Hastings House
durchgedrehten Welt alte Einwanderer gegen neue kämpften, dann zwei Weltkriege und den anschließenden Kalten Krieg bis hin zur Tragödie zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts.
Irgendwo hier mussten sich doch Geister aufhalten …
Aber sie konnte weder etwas hören noch spüren. In diesem Haus herrschte vollständige Ruhe.
“Matt?”, flüsterte sie voller Hoffnung.
Doch es kam keine Antwort.
Sie schloss die Augen, betete, hoffte und wartete.
Nichts.
Schließlich ging sie nach oben, um sich schlafen zu legen.
Von Nikki wusste sie, dass es keine festen Regeln gab, was die Ebene der Geister anging. Niemand wusste, was jenseits dieser Welt lag.
So lange sie konnte, hielt sie sich wach und lauschte aufmerksam.
Nichts geschah, und irgendwann schlief sie ein, ohne etwas davon zu bemerken.
4. KAPITEL
E s war gegen drei Uhr morgens, als Joe langsam durch die Straßen fuhr und unter den vielen Prostituierten, die den Fußweg säumten, nach einer bestimmten Frau Ausschau hielt.
Seine Hausaufgaben hatte er sofort erledigt, indem er die Informationen nachprüfte, die Eileen ihm gegeben hatte, Treffen vereinbarte und E-Mails verschickte …
Den Magazinartikel war er einige Male Satz für Satz durchgegangen, doch darin fand sich nur eine Anspielung auf ein altes Gerücht über eine außereheliche Affäre. Doch lieferte dieses vage Gerücht einer erwachsenen, intelligenten Frau ausreichende Gründe, um daraufhin alle Brücken hinter sich abzubrechen? Joe bezweifelte das. Der Reporter, der diesen Artikel geschrieben hatte, war momentan im Ausland unterwegs, daher konnte Joe ihn nicht befragen, wie viel er tatsächlich wusste.
Allerdings erwartete Joe von dieser Seite auch nicht allzu viel Hilfe.
Die Erklärung für Genevieves Verschwinden fand sich irgendwo hier auf den Straßen dieser Stadt, auf den Bürgersteigen dieses Viertels.
Eine von Eileens Notizen verwies auf eine Nutte, der Genevieve helfen wollte und über die sie tatsächlich mit ihrer Tante gesprochen hatte.
Didi Dancer.
Ganz sicher nicht ihr richtiger Name …
Knapp über eins sechzig groß, eine enorme Oberweite, Wespentaille, bevorzugte Arbeitskleidung: hautenger roter Rock und Lederjacke, dazu Stilettos. Ihr langes, volles Haar in einem kräftigen Braunton war ihr ganzer Stolz. Diese Frau würde man nicht so leicht übersehen.
Und da sah er sie auch schon. Als sie bemerkte, dass sein Lexus am Straßenrand hielt, umspielte ein abgebrühtes Lächeln ihre Lippen. Mit lasziven Schritten kam sie zu ihm herüber, lehnte sich gegen die Beifahrertür und drückte den Rücken durch, um ihren Busen stärker zu betonen.
“Hey”, sagte sie, wobei ihr Lächeln einen etwas sanfteren Zug annahm. “Na, Süßer, was hast du denn heute Nacht so vor?”
“Ich würde gern mit dir reden.”
Sie hatte ein hübsches Gesicht, auch wenn ihre Haut trocken und gespannt wirkte. Vielleicht – nein, eher ganz sicher eine Folge von zu vielen illegalen Substanzen.
“Reden? Na klar, Schatz. Jeder will doch mal reden.”
Als er lächelte, wurde ihr Grinsen noch breiter. “Weißt du”, sie ließ ihre Stimme rau klingen, “du siehst wirklich gut aus, Schatz. Vielleicht können wir uns ja auf einen Deal einigen – fürs Reden.”
“Ganz ehrlich, ich will nur mit dir reden, aber ich bezahle auch dafür.”
Plötzlich versteifte sie sich und wurde ernst. “Du bist von der Scheißsitte, wie? Ich hab nichts gesagt, du kannst mir nichts anhängen!”
Als sie sich hastig vom Wagen entfernte, klapperten ihre Absätze hart auf dem Fußweg.
Joe stieg aus und lief ihr nach. “Ich schwöre dir, ich bin nicht von der Sitte. Und ich werde dich für deine Zeit bezahlen. Du bist doch … Didi Dancer, richtig?” Mann, war das ein alberner Name.
Sie blieb stehen, drehte sich zu ihm um und betrachtete ihn misstrauisch. “Wer bist du? Und
was
bist du?”, fragte sie.
“Ich bin Privatdetektiv, und ich brauche deine Hilfe. Ich suche nach einer vermissten jungen Frau, Genevieve O’Brien.”
Ein eigenartiger Ausdruck huschte über Didis Gesicht, eine Mischung aus Sorge und Mitgefühl. Ihre Stimme klang noch immer rau, als sie fragte: “Diese hübsche Sozialarbeiterin?”
“Ja.”
“Du weißt, dass ich mit den Cops gesprochen habe?”
“Ja. Wirst du auch mit mir reden?”
Nach kurzem Zögern stimmte sie schließlich zu: “Na gut. Wenn du mich ‘ne Runde in deinem Wagen mitnimmst. Ist ‘n cooler Schlitten.”
“Danke.”
Sie stieg ein und strich über das
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