Hasstament
Scheiße.‹
Ja, ich habe es kaum ausgehalten. Irgendwann hab’ ich angefangen zu schnarchen, weil die Sessel ja auch immer so gemütlich sind.
Ich finde ein Kulturereignis muss auch etwas Ungemütliches haben, weil Kultur immer etwas von Selbstüberwindung hat. Wenn ich in ein Konzert gehe und die Opernsänger plärren so, dass mir die Sackhaare auf den Boden fallen, dann habe ich nachher wenigstens das Gefühl, dass ich etwas geschafft habe, dass ich was geleistet habe. Aber im Kino kriege ich es alles gratis geschenkt. Ich werde amüsiert, Herden-Amüsement, billiges!
Hab’ selten irgendeinen Film gesehen, der mich interessiert hat, höchstens wenn jemand massakriert wird oder ihm der Kopf abgehackt wird und das Blut auf die Leinwand spritzt. Aber dann johlen und jaulen sie ja gleich wieder, weil niemand in seiner Gemütlichkeit gestört werden will. Will sich nur die Nachos und den Käse in die Kimme schieben oder in die Kiemen und irgendwelche Popcorns nuckeln, bis er dann sich selbst vergisst und rausgeht und sagt: ›Das war ein schöner Abend.‹
Nein! Das war derselbe Abende wie die letzten Abende in deinem verfickten Leben auch zuvor, du warst nur im Kino zusammen mit Gleichgesinnten, du Arschkopf!
Demnächst nehme ich ein Gewehr mit und schieße auf die Leinwand oder schmiere meinem Nachbarn irgendein Eis ins Gesicht oder stehe auf und pinkele in die Popcorn-Tüte meiner Nachbarin oder schmeiße die Nachos einfach auf einen Sessel und setz’ mich drauf und reibe meinen Arsch so lange hin und her, bis aus den Nachos Käse-Flunder werden, hahahaha!
Hau ab hier, ich komm’ auf der linken Spur und gebe jetzt Gas! Geil, der hat in den Spiegel geguckt und dachte: ›Wer kommt denn da?‹, hahahaha.
Ja, man sollte öfter mal ins Kino gehen, dann hat man viel mehr Mut auch beim Überholen, hahaha.
Fünf Sterne, füüüüünf!«
Buch 3: Serdars Rated Hatenight , Kapitel 1–17 (2012–2013)
SRHN, Kapitel 1: Verkehr
Serdar Kaugummi kauend im Auto: »Pffffffff, werden ja immer neue Regeln erfunden im Verkehr. Aber nicht, damit der Verkehr sicherer wird, ha! Trugschluss! Bing! Sondern damit die, die die Regeln erfinden, mehr Geld verdienen. Als ob irgendeinen Bullen interessiert, wenn er ’n Blitzer aufstellt, dass jemand zu schnell fährt.
Der ist nur ’ne Marionette seiner Behörde, die es umso mehr interessiert, dass der Blitzer da steht, weil damit füllt sie ihre Kassen, genauso wie diese Politessenfotzen mit ihren Billo-Uniformen auf irgendwelchen hinteren Parkplätzen rumlaufen, um Leute aufzuschreiben.
Denunziantenpack! Schweinegesichter! Mongofressen!
Als ob die interessiert, dass ich falsch parke, ich steh’ ja nicht auf ihrem Fuß oder drück’ an ihre Muschi, nein, ich stell’ einfach mein Auto ab, weil ich zu Fuß gehen will, in die Innenstadt, würd’ ihr ja auch nicht passen, wenn ich in die Innenstadt fahren würde, ja.
Genauso ist es mit den Blitzern oder mit den Abstandsmessern, das ist ja die neue Pest: Abstandsmesser! Als ob ich mit ’nem Lineal an meiner Motorhaube durch die Gegend fahren würde, kann doch nicht wissen, wie viel Abstand ich hab’, mal viel, mal wenig, je nachdem, wie groß oder klein das Auto vor mir ist, ja. Und was soll Abstand? Was soll Abstand halten? Ich muss doch sehen, wer vor mir fährt, damit ich auch sauer werden kann, wenn’s ’n Ausländer ist, ’n Pole zum Beispiel oder Weißrusse. Theoretisch müsste es auch Gesetze geben, dass man zu Autos, vor denen man keinen Respekt hat, weniger Abstand halten darf, und Autos, die einem Respekt einflößen, ’n automatischen Abstandshalter sich einbauen lassen dürfen, im Gegensatz zu den anderen, die’s nur mit Aufpreis könnten, hehehe.
Oder über Rot fahren, was soll ich denn nachts an ’ner roten Ampel stehen? Ich hab’ genug Zeit in meinem Leben zu verlieren, da fahr’ ich einfach drüber, aber der Blitzer arbeitet auch nachts, weil’s offensichtlich wichtig ist, dass man nachts nicht über rote Ampeln fährt. Und was ist, wenn … wenn ’n Marder oder ’n Iltis über ’ne rote Ampel fährt oder geht? Kriegt er dann ’ne Anzeige, weil er Auto gefahren ist ohne Führerschein oder über ’ne rote Ampel gelaufen ist? Nein! Da interessiert sich keiner für! Die Mader werden nicht verkehrserzogen, aber die Menschen ja!
Dabei hätten die Mader es viel mehr nötig! Die steigen einfach nachts in ’ne Motorhaube und fressen meinen Kolben an, Fotzentiere!«
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