Hasstament
ich nicht, nee, nachher habe ich noch einen Finger im Po. Wahrer Anarchismus ist heut’, Coca Cola zu trinken und nach Miami in den Urlaub zu fliegen, sich einen Mercedes zu kaufen und ’ne fette Uhr am Arm zu haben, das ist der wahre Anarchismus, weil das andere ist vorhersehbar. Immer gegen alles zu sein, das kenne ich, bin ich ja jahrelang, deswegen muss man auch mal für irgendwas sein. Für mehr Liebe und Gewalt in einem. Für mehr Verschwendungssucht und Ungerechtigkeit. Lass’ die anderen doch verrecken, was interessiert mich das. Ich bin doch nicht dafür geboren, eine bessere Welt zu machen. Die Welt ist schon schlecht genug ohne mich, da kann ich sie auch noch schlechter machen. Eigentlich würde ich damit doch nur den Kern des Menschen repräsentieren, aber dümmliches Geschwätz, sich selbst definieren durch irgendeine Zugehörigkeit. Ständig muss man zu irgendwas gehören: ›Ich gehör’ dazu, ich gehör’ dazu‹, und dann muss man prinzipientreu sein. Ich mache das, weil mein Prinzip ist dies.
Was für ein verfickter Scheiß, ich hab’ keine Prinzipien, ich bin inkonsequent bis ins Mark. Heute sage ich das, morgen glaube ich das, mal glaube ich an gar nichts, mal glaube ich an alles. Ich schnall’ mir einen Turban um den Kopf und dann sage ich: ›Heil Hitler‹, na und? Es gibt keine Logik, nein, das ganze Leben ist unlogisch. Wir sind umgeben von Chaos. Unser Leben ist ja noch nicht mal so greifbar, dass wir uns daran festmachen könnten. Wir glauben an die unsichtbaren Dinge und denken, sie wären konkret, und dann wachen wir irgendwann eines Tages auf, weil wir uns nicht dranhalten können. Weil das Prinzip gegen das Leben ist. Denn das Leben beginnt im Nichts und es endet im Nichts. Da kann es kein Prinzip geben, außer auszuhalten. Verfickte Scheiße, warum weiß ich das alles?
Ich gehe jetzt erstmal die Piratenpartei wählen oder ich gründe eine eigene Porno-Pimmel-Partei. Porno, Pimmel, Pustekuchen. Die Porno-Pimmel-Pustekuchen-Pussy-Partei. Pissnelken-Partei. Wirkt ja auch so aufmüpfig, wenn man Piratenpartei heißt, dann hat man ’ne Augenklappe, ’n Holzbein und so einen Haken am Arm. Piratenpartei. Wer sich das hat einfallen lassen. Robin-Hood-Partei ginge wahrscheinlich auch. Drecksscheiße! Erstmal das Leben bestehen, bevor man Kreuzchen macht, und dann sich selbst verstehen, bevor man über die Kreuzchen der anderen lacht, und vielleicht, vielleicht wenn alles gut geht, dann kommt man nicht nur an die Regierung, sondern missbraucht auch mal die Macht.
Gute Nacht!«
SMHN, Kapitel 25: Sehnsucht
Serdar im Auto: »Es gibt einen Moment, in dem sind wir alle gleich. Nämlich der Moment, in dem wir alleine sind, mit uns und denken, niemand würde sehen, was wir tun.
Ob wir unseren Finger ins Arschloch stecken und danach riechen, ob wir heimlich aufs Klo gehen und wichsen, ob wir unsere Popel essen oder Ameisen zerdrücken. Alle, alle sind wir gleich und wenn es jemand sagt, dass er es macht, und dazu noch vor anderen zugibt, dann wird er verurteilt, und jeder tut so, als wäre er unnormal, und alle tun so, als würden sie gar nicht wissen, wovon er spricht, dabei müssen sie es wissen, sonst könnten sie sich ja gar nicht drüber aufregen.
Verlogene Scheiße!
Das Schlimmste, was wir tun, tun wir, wenn wir alleine sind, da sind wir verzweifelt, da heulen wir das Kissen voll mit Sehnsüchten, mit Ängsten, mit Zweifeln, mit Hass, mit Wut. Da pumpen wir uns auf und ab und wenn wir dann wieder mit anderen zusammen sind, sind wir zurückhaltend distinguiert, da beherrschen wir uns, da benehmen wir uns.
Dabei sehnen wir uns vielmehr danach, erkannt zu werden, so wie wir wirklich sind, wenn wir alleine sind. Dabei sehnen wir uns alle danach, dass wir gleich sein können und nichts verurteilt wird, schon gar nicht die Einzigkeit, die Einzigartigkeit, die Einsamkeit.
Immer nur Sehnsucht, unerfüllte Sehnsucht, immer nur Suche: Sehn-Sucht.
Immer nur das Warten darauf, dass jemand einen erlöst, und sei es auch nur Gott in der Einsamkeit. Das jemand einen versteht und zulässt und dass der liebe Gott einfach nur wohlwollend nickt, wenn man irgendetwas tut, was böse ist.
Immer der Rückfall ins Kindliche. Die Kackwurst, die man in die Windel geschissen hat und die Hoffnung, dass die Mutter einem keine Ohrfeige gibt, sondern über den Kopf streichelt und sagt: ›Alles wird gut, alles wird gut. Das nächste Mal wirst du wissen, wohin die Scheißwurst gehört, ins Klo.‹ In dem
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