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Hasstament

Hasstament

Titel: Hasstament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serdar Somuncu
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Auto zum Supermarkt gefahren ist, weil man zu faul war. Deswegen macht’s mir ja auch nichts aus, dass die Welt untergeht, weil ich zugebe, dass ich daran beteiligt war, sie untergehen zu lassen. Ja, jeder ist sich selbst der Nächste, aber wenn dann mal abgerechnet werden soll und der Jüngste Tag, das Jüngste Gericht, Armageddon oder wie diese religiösen Fuzzis es nennen, muss ja nicht die Ausdrücke von irgendwelchen Gläubigen studiert haben, um zu wissen, was sie meinen, dann fangen ’se alle an zu zittern und glauben wieder an den Allmächtigen, der sie aus der Scheiße rausholen soll.
    Aus der Scheiße, die sie sich selbst eingebrockt haben.
    Na und? Dann geht die Welt halt unter!
    Oder es überleben nur die, die immer brav waren, die streng Gläubigen, die Salafisten oder die Kinderpfister, hehehe, das ist ’ne schöne Welt!
    Kann ’se auch direkt untergehen, diese Dreckswelt, so schön war sie bisher auch nicht. Das Wichtigste ist, dass ich überlebe, um ein neues Reich zu verkünden. Das Hassistische Reich. Kann man natürlich hervorragend auf den Trümmern einer untergegangenen Welt aufbauen, weil da erstmal der ganze Dreck, alles weggespült worden ist und man unter sich ist – obwohl, um was Besseres zu sein, muss man ja auch Arschlöcher haben, die was Schlechteres sind. Man lässt also nur ’ne Hand voll Arschlöcher übrig, die, die überleben. Ist doch so, die oberen Zehntausend, wie die Zeugen Jehovas es nennen, oder die Auserwählten oder die, deren Karma gut genug war und die nicht als Kuh wieder auferstehen, sondern als sie selbst, und sich dann ärgern, weil dafür hat sich’s auch nicht gelohnt, gut zu sein, dass ich als ich selbst wieder auferstehe, da wär’ ich lieber als Kuh wieder auferstanden oder als die Kacke, die der Kuh aus’m Arschloch plumpst.
    Und warum haben alle so viel Angst vorm Sterben und ’m Weltuntergang?
    Das Leben ist nicht besonders toll, dass man daran festhalten müsste. Für manche ist das Leben sogar ’ne Qual, also kann man dankbar sein, dass man sich nicht selbst umbringen muss, sondern irgend ’ne höhere Instanz kommt, die einem die Arbeit abnimmt. Ewig wird’s sowieso nicht gehen. Irgendwann, so um die 80, bei manchen 40, 30, 20, 10, ist eh Schluss, da wird der Vorhang zugezogen, auf Wiedersehen!
    So wie jeden Abend auch, wenn man volltrunken ins Bett steigt und sich vergisst und alles, was um einen herum ist, und nur hofft, den Wachheitslöffel abzugeben. Warum dann also nicht einfach auch mal für immer und ewig einschlafen? Kollektiv sogar, das ist ja sogar noch schöner! Während man, wenn man alleine stirbt, neidisch auf die sein könnte, die überleben, hat man ja hier die Gewissheit, dass alle nicht überleben, ja, also dass man kollektiv wegdämmert.
    Aber ich wette mit dir, einige werden den Weltuntergang überleben, ja, Désirée Nick oder Naddel Abd el Farrag! ’Türlich, die ist doch resistent, multitoxisch, ja! Als ob der irgendwas ausmachen würde, wenn die Majas das Licht ausknipsen. Der haben ’se doch schon vorher das Licht ausgeknipst. Bei der ist zappenduster! So dunkel in ihrem Hirn wie an ihrem Arschloch! Und Heidi Klum und der ganze Dreck, der wird wahrscheinlich überleben und während wir im Grab zu Humus werden, palavern die noch von ihren neuen Freunden und Ex-Männern und den Kindern, die sie haben wollen, und von der Karriere, die sie gemacht haben. Von den Pfunden, die sie abnehmen, oder den Laufstegen, auf denen sie rumstolpern. Ja, dann doch lieber krepieren, dann doch lieber weg, weg von dieser Welt, so schön ist die auch nicht, da ist das Sterben mindestens so schön.
    Ja, und wer hat eigentlich die Majas drum gebeten, ’ne Einschätzung darüber zu geben, wann die Welt untergeht, verfickte Scheiße noch mal? Als ob die Majas sonst irgendwas gewusst hätten, wie man ’ne Glühbirne baut oder ’n Radio zum Singen bringt, aber das wussten ’se. Technisch nicht besonders begabt, jedenfalls haben ’se nicht überlebt, wenn sie so ’ne hochbegabte Kultur wären, dass sie vorausahnen könnten, wann der Weltuntergang ist. Aber das haben ’se gewusst, ja, mittels Übertragung wahrscheinlich. Da hätten ’se doch ihr Wissen für ’ne andere Scheiße benutzen sollen, zum Beispiel wie bau’ ich ’ne Waffe, damit ich den spanischen Eroberern in den Arsch schießen kann und überlebe. Da hätte ich mir auch keine Gedanken mehr über den Tod von irgendwelchen Leuten in zwei oder 20 000 Jahren machen müssen!

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