was hätte ich denn auch sagen sollen: ›Ey, Robin, tut mir leid, dass ich dich aus meinem Zimmer geschubst habe.‹?«
    »Ja, so zum Beispiel.«
    Mike stöhnte. Dann drehte er sich wieder zu mir und forderte: »Jetzt sag endlich, woher du diesen Brief hast. Los!« Seine Augen funkelten und ich erkannte nichts mehr von dem zärtlichen Mike, der mir noch vor wenigen Stunden doch irgendwie gestanden hatte, dass er mich liebt und mich nicht verlieren will.
    »Was ist mit dir, Mike?«, fragte ich vorsichtig. »Du bist so anders!?«
    »Wieso, was meinst du?« fragte Mike.
    »Ich habe das Gefühl, ich kenne dich nicht mehr. Von einer Minute auf die andere änderst du dein Gesicht. In einem Moment küsst du mich und im nächsten habe ich Angst, dass du mir alle Knochen brichst. Mal bist du zärtlich, mal total aggressiv. Und so feindselig.«
    »Michelle, woher hast du den Brief?«
    Ich seufzte. Vielleicht würde er mir alles erzählen, wenn ich ihm alles erzählte? Ein Versuch war es wert, viel hatte ich jetzt nicht mehr

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