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Hasstament

Hasstament

Titel: Hasstament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serdar Somuncu
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ihnen nicht zusteht! Weil sie sich diese Macht nicht erarbeitet haben, sondern sie ihnen zugeflogen ist. Wichser, die ihr Maul aufmachen und über andere Leute bestimmen und glauben, sie hätten was zu sagen, einfach Wichser! Und davon gibt’s so viele auf dieser Welt, ich weiß gar nicht, wie viele Waffen man bräuchte und, und Bomben und, und andere Vernichtungsmittel, um die alle auszurotten. Meistens sitzen ’se ja an irgendwelchen Hebeln oder beeinträchtigen das Selbstwertgefühl, diese Pisser, diese Nichts, diese Platzhalter!
    Ich müsste mich eigentlich nicht drüber aufregen, aber noch ist es ja noch nicht so weit, dass ich bestimmen kann, wer aus meinem Blickfeld zu verschwinden hat und wer nicht. Noch leide ich ja auch unter kleinen Abhängigkeiten, die ich allesamt abschaffen werde, eines Tages, wenn ich an der Macht bin und ich bin schon kurz davor!
    Am schlimmsten ist, wenn diese Wichser, von denen ich spreche, Kleingeister und Nichtsnutze sind.
    Ja, und trotzdem viel zu sagen haben, ob es der Schalterbeamte in der Bank ist oder irgendein Vermieter oder irgendein Versicherungsmakler oder irgendein Sachbearbeiter, der meint, er müsse jetzt auf den Knopf drücken und mir seine Mahnung ins Haus schicken! Meine Güte, was würde ich so einem gerne mal bei lebendigem Leibe die Haut abziehen. Und ich könnte es, ich hab’ ’ne Metzgerausbildung, ja, und bin Schlachter zugleich.
    Wenn mir eines Tages einer dieser Wichser in die Hände fällt, ja, sei es ein kleiner oder ein großer, es gibt ja auch mittelgroße und supergroße, ja, dann tu’ ich das, was meine Pflicht ist! Ansetzen, abdrücken! Und dann gibt’s ja auch noch Kongresse von Wichsern, die sich zu Interessensgemeinschaften von Wichsern zusammenschließen und sich gegenseitig nominieren und bejubeln und gratulieren, ja, und sich eigentlich nichts anderes als in den Arsch ficken! Auf so ’nem Kongress müsst’ ich mal erscheinen oder in Erscheinung treten, man muss ja nicht immer persönlich da sein, man kann ja auch seine Handlanger vorschicken und das Ganze mal okkupieren, ja, und Geiseln nehmen! Wie gern würd’ ich Geiseln nehmen, wie gern! Forderungen stellen, wie gern! Wie gern! Wie gern! Und allen ins Gesicht kotzen, die mir auf den Sack gehen. Aber ich halt’ mich noch zurück, ich bin ’n höflicher Mensch, ja, noch viel zu höflich! Ich könnte anders sein, aber nein, ich bin ja Humanist, Romantiker, gedankenschwul.
    Aber damit ist bald Schluss! Bald ist Schluss mit schönem Wetter, bald ist Schluss! Ich habe Waffen und ich habe die Möglichkeit und bald ist Schluss!
    Noch nicht, aber bald!
    Vielleicht kurz vor Weihnachten und wenn es in mir eskaliert, auch schon früher, damit Allerheiligen auch wieder ’n Sinn hat, ja, wer weiß.
    Aber man muss es nicht ertragen, man muss sich nicht von Wichsern regieren lassen, man muss sich nicht irgendwelche Diktaturen aufoktroyieren lassen von Leuten, die es nicht besser können als man selbst.
    Gut, wir werden nicht belohnt für unser Können, meistens werden wir bestraft, am meisten vom Finanzamt von irgendwelchen Debilen, von anderen, die sich mit uns messen wollen, obwohl sie nicht Maßstab sind.
    Gut, egal! Was spielt das für ’ne Rolle? Man muss sich halt ’ne Ersatzreligion finden, ja, man muss Steckdosen ficken, man muss Leute prügeln und schlagen, damit sie’s kapieren. Vielleicht ist das ja auch nur ’ne Energiesparmaßnahme, das man’s nicht jeden Tag macht, vielleicht erzeugt es ja auch Energie, dass es genug Wichser gibt, vielleicht wär’ ich nicht aggressiv genug, wenn es keine Wichser gäbe!
    Scheiße!
    Weiß gar nicht, warum ich so sauer bin?
    Grad heute Morgen hab’ ich noch Müsli gegessen, um friedlich zu wirken, aber es hat nichts genützt. Wahrscheinlich waren Zyankalielemente im Müsli, die mich schon wieder in die Aggression, in die blinde Wut getrieben haben!
    Ja, aber es ist eine heilige Wut, die mich regiert. Es ist keine sinnlose Wut, es ist ein Antrieb, ein Motor für Kreativität, ja, aggressive Wehrhaftigkeit gegen alles, was Stumpfsinn ist. Es ist ein Motor, eine Anregung zum Nachdenken, ja, manchen könnte man’s wünschen, aber die enden nur als Wichser auf Wichserkongressen, um sich wichsig zu beweihräuchern.
    So, ich fahr’ jetzt direkt zur Polizeistation und stelle mich.
    Ich stelle mich zur Verfügung und dann guckt ihr mal, ihr Wichser, ja, in den Lauf meiner Waffe.«

    SHN, Kapitel 59: Polizistinnen
    Serdar im Auto: »Welcher Teufel

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