Hast du mich nie geliebt
So sinnlich, so voller Hingabe, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte. Egal, wie oft sie miteinander schliefen, immer entdeckte er etwas Neues an ihr, nie wurde es langweilig. Und sein Verlangen nach ihr wuchs von Mal zu Mal.
Sie hatte eine … ja, was war es? Er suchte lange danach, dann fiel es ihm ein. Eine Art, ihm das Gefühl der Zufriedenheit zu vermitteln. So etwas hätte er nicht von einer Frau erwartet, deren Beruf es war, sich reiche ältere Männer zu angeln. Die Frau, die er nachts in seinen Armen hielt, schien nichts gemein zu haben mit der ruchlosen Beutejägerin, als die Demetria sie beschrieben hatte. Irgendwie störte dies Nikos. Er bekam die beiden Seiten einfach nicht zusammen. Was war mit seinem Ärger, seiner Wut, seiner Verachtung für sie passiert? Sie waren verschwunden, hatten sich in nichts aufgelöst. Nur das Verlangen nach ihr beherrschte ihn noch und die Gewissheit, dass er von ihr nicht genug bekommen konnte.
Allein der Gedanke an ihre Affäre mit Stephanos war ihm zuwider. Am liebsten hätte er ihn verdrängt. Sie sollte nichts mit anderen Männern zu tun haben, sollte nur ihm gehören.
Die Stärke seines Gefühls überraschte ihn. Er konnte sich nicht erinnern, so etwas schon einmal empfunden zu haben.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Nun, im Moment brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Sie gehörte ihm, ihm allein. Kein anderer Mann war in Sicht, der ihr Idyll stören könnte.
Sein Blick ruhte auf ihr, während sie gemächlich ihre Bahnen zog. Dieses Bild würde er nie vergessen.
Nach einer Weile sah er auf die Uhr. Das Datum erinnerte ihn daran, dass die Zeit verstrich. Ihr Aufenthalt im Paradies war begrenzt. Irgendwann würde Stephanos wieder zurück sein. Und dann? Was würde dann passieren?
Der Gedanke an die bevorstehende Konfrontation war alles andere als angenehm. Aber Nikos wusste, dass er keine Wahl hatte. Er musste seinen Plan durchziehen, bis zum bitteren Ende. Das hatte er seiner Schwester versprochen, das schuldete er ihr.
Und danach? Was würde aus Janine werden? Was würde aus ihnen werden? Für Nikos war dies gar keine Frage. Er würde alles tun, damit sie bei ihm blieb. Sie hatte ihn in ihren Bann gezogen, er konnte nicht genug von ihr bekommen.
Es fiel ihm nicht leicht, dies zuzugeben, aber so war es nun einmal. Sie dachte nicht mehr an Stephanos, und er wollte dafür sorgen, dass dies auch so blieb.
Wo war das Problem? Es gab keines. Sie würden zusammenbleiben, sich lieben, sie würde ihm gehören.
Und niemand würde sie ihm wegnehmen können.
Janine ging am Strand spazieren. Es war früh am Morgen, der Sand fühlte sich kühl unter ihren Füßen an. Nikos war mit seinen E-Mails beschäftigt, und sie hatte Zeit für sich allein. Sie sog die frische Meeresluft in tiefen Zügen ein. Noch nie zuvor war sie so glücklich gewesen. Die Yacht lag nicht mehr vor Anker, die Crew war am Vortag nach Skarios zurückgekehrt. Außer dem Koch, der für ihre täglichen Mahlzeiten sorgte, waren sie und Nikos ganz allein.
Fast erschien es ihr, als wären sie die einzigen Menschen auf der ganzen Welt. Wie Adam und Eva im Paradies!
Janine blieb stehen und blickte hinaus aufs Meer. Die Wellen kräuselten sich leicht, kein Geräusch war zu hören.
Ein Gefühl überwältigte sie, das sie nicht hätte benennen können. Aber ihr Herz war übervoll davon.
Sie hatte sich Nikos hingegeben, weil sie keine andere Wahl gehabt hatte. Weil er sie genauso stark gewollt hatte wie sie ihn. Aber sie wusste, dass es keine Zukunft für sie geben konnte. Ja, im Moment war alles wundervoll. Doch was würde geschehen, wenn Stephanos zurückgekehrt war? Wenn Nikos wieder nach Athen musste? Wenn er aus ihrem Leben verschwand?
Einen kurzen Moment lang gönnte sie sich das Glück, von einer goldenen Zukunft mit ihm zu träumen. Davon zu träumen, wie es wäre, wenn er dasselbe für sie empfinden würde wie sie für ihn.
Doch dann verbot sie sich diesen Gedanken wieder. Nein, das war naiv. Nikos gehörte nicht zu den Männern, die sich verliebten. Er würde weiterziehen, wie er schon immer weitergezogen war.
Träume halfen ihr nicht. Sie musste die Zeit mit ihm nutzen. Sie besaß diese kostbaren Tage und Nächte, die nur ihnen gehörten. Und niemand würde ihr die Erinnerung daran nehmen können. Niemand!
Ein großes Glas Orangensaft in der Hand, trat Janine hinaus auf die Terrasse. Nikos saß bereits am Frühstückstisch, trank Kaffee und las die Morgenzeitung. Heute Morgen
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