Hastings House

Robert Adair verständigt wurde.
    Robert war Joe nach oben gefolgt und stellte sich zu ihm an den Streifenwagen. “Detective Langdon, haben Sie die Aussagen der beiden Ladies aufgenommen?”
    “Ja, Sir.”
    “Joe, bring die beiden nach Hause. Sobald ich etwas über die Tote weiß, lasse ich es dich wissen.”
    Joe nickte zustimmend. “Danke. Dir ist aber sicher klar, dass sie nicht mal eine von den Vermissten sein muss, nicht wahr?”
    “Das schon”, räumte Robert schulterzuckend ein. “Aber der Straßenstrich ist gerade mal einen Block von hier entfernt. Ich melde mich so oder so bei dir.”
    “Okay, dann kommt mal mit, ihr zwei”, sagte Joe an Leslie und Nikki gewandt. “Es geht zurück nach Hause.”
    “Joe, sei nicht wütend auf mich”, bat Leslie ihn.
    “Ich bin nicht wütend.”
    “Doch, das bist du.”
    “Nein, du hast schließlich eben ein Mordopfer gefunden und möglicherweise einen Hinweis geliefert, der zur Lösung eines Rätsels führen könnte, bei dem die Polizei seit fast zwei Jahren keinen Schritt weitergekommen ist. Das Ganze war ein sehr riskantes Spiel von dir, aber ich bin nicht wütend auf dich. Ich verstehe bloß nicht, warum du mich nicht früher anrufen konntest.”
    “Das wollte ich ja, doch da bin ich schon die Treppe runtergefallen”, erwiderte sie. “Ehrlich.”
    Er seufzte und legte ihr einen Arm um die Schultern, während er Nikki einen vorwurfsvollen Blick zuwarf.
    “Wir wollten die Polizei rufen, sobald wir einen Blick in den Eingang geworfen hatten”, erklärte sie.
    “Ich bringe euch jetzt zurück zum Hastings House”, meinte er, nachdem er leise aufgestöhnt hatte. “Dann bestellen wir uns eine Pizza.”
    Leslie sah ihn verwundert an, als er losging. “Ähm … ja, okay.”
    “Ich möchte, dass ihr euch im Augenblick von der Straße und von Erdlöchern fernhaltet. Ich muss später noch mal los, aber ihr bleibt im Haus. Ich werde einen Cop anheuern, der dienstfrei hat, damit er heute Nacht das Hastings House bewacht.”
    Ihm fiel auf, dass er viel zu schnell ging. Leslie und Nikki hatte beide Mühe, mit ihm Schritt zu halten. “Joe, warum brauchen wir einen Wachmann vor dem Haus? Adam ist da, Nikki ist da, und später kommst du auch wieder zu uns.”
    “Ich weiß nicht, wann ich zurück sein werde. Außerdem möchte ich, dass du den Code änderst.” Warum hatte er nicht schon längst daran gedacht? “Und lass noch ein weiteres Schloss an der Tür anbringen. Und eine Stahlstange auf der Falltür im Dead Room.”
    “Im Dead Room?”, fragte Nikki.
    “Im Anrichtezimmer”, erklärte Leslie.
    Als sie im Haus eintrafen, mussten sie Adam nicht erst erzählen, was geschehen war. Er saß in der Küche vor dem Fernseher und hatte die Nachrichten eingeschaltet. Nachdem er sich zu ihr umgedreht hatte, ignorierte er Joe und sah nur Leslie an. “Du wusstest, dass sie da unten ist?”
    “Nicht so richtig.”
    “Sondern?”
    “Zuvor hatte ich ein Schluchzen gehört, wie von einer weinenden Frau”, erklärte Leslie.
    “Du hast eine Tote weinen gehört?”, fragte Joe ungläubig.
    Sie sah ihn an, richtete sich zu voller Größe auf und stützte die Hände in die Hüften, dann antwortete sie voller Überzeugung: “Ja, das habe ich.”
    “Nikki und Leslie sind beide in der Lage, Dinge zu sehen, die sich jenseits des Lebens bewegen”, erläuterte Adam.
    “Du siehst Geister?”, fragte Joe.
    “Manchmal.”
    “Und Matt? Siehst du ihn auch?”
    “Nein.” Ihre Stimme zitterte leicht.
    “Adam, komm mit, wir gehen Essen holen”, schlug Nikki vor.
    “Kommen Sie aber bitte gleich wieder zurück”, wandte sich Joe an die beiden, ohne seinen prüfenden Blick von Leslie zu nehmen. Obwohl er “bitte” eingefügt hatte, waren seine Worte eine klare Aufforderung.
    Leslie sagte nichts, als die beiden gingen.
    “Du siehst also tatsächlich Geister?”, fragte er schließlich noch einmal.
    “Manchmal”, wiederholte sie. “In diesem Fall habe ich nur ein Schluchzen gehört. Aber, Joe …”
    Er hob eine Hand, damit Leslie schwieg.
    “Du glaubst mir nicht”, stellte sie fest.
    “Ich glaube dir sehr wohl. Das ist ja das Problem”, antwortete er.
    “Ich verstehe nicht …”
    “Leslie, du musst hier raus. Das ist mein Ernst.”
    “Aber …”
    “Leslie, ich glaube, die Explosion damals hat dir gegolten, nicht Matt. Ich weiß bloß nicht, aus welchem Grund. Und jetzt entführt und tötet jemand all diese Frauen. Ich bin mir sicher, dieser Jemand kennt dich.